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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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herübergekommen.“
    „Enchantress?“ Royal fuhr sich mit der Hand zum Herzen. Atemlos stieß sie hervor: „Ist Enchantress da?“
    „Ja, Madam.“ Er hielt ihr einen Brief hin. „Das soll ich Ihnen persönlich übergeben.“
    Royal griff nach dem Umschlag und erkannte die vertrauten klaren Schriftzüge Alissas. Beschämt fiel ihr ein, wie sehr sie die Freundin vernachlässigt hatte. Hastig riß sie den Umschlag auf und las:
     
    Liebste Freundin,
    die Zeit steht nicht still, und auch unser Leben verrinnt Holden und ich haben inzwischen geheiratet, und ich bin unsagbar glücklich. Natürlich hat die Nachricht, daß mit Deiner Hilfe die Freilassung meines Bruders möglich geworden ist, entscheidend zu unser aller Glück beigetragen. Mutter und ich waren so überrascht, wie heldenhaft sich Mr. Damon Routhland bei der Rettung Prestons gezeigt hat. Wir werden ein Leben lang in der Schuld Deines Vormundes stehen.
    Heute haben wir Enchantress zum Hafen bringen lassen, damit sie nach Georgia verschifft werden kann. Wir wissen, wie sehr Du an dem schönen Pferd hängst. So können wir Dir wenigstens eine kleine Freude bereiten nach allem, was Du für uns getan hast.
    Ich vermisse Dich sehr, liebste Freundin, und hoffe, Dich bald wieder hier in England zu sehen. Vielleicht verrate ich jetzt ein Geheimnis, aber ich weiß, daß Preston Dich als seine Frau nach Hause bringen will und daß meine Mutter gern dazu ihre Einwilligung gegeben hat …
     
    Royal faltete den Briefbogen zusammen und schob ihn in die Seitentasche ihres Kleides. So hatte die würdige Dowager Duchess sich doch dazu durchgerungen, eine simple Miss Bradford als Tochter in den Schoß der altehrwürdigen Familie aufzunehmen. Royal lächelte traurig. Wie glücklich wäre sie damals über diese Nachricht gewesen! Nun war es freilich zu spät, an ein gemeinsames Leben mit Preston Seaton zu denken. Langsam ging sie die Stufen hinunter und schlug den Weg zu den Stallungen ein.
    Tobias Beemish blickte ihr kopfschüttelnd nach. „Ich hätte gemeint, sie würde jubeln wegen der Stute. Dabei macht Miss Royal keineswegs einen glücklichen Eindruck.“
    „O ihr Männer“, wies Alba ihn zurecht. Ihre Augen sahen mehr als das Äußerliche. „Ihr Männer habt ja keine Ahnung.“
    Tobias kratzte sich hinter dem Ohr. Wahrscheinlich hatte seine Frau wieder einmal recht, wenigstens, was ihn betraf.
    „Das macht wohl der Krieg“, stellte er dann fest. „Weil Miss Royal das Haus hat aufgeben müssen und alles das.“
    „Tobias“, sagte Alba ungeduldig. „Hast du etwa nicht einmal bemerkt, daß Miss Royal in letzter Zeit sehr zugenommen hat?“
    „Doch, das ist mir aufgefallen. Die Ruhe hier tut Miss Royal gewiß gut nach all den Aufregungen.“
    „Die Ruhe!“ Alba strich sich eine Strähne des grauen Haares unter die blütenweiße Haube. „Das Baby ist es. Miss Royal bekommt ein Baby, Mr. Routhlands Baby.“
    „W … wann?“
    „Ich schätze, so etwa in vier Monaten.“
    „Und warum sagst du mir das erst heute?“
    „Weil“, antwortete Alba und schaute Royal mit sorgenvoller Miene nach, bis die junge Frau in den Stallungen verschwunden war, „weil sie es mir auch noch nicht gesagt hat.“ Sie legte die Hand auf die Schulter ihres Mannes, der wie vom Blitz getroffen dastand. „Und nun kümmerst du dich besser um Mr. Bartholomew. Der arme Mann liegt mit Fieber im Bett und kann sich kaum rühren.“
    Eine Weile danach folgte Alba ihrer Herrin in den Wintergarten und fragte: „Soll ich das Essen hier auftragen, Miss Royal?“
    „Ich habe keinen Hunger, Alba.“
    Die alte Haushälterin schaute auf die junge Frau nieder, die auf einem Ruhebett lag, als wäre sie noch das eigenwillige kleine Mädchen von einst, und bestimmte nachdrücklich, was zu geschehen hatte.
    „In Ihrem Zustand müssen Sie trotzdem essen.“
    Ein längeres Schweigen hing zwischen ihnen. Royal Routhland sah zu Alba hinauf.
    „Wie lange wissen Sie es schon, Alba, das wegen dem Kind?“
    „Wahrscheinlich länger als Sie selber, Miss Royal. Und jetzt soll Ihnen Tobias das Essen bringen.“
    Royal griff nach Albas Hand und umklammerte sie. In den blauen Augen stand nackte Verzweiflung.
    „Sie dürfen es keinem Menschen verraten, Alba. Schwören Sie mir, daß Sie es keinem erzählen!“
    „Ich habe es aber gerade vorhin schon Tobias gesagt“, gestand Alba betroffen.
    „Dann nehmen Sie ihm sein Wort ab, daß auch er schweigt. Versprechen Sie mir, daß Sie das tun werden,

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