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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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Pflichtgefühl umbringen, Damon?“
    „Haben Sie Dank für Ihre Gastfreundschaft“, sagte er rauh. „Ich möchte nicht, daß Sie mich für undankbar halten.“ Er drückte Tobias herzlich die Hand, nickte Alba zu, die dem Corporal eine Satteltasche mit Lebensmitteln vollgestopft hatte, und schritt aus der Tür, ohne Royal noch einen Blick zu gönnen. Sichtlich mühsam bestieg er das Pferd und überlegte. War er etwa wieder zu hart zu ihr gewesen? Er schaute zum Haus zurück. Sie stand auf der Schwelle und hatte Tränen in den Augen. Warum nur hatte er sie so rauh angefaßt?
    „Machen Sie sich keine Sorgen um mich, Royal“, sagte er und gab dem Wallach die Sporen, der Seite an Seite mit dem Pferd des Corporals davontrabte.
    „Sind eigentlich alle Männer solche Narren?“ fragte Royal.
    „Wahrscheinlich“, gab Alba trocken zur Antwort. „Aber das hindert uns Frauen nicht daran, sie trotzdem zu lieben.“
     
    *
     
    Charles Town, South Carolina
     
    Die seichten Gräben, in denen sich die Verteidiger verschanzt hatten, boten kaum Schutz vor dem andauernden Trommelfeuer der feindlichen Artilleriebatterien. Knietief standen die Soldaten im Wasser. Die Gesichter waren eingefallen, die Augen glasig vor Übermüdung. Nur wenige Meter davor hatten sich die Gegner eingegraben. Sobald die Nacht hereinbrach, würde man auf beiden Seiten auf jeden Schatten schießen, der sich zu regen begann.
    Damon Routhland hatte den Vorteil, daß er die Gegend gut kannte, und so war es nicht schwierig für ihn, durch die britischen Linien zu kommen. Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne fielen gerade auf die Baumwipfel, da betrat er das Zelt des Generals.
    Lincoln stand über ein Dokument gebeugt. Nur das Kratzen des Gänsekiels auf dem Papier war zu hören. Er hob den Kopf und wies mit zusammengepreßten Lippen auf einen Stuhl.
    „Ich war nicht sicher, Damon, ob Sie wiederhergestellt wären. Und nun möchte ich mir und Ihnen wünschen, Sie hätten den Ritt nicht unternommen. Hier ist alles verloren.“
    Damon Routhland ließ sich auf dem Feldstuhl nieder und streckte das höllisch schmerzende Bein von sich. „Das habe ich inzwischen auch begriffen, Sir. Ohne Hilfe aus dem Norden und Einsatz durch die Truppen des Generals Washington können wir die Stellungen hier nicht halten. Die Briten haben uns zu Wasser und zu Lande von allem abgeschnitten.“
    „Und doch sind Sie durchgekommen.“
    Der Colonel lächelte grimmig und musterte den Freund. „Ich kenne das Gebiet recht gut.“
    „Meinen Sie, daß Sie den Ring der Belagerer noch einmal durchbrechen könnten, Damon?“
    „Gewiß, Sir. Aber ich würde es vorziehen, hier zu bleiben und zu kämpfen.“
    „Männer, die bereit sind, zu kämpfen und zu sterben, habe ich viele. Doch ich habe keinen, dem ich eine Nachricht für General Washington anvertrauen könnte in der Hoffnung, daß Washington sie auch erhält. Er liegt mit seinen Truppen in Morristown in New Jersey. Warnen Sie ihn: General Clinton wird nach New York zurückkehren, sobald …“ Er verstummte, als würde er das, was er sagen mußte, nicht über die Lippen bringen. „… sobald wir uns hier ergeben haben. Clinton plant dann, Cornwallis hier zurückzulassen mit einer entsprechenden Besatzung. Machen Sie Washington klar, Routhland, wie unumgänglich es geworden ist, daß er nach Süden marschiert.“
    Damon Routhland rieb sich das schmerzende Bein, ohne es zu bemerken. „Auf dem Weg hierher kam ich an brennenden Häusern und Läden vorbei.“
    „Ja“, sagte Lincoln niedergeschlagen. „Die Bevölkerung der Stadt fleht mich an, Charles Town den Rotröcken zu übergeben.“ Mit einer Geste müder Hoffnungslosigkeit strich er sich über die Stirn. „Was bleibt mir denn übrig, wenn wir von allen Verbindungsstraßen abgeschnitten sind?“
    „Nichts, Sir“, bestätigte Damon Routhland finster. „Ein Mann, vielleicht auch zwei, könnten sich durch die feindlichen Linien hinausstehlen. Aber wir bringen nicht die ganze Armee hinaus.“
    General Lincoln rollte das Pergament mit der Meldung zusammen, siegelte es und reichte es dem Colonel.
    „Beeilen Sie sich, Colonel Routhland. Nehmen Sie mein Pferd. Es ist ausgeruht. Und legen Sie keine Pause ein, bevor Sie nicht Charles Town weit hinter sich gelassen haben.“
    Damon Routhland war nach einem Gewaltritt von zwei Tagen und Nächten ziemlich erschöpft. Das verwundete Bein schmerzte und pochte und stach, und er konnte sich kaum noch erinnern, wann er zum

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