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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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Sessel näher an das Feuer heran, und sie ließ sich gehorsam darauf nieder. Alba stellte sich hinter ihre junge Herrin.
    „So ist es besser.“ Damon Routhland nahm selbst Platz und lächelte seinem Mündel ermutigend zu. „Ich kann mir gut vorstellen, wie sehr Sie davor zurückschrecken, nach England zu gehen, wo Sie keinen Menschen kennen, keine Freunde haben, keine Verwandten. Aber man hat mir versichert, daß Fulham School einen ausgezeichneten Ruf hat, was den Erziehungsabschluß einer jungen Dame anbelangt. Vielleicht treffen Sie sogar noch jemanden, der sich an Ihre Mutter erinnert, die dort ihre Studien betrieben hat.“
    Mit großen traurigen Augen blickte Royal ihren Vormund schweigend an. Er begann sich ernsthaft zu fragen, ob es nicht ein Fehler sein mochte, sie so weit in ein fremdes Land zu schicken. „Ich bin ganz sicher, daß Sie schnell Freundinnen finden werden, Royal. Meine einzige Sorge ist, Sie könnten nicht mehr nach Savannah zurückkehren, wenn Sie die Schule verlassen.“
    Royal stellte fest, daß viele ihrer Ängste unter dem gütigen Blick dieser goldfarbenen Augen schwanden.
    „Ich bin bekümmert wegen meiner finanziellen Situation, Mr. Routhland. Wenn ich Mr. Greenburg richtig verstanden habe, so hinterließ mein Vater hohe Schulden, und Fulham School ist gewiß sehr kostspielig.“
    Sekundenlang zögerte Damon. Er konnte diesem jungen Mädchen nicht erklären, daß sein verstorbener Vater sein Vermögen durch Fehlanlagen verloren hatte. Sie sollte sich wegen des Geldes keine Sorgen machen. Mit einem Blick in die tiefblauen Augen nahm Damon Routhland Zuflucht zu einer Halbwahrheit, die Royals Befürchtungen zerstreuen würde.
    „Gewiß ist Fulham School recht teuer, doch seien Sie beruhigt. Ihr Vater hat sehr gut vorgesorgt. Ich möchte nicht, daß Sie sich jemals Gedanken in dieser Hinsicht machen.“
    Royal strahlte. Sie hatte schon gebangt, sie könnte das Vaterhaus verlieren. „Gewiß, mein Vater war ein wundervoller Mensch. Ich hätte wissen müssen, daß er mich nicht ohne alles zurücklassen würde.“
    „Das ist richtig, er war ein großartiger Mann“, stimmte Damon Routhland ihr zu und bemerkte beim Aufschauen den Ausdruck der Hochachtung in den Augen der Haushälterin.
    Sie verzog den Mund zu einem verständnisinnigen Lächeln. Vermutlich wußte sie, daß Douglas Bradford die Zukunft seines einzigen Kindes keineswegs gesichert hatte, bevor er starb. Trotzdem war Damon Routhland überzeugt, daß Alba Beemish schweigen würde.
    Mit sichtlicher Neugierde schaute Royal auf den Mann, der von nun an ihr Leben bestimmen sollte. Er war wohl gar nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte, sondern strahlte viel eher etwas aus, das Vertrauen weckte und die Angst vor der Zukunft nicht mehr so riesengroß werden ließ.
    In seinen Augen blitzte die Heiterkeit auf, als er feststellte, daß sie ihn so eingehend musterte. Dennoch wandte sie den Blick nicht von ihm.
    „Sie kennen mich zwar nicht gerade gut, Royal, und doch möchte ich, daß Sie mir glauben. Ich habe nur Ihr Bestes im Sinn.“
    „Dafür danke ich Ihnen. Aber warum sollten Sie sich überhaupt mit mir belasten?“ fragte sie mit der ihr eigenen Offenheit.
    „Das ist einfach zu erklären. Wissen Sie, daß Ihr Vater und der meine ihre Kindheit und Jugend gemeinsam in England verbracht haben?“
    „Natürlich, ich habe Ihren Vater gut gekannt. Er war oft Gast in unserem Haus. Ich war sehr traurig, als er vor zwei Jahren starb.“
    Damon Routhlands Stimme klang dunkel. „Unsere beiden Väter leben nun nicht mehr, Royal. Vielleicht verbindet uns damit etwas Gemeinsames. Immerhin waren die beiden lange enge Freunde.“
    Ihre Augen schimmerten feucht. Er hatte ihr da eben etwas gegeben, an das sie sich klammern konnte, eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl. Auf einmal saß ihr ein Kloß in der Kehle.
    „Es tut mir so leid für Sie“, brachte sie mühsam hervor. „Ich habe eben erst begriffen, wie schwer es auch für Sie gewesen sein mag, Ihren Vater zu verlieren.“
    Damon Routhland nahm die Pelerine ab und warf sie über die Lehne des Sessels, bevor er Antwort gab. „Nach einer Weile läßt die Trauer nach. Ich weiß, daß Sie mir jetzt noch nicht glauben können, aber die Zeit ist ein gutes Heilmittel.“
    „Ich, ich werde Papa niemals vergessen.“
    „Das sollen Sie auch nicht.“
    Zum erstenmal bemerkte Royal, daß Damons Gesicht Anzeichen von Müdigkeit aufwies. Die kniehohen Stiefel waren schlammbedeckt. Er

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