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Bannstreiter

Bannstreiter

Titel: Bannstreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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dagegen eine ganz andere Erklärung parat.
    »Ein Wunder!«, rief er laut aus, mit dem silbernen Schwingenschild auf den Einsturz deutend. »Die Greifen wirken uns zu Ehren einen Zauber, der die Zyklopen endgültig vernichtet!«
    Der daraufhin ausbrechende Jubel war Eonis mehr als unangenehm. Immerhin war ein strategisches Manöver der Zyklopen nicht auszuschließen. Doch was für ein Angriff sollte das sein, der mit der Zerstörung der eigenen Wehranlagen begann?
    »Kommt!«, rief er seinen Greifen zu. »Wir sehen nach, was da eigentlich vor sich geht!«
    Ohne auf die trägen Gryff Rücksicht zu nehmen, stiegen sie rasch auf und überbrückten die zwischen dem eingestürzten Turm und ihnen liegende Distanz, so schnell sie ihre Schwingen nur trugen. Lange Zeit wurde ihre Sicht durch eine Hügelkette behindert. Als endlich die letzten noch störenden Wipfel überwunden waren, hing nicht der kleinste Staubschleier in der Luft, trotzdem trauten sie alle kaum ihren Augen.
    Keuchend riss Eonis den Mund auf und rang nach Atem.
    Seine Kopfhaut begann zu kribbeln, doch so oft er auch seine Lider zusammenkniff und wieder aufriss – das Bild, das sich ihnen bot, blieb stets das gleiche. Statt eines riesigen Trümmerhaufens markierte nur ein tiefes, kreisrundes Loch die Stelle, an der bis vor kurzem ein hoher, die Wolkendecke durchstoßender Turm gestanden hatte.
    Kein einziger Granitquader war zu entdecken, als sie näher kamen. Ebenso wenig irgendwelche Abdrücke im Grund, die ein Aufprall verursacht hätte. Nicht einmal ein paar Äste waren abgeknickt worden. Ohne die klaffende Grube, die exakt dem Fundament des Turmes entsprach, hätten sie daran gezweifelt, überhaupt an der richtigen Stelle zu stehen.
    »Unglaublich!« Kopfschüttelnd sah Eonis auf die glatt abfallende Wandung zu seinen Füßen herab. »Das ist doch einfach nicht möglich …«
    Keine Schaufel und erst recht kein anderes Grabwerkzeug hätten das Erdreich so sauber ausstechen können, und das auf einer Tiefe von fünf Körperlängen. Einige zur Seite hin offene Gänge, durch die verwirrte Mäuse rannten, bewiesen eindeutig, dass die Tierwelt von diesem Phänomen ebenfalls vollkommen überrascht worden war.
    »Das muss ein Rückzug sein, eine andere Erklärung gibt es überhaupt nicht.«
    Eonis zuckte schon gar nicht mehr zusammen, als sich Perac unversehens neben ihm zu Wort meldete. »Ihr seid also nicht dafür verantwortlich?«, fragte er bloß.
    »Nein.« Der Großmeister schüttelte unmerklich den Kopf. »Ich habe das Treffen in Okdor aus sicherer Entfernung beobachtet und wurde von diesen Ereignissen genauso überrascht wie Ihr.«
    »Ein Rückzug?«, mischte sich Kimue ein. »Warum? Und wohin?«
    »Warum?« Peracs Miene entspannte sich ein wenig. »Nun, die Mamuth haben wohl endgültig begriffen, dass die Türme ihnen keine Sicherheit mehr bieten.«
    Dass der Feind noch mächtig genug war, einen solchen Zauber zu wirken, verursachte Eonis ein flaues Gefühl im Magen. »Du glaubst also, dass das Gleiche noch an anderen Plätzen geschehen ist?«
    Statt zu antworten, sah der Großmeister zu einem kleinen Punkt inmitten der weißen Wolken auf, der rasend schnell anwuchs. Es handelte sich um Hatra, die senkrecht zu ihnen herabschoss, ohne dass sich ihr Gewand dabei aufblähte oder auch nur einen Fingerbreit ihrer schlanken Fesseln entblößte. Auf gleicher Höhe angekommen schwebte sie über der tiefen Grube und erstattete Perac atemlos Bericht. Nach dem, was sie aus großer Höhe gesehen hatte, waren noch drei weitere Türme von ihren Plätzen verschwunden.
    Dem Magier genügte das als Beweis seiner Vermutung.
    »Warum verlassen die Mamuth nicht einfach nur ihre Türme?« Dass selbst die Hexe ratlos war, gab Eonis zu denken. »Warum verschwenden sie ihre Kräfte mit solch einer gewaltigen Anstrengung?«
    »Vermutlich brauchen sie die Quader noch für etwas anderes.« Peracs Gesicht straffte sich erneut. »Etwa um einen Turm zu bauen, der selbst für Greifen unerreichbar ist.«
    »Ein neues, unbezwingbares Bollwerk?« Kimue klang ungehalten. Dass der Feind auf diese Weise reagierte, empfand sie als Unverschämtheit. »Wo wollen sie das wohl errichten?«
    Perac bedachte sie mit einem kühlen Blick. »Das herauszufinden wird wohl die Aufgabe Eurer Späher sein!«

12. Das Ende der Sattelwölfe
    Die aus pechgetränkten Baumstämmen errichtete Hütte war nicht schwer zu finden. Denn die aus dem Schornstein senkrecht aufsteigende verräterische Rauchsäule war

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