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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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letztenmal etwas gegessen hatte. Trotzdem erhob er sich und stand aufrecht und ohne zu schwanken vor seinem Oberbefehlshaber. Was in der nächsten Zeit auf Lincoln zukommen mochte, war gewiß kein Honiglecken. Welchem Befehlshaber fiele es schon leicht, von seinen Leuten das Eingeständnis einer völligen Niederlage zu verlangen?
    „Zählen Sie auf mich, Sir. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß Ihre Nachricht den General Washington erreicht, wenn ich durchkomme.“
    Lincoln waren die tiefen Schatten unter Damon Routhlands Augen nicht entgangen und auch nicht die ungewöhnliche Blässe seines Gesichtes. Besorgt erkundigte er sich daher: „Sind Sie sicher, daß Sie dazu noch in der Lage sind, Routhland? Ich weiß, daß Sie längere Zeit ans Bett gefesselt waren.“
    „Ich werde es schaffen, General.“
    In diesem Moment dröhnte der Boden unter dem schweren Geschützfeuer, und Lincoln konnte gerade noch die Laterne festhalten, bevor sie fiel. Dann schüttelten die beiden Herren einander die Hände.
    Damon Routhland sagte: „Gott mit Ihnen bei dem, was Ihnen zu tun bevorsteht, General!“
    Lincoln nickte dem Freund zu. „Und mit Ihnen, Colonel.“
     
    *
     
    Ezekiel Elman kam an einem sonnigen Morgen nach Savannah. Royal und Alba waren im Vorgarten damit beschäftigt, die Fliederbüsche zurückzuschneiden, die die Eingangspforte überwucherten. Er zog die Kappe und drehte sie nach der Begrüßung unschlüssig in den Fingern. Royal war im höchsten Maße betroffen zu erfahren, daß bereits ganz in der Nähe seines Bauernhofes gekämpft worden war. Als sie ihm etwas zu trinken anbieten wollte und Alba hineingegangen war, schüttelte Elman betrübt den Kopf.
    „Nein, Miss Royal. Ich bin nur hergeritten, um Ihnen die traurige Nachricht zu überbringen.“
    Royal hielt den Atem an. „Damon, ich meine, Mr. Routhland, ist ihm … etwas zugestoßen, Mr. Elman?“
    „Weiß ich nicht, Miss Royal. Aber heute morgen hieß es, die Rotröcke hätten Charles Town eingenommen. Das ist ein schlimmer Tag für uns alle. Die ärgste Niederlage, seit wir Krieg haben.“
    Jäher Zorn flammte in Royal auf, so heftig und unerwartet, daß sie zu ersticken glaubte. Wie konnten die Briten ihnen das antun? Dieses Land gehörte denen, die darin lebten, nicht den Engländern . Bei dem Gedanken an die herrliche Stadt hätte Royal weinen mögen. Hilflos ballte sie die Hände zu Fäusten.
    „Wer kann diesen Leuten bloß Einhalt gebieten, bevor sie uns ganz in die Knie zwingen?“ brach es aus ihr heraus.
    Ezekiel Elman schaute grimmig drein. „Nur nicht den Kopf hängen lassen. Männer wie George Washington und Nathanael Greene werden diese Kerle schon übers Meer zurückjagen. Wenn es zur Entscheidungsschlacht kommt, wird dieser General Clinton nicht mehr so hochmütig daherstolzieren!“
    Clinton? Preston war zu Sir Henry Clinton gereist. Royal pochte das Herz stürmisch bei diesem Gedanken, und sie fragte hastig: „War General Clinton bei Charles Town dabei, Mr. Elman?“
    „Und ob, Miss Royal, und ob. Er kommt sich vor wie der Größte!“
    Wollte dieser Alptraum eines Krieges denn gar kein Ende mehr nehmen? Sollten Preston Seaton und Damon Routhland einander bald noch mit der Waffe in der Hand als Feinde gegenüberstehen müssen? Die bloße Vorstellung hatte etwas Lähmendes.
    „Die verdammten Rotröcke haben uns im Süden endlich unter dem Stiefelabsatz. Sie werden mächtig stolz sein, möchte ich meinen.“
    Royal zwang ihren Zorn nieder. Sie erinnerte sich an jene Stunde, in der Damon Routhland gewarnt hatte, einmal würde sie sich entscheiden müssen, auf welcher Seite das Recht und damit sie selber in diesem Konflikt stünde. Wenn nicht alle Zeichen trogen, so hatte sie sich eben entschlossen, wohin sie gehörte. Sie bedeutete dem alten Mann, sich neben ihr auf die Marmorbank zu setzen, und bat ihn, ihr alles zu berichten, was er wußte.
    Während er begann, schaute er die schöne junge Frau immer wieder bewundernd an. Er hatte nie zuvor eine so reizvolle Frau gesehen. Und sie war nicht nur eine schöne, sondern auch eine überaus freundliche Lady, und gar nicht hochmütig. Alles hätte er für sie getan, alles, denn ein Mädchen wie Royal Bradford mußte man in diesen Tagen wirklich mit der Laterne suchen.
    Fünfundvierzig Tage hatte der Kampf um Charles Town getobt, bis General Lincoln sich ergeben mußte. Die meisten Offiziere wurden verhaftet, nur einige wenige durften sich auf Ehrenwort frei bewegen. Manche Demütigung blieb den

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