Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht
Bis es entschieden ist, können Sie selbstverständlich bei ihr bleiben.“
Arabella trat näher an Damon Routhland heran. „Mr. Greenburg hat mir mitgeteilt, daß die Finanzen meines Bruders ziemlich im Argen lagen. Auch sagte er, Royal habe das Haus nicht halten können, hätten Sie nicht alle Schulden meines Bruders beglichen.“ Sie schluckte und fuhr dann leise fort: „Das war überaus großzügig von Ihnen, aber ich möchte nicht, daß Royal Ihnen so sehr verpflichtet bleibt. Ich hoffe, Sie gestatten mir, Ihnen diese große Summe zurückzugeben.“
„Behalten Sie das Geld, Arabella, und sehen Sie bitte keinen Wohltäter in mir. Ich habe die Gläubiger Douglas Bradfords nur aus einem Grund ausbezahlt: Royal soll, sobald sie ihre Studien beendet hat und nach Savannah zurückkehrt, ihr eigenes Heim haben und nicht bei mir Schutz suchen müssen.“
Arabella sah Damon argwöhnisch an. „Mr. Greenburg erwähnte noch, Sie würden auch alle Kosten für Royals Englandaufenthalt und ihre dortige Erziehung bestreiten.“
„Was auch immer ich für Ihre Nichte in der Zukunft ausgeben mag, es ist für mich ohne Bedeutung.“ Er runzelte die Stirn. „Und ich hoffe, Sie werden Ihrer Nichte nicht erzählen, daß ihr Vater sie ohne einen Penny zurückgelassen hat. Sie hat, wie Sie vorhin ganz richtig bemerkten, genug gelitten. Wir müssen ihr nicht noch mehr Kummer machen. Lassen wir Royal in dem sicheren Glauben, das Geld, das sie ausgibt, sei aus ihrem Erbe.“
„Royal ist nicht dumm. Sie argwöhnt schon jetzt, daß mein Bruder sein Vermögen verloren haben könnte.“
„Von mir wird sie die Wahrheit niemals erfahren. Auch nicht von Mr. Greenburg. Daher bitte ich Sie, ebenfalls darüber zu schweigen.“
„Mein Wort darauf.“ Arabella schaute forschend in die goldbraunen Augen, ohne auch nur den Bruchteil eines Gedankens darin lesen zu können. „Ich weiß wirklich nicht: Sind Sie ein Heiliger oder ein Teufel? Auf jeden Fall stehe ich tief in Ihrer Schuld, Damon Routhland. Ich bin ziemlich vermögend und wäre sehr erleichtert, dürfte ich Ihnen Ihre Ausgaben für Royal zurückerstatten.“
„Ich erwähnte bereits, daß Geld mir nichts bedeutet.“
„Für einen solchen begüterten Mann wie Sie mag das gut sein. Aber ich glaube nicht, daß meine Nichte es auch so betrachten würde. Royal ist stolz, Damon, und wenn sie einmal herausfindet, daß Sie von Ihrer Barmherzigkeit abhängig ist, wird das ein schwerer Schlag für sie sein. Ganz zu schweigen von dem, was die Klatschbasen dann daraus machen.“
„Niemand wird etwas davon erfahren, am wenigsten Royal selbst.“ Damon Routhland senkte den Kopf, und der Blick seiner Augen wurde eisig. „Davis wird Sie hinausbegleiten. Bestellen Sie Ihrer Nichte, daß ich ihr einen Besuch abstatten werde, sobald ich Antwort von der Fulham School habe.“
Arabella wandte sich ab. Sie wußte, die Unterredung war zu Ende, und Damon Routhland hatte sie besiegt. Sie fühlte sich, als hätte sie gegen einen Sturmwind angekämpft. Schon auf der Schwelle, schaute Arabella Bradford über die Schulter zurück und blickte in die goldbraunen Augen. „Haben Sie wirklich jenen Sommer ganz vergessen, da wir …?“
Ein Anflug von Empfindung löste sekundenlang die harten Züge. „Nein, das habe ich nicht. Kein siebzehnjähriger Knabe könnte sich jemals eine schönere und begehrenswertere Lehrmeisterin auf der Schwelle zum … Leben wünschen.“
„Ich habe Sie damals verletzt. Vielleicht hätte ich Ihren Antrag nicht zurückweisen sollen?“
„Die Erfahrung ist mir seither oft genug zustatten gekommen, und Ihr Nein hat uns beiden einen großen Irrtum erspart.“ Die kaum merkliche Andeutung eines Lächelns huschte um seinen Mund. Damon Routhland neigte verabschiedend den Kopf. „Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag, Miss Bradford.“
*
Nach dieser Auseinandersetzung, in deren Verlauf Arabella Bradford nicht gerade klüger über Damon Routhlands Pläne gegenüber seinem Mündel geworden war, verstrichen Wochen. Die Damen Bradford hörten nichts von ihm. Royal hatte bereits die Hoffnung geschöpft, er hätte sie vergessen, so daß sie doch noch mit ihrer Tante nach Frankreich gehen könnte.
Eines späten Abends wurde Royal aus tiefem Schlaf wachgerüttelt und hörte die Stimme Albas.
„Miss Royal, hören Sie mich? Mr. Routhland ist unten und möchte Sie sehen.“
Royal versuchte, die Schlaftrunkenheit abzuschütteln, und zog sich dann das Kissen über den
Weitere Kostenlose Bücher