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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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flirren, mehr vermochten die grauen Giganten mit ihrer Attacke nicht auszurichten. Laut spottend trat Eonis auf den Wehrgang hinaus, um sie zu weiteren sinnlosen Angriffen zu provozieren. Die überall aufzuckenden Blitze fürchtete er nicht, selbst wenn sie in seine Richtung schlugen. Auch sie zersplitterten in fünf Körperlängen Entfernung zu einem feinen Netz aus Entladungen, das lediglich die Umrisse der schützenden Sphäre nachzeichnete.
    Eonis aufwallende Triumphgefühle verflogen auf einen Schlag, als er einen Blick in die Tiefe warf. Seine rund um den Turm in Stellung gegangenen Fußtruppen hatten den Zyklopen nicht viel entgegenzusetzen gehabt.
    Überall krümmten sich niedergemetzelte Gardisten im Gras. Eonis konnte es kaum glauben. Drei Kompanien – die Elite seines Heeres – einfach ausgelöscht.
    Einzig die ihnen zur Seite gestellten Gryff leisteten noch Widerstand, obwohl auch ihre Körper den Boden bedeckten. Wo sie nur konnten, wichen sie den Klingen und dem Trompetenhall der Mamuth aus, doch sobald sie zum Gegenschlag ansetzten, brauchten die grauen Giganten nur höher zu steigen, um den Krummschwertern und Schnabelhämmern zu entkommen. Im Kampf auf engem Raum waren die Giganten durchaus zu bezwingen, aber nicht unter freiem Himmel, wo sie ihre überlegene Flugfähigkeit gnadenlos ausspielen konnten.
    Daran vermochte auch das Unwetter nichts zu ändern, das über ihren Köpfen tobte. Immer wieder schlugen herabzuckende Blitze einen Bogen um sie herum, während manch tiefer fliegende Gryff getroffen wurde. Fürchterliche Schreie gellten bei solchen Einschlägen auf. Unter den auf sie einwirkenden Kräften entzündete sich ihr Gefieder, sodass die Sterbenden lebenden Fackeln glichen, wenn sie zur Erde trudelten.
    »Die Zyklopen siegen«, hauchte Kimue, die an seine königliche Seite geeilt war, voller Entsetzen. »Und wir sitzen auf ewig in der Falle.«
    Sie schätzte die Lage vollkommen richtig ein, aber das wollte Eonis nicht wahrhaben. »Nein!«, knurrte er aufgebracht. »Wir Greifen sind diesen Giganten ebenbürtig. Macht euch bereit, in den Kampf einzugreifen.«
    Es war ein Flug in den Tod, den er allen befahl, aber das war ihm gleichgültig. Lieber wollte er im ehrenvollen Kampf sterben, als durch das Portal zu flüchten und sich für den Rest seines Lebens zu verstecken.
    Wartet noch! , erklang Hatras Stimme plötzlich in seinem Kopf. Und habt ein wenig mehr Vertrauen!
    Kimue sah verwirrt über die Schulter, um nach der Hexe Ausschau zu halten. Sie hatte die Stimme auch gehört, ebenso die übrigen Greifen.
    Eonis zögerte. Die beiden Zyklopen, die den Wehrgang erobern wollten, setzten gerade zu einem Sturzflug an, um ihre Kräfte lieber an die stetig schrumpfende Zahl von kämpfenden Gryff zu verschwenden. Nichts hätte der Herrscher aller Leu lieber getan, als ihnen mit angelegten Schwingen und schlagbereiter Streitaxt zu folgen.
    Die teilnahmslose Beobachterrolle, zu der er verurteilt war, machte ihn rasend. Alles in ihm drängte danach, seinen Stahl zwischen den ledrigen Schwingen eines Mamuth zu versenken, aber noch ehe ihn die Kampfeslust überwältigen konnte, löschte ein furchtbares Gleißen alle Gelüste aus.
    Lautes Donnergrollen erfüllte den Himmel, während das heller als tausend Sonnen blendende Licht sie dazu zwang, die Köpfe abzuwenden. Instinktiv wirbelte Eonis zur Turmkuppel herum, weil seine Augenlider durchscheinend wurden.
    Auch als das durchdringende Leuchten wieder verschwand, waren sie noch eine Zeitlang blind. Irritierende Lichtpunkte tanzten vor ihren Pupillen umher, während sie herauszufinden versuchten, was gerade geschehen war. Dem infernalischen Lärm folgte ein Moment ungewöhnlicher Stille, zumindest kam Eonis das so vor, obwohl unter ihm Todesschreie gellten.
    Außerhalb der Bannsphäre war dem Blitz niemand entkommen. Bis zur Unkenntlichkeit verkohlte Zyklopen stürzten der Erde entgegen, während von den Trutzadlern kaum noch Asche übrig war.
    Das Donnergrollen hatte den Turm unter ihren Füßen erzittern lassen. Die auf dem Boden aufschlagenden Zyklopen waren dagegen kaum mehr als dumpfe Schläge in weiter Ferne. Nur knapp ein Dutzend der grauen Giganten hielt sich noch in der Luft. Orientierungslos flatterten sie umher, vollkommen unfähig, noch gemeinsam zu handeln.
    »Jetzt!«, rief Hatra von drinnen. »Jetzt könnt Ihr Eure Rache nehmen!«
    Eonis gab sich nicht die Blöße, den Befehl zu wiederholen. Er sprang einfach über die Brüstung und nahm

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