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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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sanfter Windstoß kündigte die Ankunft von Kimue an, die flügelschlagend neben ihnen in der Luft verharrte. In den Augen der Favoritin tanzten kalte Reflexe, die an glitzernde Eiskristalle erinnerten. Es missfiel ihr ganz offensichtlich, dass Hatra sich so vertraut mit ihrem Gemahl unterhielt.
    Von leisem Knurren untermalt fragte sie: »Wie soll es von nun an weitergehen?«
    »Sammelt die Köpfe der Mamuth ein, die Ihr Zyklopen nennt!«, riet Hatra, ohne dem kalten Blick der Rivalin auszuweichen. »Mit ihnen als Trophäe wird es Euch ein Leichtes sein, alle Gryff der Nordermark hinter Goron zu vereinen.«

11. Die Pilgermädchen
    Wahrscheinlich hätten Bree und Venea es auch ohne ihre Armbänder geschafft, das Stadttor unbehelligt zu passieren. Wenn es darauf ankam, wussten die beiden ganz genau, wie sich Männer um den kleinen Finger wickeln ließen. Ein vielversprechendes Lächeln auf den leicht angefeuchteten Lippen und große, unschuldig dreinblickende Augen versüßten den Tag einiger Torposten so sehr, dass sie gar nicht auf die Idee kamen, nach dem Besitzer des herrenlosen Pferdes zu fragen, das sie am Zügel bei sich führten.
    Dass Tabeth quer über dem Rücken des Wallachs festgebunden war, konnte niemand sehen, dafür sorgte ein Jadezauber, den sie den ganzen Nachmittag über vorbereitet hatten. Gefährlich wurde es nur, wenn jemand dem Wallach zu nahe kam und dabei gegen ein unsichtbares Hindernis stieß.
    Die Schlangenaugen ihrer Armbänder glänzten, während Bree und Venea mit den Gardisten von Leru scherzten. Tabeths Unsichtbarkeit kostete sie viel Kraft, aber das ließen sie sich nicht anmerken. Zum Glück gab es auf dem Weg hinaus keine Warteschlangen, wie es in der umgekehrten Richtung der Fall gewesen wäre.
    »Wollt ihr uns wirklich schon verlassen?«, war alles, was ein dürrer Büttel mit ausgefranstem Schnauzbart wissen wollte, anstatt sie zu kontrollieren. »Solch angenehme Gäste wie euch lassen wir nur ungern ziehen.«
    Rorn, der schon ein Stück voraus war, konnte kaum glauben, dass das der gleiche mürrische Kerl war, der ihn kurz zuvor mit einer Reihe von Knurrlauten abgefertigt hatte. Zum Glück hatten die beiden Frauen keine Zeit, sich lange auf irgendwelches Gesäusel einzulassen.
    So rasch es ging, ohne durch übertriebene Hast aufzufallen, begaben sie sich außer Sichtweite. Rorn ließ sie zunächst vorüberziehen, schloss dann aber rasch zu ihnen auf, und zwar so, dass er die Sicht auf Tabeths Wallach möglichst gut versperrte. Die Staubfahne, die sie auf dem trockenen Weg aufwirbelten, half ebenfalls dabei, sich den Blicken der auf der Stadtmauer postierten Gardisten zu entziehen.
    »Ich glaube, das reicht!«, rief er, nachdem sie fast eine Königsmeile zurückgelegt hatten. »Auf diese Entfernung wird es schwer, den Unterschied zwischen einem beladenen und einem unbeladenen Packpferd zu erkennen. Außerdem interessieren sich die Späher auf dem Wehrgang mehr für das, was am Horizont naht.«
    Da ihnen gerade niemand entgegenkam, stellten die Hexen ihren Zauber ein. Sofort wurde der Seidenteppich sichtbar, in den sie Tabeth fest eingewickelt hatten. Alle zuvor zur Schau gestellte Fröhlichkeit war längst aus Veneas und Brees Gesichtern verschwunden. Ihre Schattenschwester auf diese Weise transportieren zu müssen machte ihnen zu schaffen. Aber es ging nicht anders. Ein Fuhrwerk zu mieten hätte nur noch mehr Zeit verschlungen.
    Rorn kannte einen südlich von Leru gelegenen Hain, der ihm geeignet erschien. Auf dem Weg dorthin begegneten ihnen nur einige Reisende und mehrere Bauern, die auf ihren Feldern das Unkraut hackten. Keiner von ihnen fragte, was sie da mit sich führten, selbst wenn mancher ahnen mochte, dass es ein Leichnam war.
    Der Tod war allgegenwärtig in diesen harten Zeiten und konnte jedermann auch fern von zu Hause ereilen. Einen Angehörigen in heimische Erde zu überführen zeugte daher von Anstand und Edelmut und keineswegs von niederer Gesinnung.
    Auf diese Weise gelangten sie am späten Nachmittag unbehelligt ans Ziel.
    »Das ist ein guter Platz«, lobte Venea, als er ihnen den bewaldeten Hügel zeigte, der noch in Sichtweite des Meeres lag, aber auch einen freien Blick ins Landesinnere bot.
    Etwas weiter unterhalb entsprang sogar eine Quelle, an der sie ihren Durst löschen und ihre Pferde tränken konnten. Danach wählten sie gemeinsam einen Platz unter einer großen Eiche aus. Rorn half noch, die Grube mit auszuheben, bevor er die Frauen verließ. Wie

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