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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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lehren, zukünftig vorsichtiger mit fremden Kerlen zu sein!«, schimpfte Bree das Mädchen aus. Ausgerechnet sie, die nur wenige Sommer älter als die Gescholtene war.
    Ira und Urte zogen trotzdem verschämt die Köpfe ein.
    »Lass die beiden gefälligst in Ruhe«, zischte Venea ihre Schattenschwester an. »Solcherart Reden werden sie noch genug von ihrer Mutter zu hören bekommen.«
    Rorn sah zum fahlen Rund des Mondes auf, der langsam sein trübes Licht über die Landschaft streute. »Wenn die Mutter nicht schon vor Sorge umgekommen ist«, mischte er sich ein, bevor es zum Zwist unter den Hexen kommen konnte. »Am besten lasst ihr die beiden bedauernswerten Gestalten hinter euch aufsitzen und bringt sie ins Pilgerlager.«
    »Und was ist mit dir?«, fragte Venea misstrauisch.
    »Ich sorge mich um die Wirtin, die ihnen geholfen hat«, antwortete er, obwohl das nur ein Teil der Wahrheit war. »Deshalb werde ich einen kurzen Blick in diese Waldschenke werfen, um sicherzugehen, dass sich die Kerle aus dem Staub gemacht haben. Die Hütte befindet sich doch wohl da, wo der Rauch zwischen den Bäumen aufsteigt?«
    Allein in die Richtung des Forstes zu blicken brachte für Ira und Urte die Erinnerung an den durchlebten Schrecken in aller Deutlichkeit zurück. Plötzlich begannen sie derart zu zittern, dass sie sich aneinanderklammern mussten, bevor sie Rorns Vermutung bestätigen konnten.
    »Die beiden können auf Tabeths Stute reiten«, schlug Venea vor. »Bree begleitet sie, ich komme mit dir.«
    Rorn schüttelte den Kopf.
    »Unmöglich«, erklärte er schroff. »Falls ich mich schnell davonmachen muss, brauche ich vielleicht beide Pferde.«
    Veneas Gesicht verhärtete sich.
    »Der Bannstreiter und fliehen?«, sage sie, beide Hände in die Hüften gestemmt. »Du gehst doch sonst keinem Kampf aus dem Wege.«
    Rorn legte eine Hand auf seinen Sattelknauf, an den die Zügel des herrenlosen Pferdes gebunden waren, um klarzustellen, dass er in diesem Punkt nicht mit sich reden ließ. Auch wenn sich die Südländerin ihrer Haut zu wehren wusste: Bei dem, was er vorhatte, konnte er niemanden an seiner Seite gebrauchen.
    Venea ahnte natürlich, dass er auf eine Konfrontation aus war, gerade deshalb wollte sie ihn begleiten. Sie atmete tief ein, um lautstark zu protestieren. Doch noch ehe sie ein Wort über die Lippen brachte, mischte sich Bree ein.
    »Lass ihn alleine gehen«, forderte die junge Hexe. »Du wärst ihm ohnehin keine Unterstützung. Du kannst ja nicht mal eine Feldmaus leiden sehen!«
    Nicht einmal ihre von Natur aus dunkle Haut verbarg, dass Venea bis unter die Haarwurzeln errötete. Ihre sanft geschwungenen Lippen öffneten sich mehrmals, um etwas zu erwidern, doch angesichts der spöttischen Bemerkung ihrer Zunftschwester fehlten ihr die Worte.
    Eisiges Schweigen entstand.
    »Ich will heim«, verlangte Ira in die Stille hinein. »Es wird dunkel, und mir ist kalt, weil mein Kleid zerrissen ist. Wenn ihr uns nicht begleiten wollt, gehen wir eben zu Fuß weiter. Nomar und die anderen sind uns ja nicht gefolgt.«
    Dicke Tränen liefen über ihr mit Schweiß und Staub verklebtes Gesicht. Als Urte das sah, fing sie ebenfalls zu schluchzen an. Die beiden Schwestern spürten instinktiv die Spannungen zwischen ihren Rettern, verstanden aber nicht den wahren Grund dafür. Angesichts der feuchten Tränenbahnen auf ihren schmutzigen Wangen schloss Venea die beiden spontan in die Arme.
    »Kümmert euch um die Mädchen«, drängte Rorn erneut. »Sie brauchen eure Hilfe nötiger als ich. Niemand weiß, ob sich hier nicht noch andere Halunken herumtreiben.«
    Venea widersprach dem nicht, sondern half Ira auf ihr Pferd. »Bree und ich kommen nach, sobald wir im Pilgerlager waren«, kündigte sie dennoch an.
    Bree, die bereits mit Urte im Sattel saß, tat so, als hätte sie Mühe, ihren tänzelnden Gaul unter Kontrolle zu halten. In Wirklichkeit lenkte sie ihn jedoch geschickt neben den Grauschimmel und forderte so leise, dass es nur Rorn hören konnte: »Bring die Schweine um!«
    Er las die Worte mehr von ihren Lippen ab, als dass er sie wirklich hörte, und machte sich nicht die Mühe, auf sie zu antworten. Auch das freudig erregte Glitzern in Brees Augen entlockte ihm nicht das kleinste Zucken der Mundwinkel.
    Mit unbewegtem Gesicht ritt er mit seinem Grauen und mit Tabeths Stute in Richtung Forst, ohne sich noch einmal umzudrehen. Er wusste die geschundenen Pilgerinnen bei den Hexen in guten Händen, darum war sein Blick

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