Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht
längst Mitternacht, bis wir Sie zu Hause abliefern.“
Die Tür fiel hinter den beiden Männern zu, und Damon Routhland war mit seiner Ehefrau allein.
„So, das wäre geschehen“, sagte sie und stürzte sich mit einem glücklichen Lächeln in die Arme ihres Mannes. „Nun darfst du mich nicht mehr verlassen, Damon.“ Plötzlich wurde sie ernst. „Und ich gehöre wirklich für immer zu dir.“
Er zog sie eng an sich. „Ja, du gehörst zu mir.“ Seine Miene verdüsterte sich unvermittelt, als sein Blick auf das zerdrückte einfache Kleid fiel. „Es tut mir sehr leid, daß es so schnell und ohne allen bräutlichen Glanz abgelaufen ist, Royal.“
„Danach frage ich nicht. Es ist nicht wichtig.“
Er empfand grenzenlose Erleichterung. Ein Stein schien ihm vom Herzen zu fallen bei diesen ihren Worten. „Du bist und bleibst eine äußerst ungewöhnliche Frau, Royal.“
Sie warf den Kopf zurück und gab vor, übermäßig ernst zu sein, als sie streng und schulmeisterlich sagte: „Hattest du etwas anderes erwartet? Schließlich steht vor dir Mrs. Damon Routhland of Swanhouse Plantation.“
Dabei lehnte sie sich an ihn, und er empfand die Bereitwilligkeit, mit der sie sich an seine Brust schmiegte. Einmal mehr begriff er, wie leicht es ihr immer wieder gelang, ihn in ihren zauberischen Bann zu ziehen, ihn an sich zu binden. Als hätte er keinen eigenen Willen mehr, beugte sich Damon Routhland über seine junge Frau und küßte sie.
*
Als Royal aufwachte und nach dem Platz an ihrer Seite tastete, war er leer. Damon war nicht mehr im Bett. Dafür stieg ihr der starke Duft frischen Kaffees in die Nase. Hastig glitt sie von dem Lager und schlüpfte in das zerknitterte Kleid. Sie war Damon Routhlands angetraute Frau. Mit der Hand griff Royal nach dem Herzen und dachte daran, wie er sie in den Armen gehalten und aus der Welt eines jungen Mädchens in die einer liebenden Frau geführt hatte. An der Tür zum angrenzenden Zimmer hörte sie dann Stimmen. Offenbar war der alte Ezekiel wieder da. Sie zögerte.
„Für einen* frischgebackenen Ehemann, Master Damon, sind Sie heute schon mächtig früh auf den Beinen.“
Damon Routhland stopfte das Hemd ungeduldig in den Hosenbund und wies die Tasse zurück, die der Alte ihm hinreichen wollte. „Ich muß so schnell wie möglich zu meiner Einheit zurück.“
Ezekiel Elman rieb sich nachdenklich das Kinn. „Würde mir arg schwerfallen, eine junge Frau wie Miss Royal so schnell zu verlassen, wenn ich Sie wäre, Master Damon.“
„Ich kann sie mit leichterem Herzen allein lassen, weil ich weiß, daß sie auf Swanhouse Plantation sicher sein wird. Außerdem bleibt mir gar nichts anderes übrig, das wissen Sie recht gut. Ich gebe Ihnen noch einen Brief für John Bartholomew mit. Er soll immer Ausschau nach Murdock halten, falls es dem Kerl einfallen sollte, sich noch einmal in Royals Nähe zu wagen.“
„Ich werde selbst immer ein Auge auf Miss Royal haben.“
„Darauf baue ich, Ezekiel. Ich nehme jetzt Ihr Pferd. Sie bringen mir Royal unbeschadet nach Swanhouse Plantation. Sie schläft noch, und ich möchte sie so früh nicht wecken.“
„Es wird ihr wenig Spaß machen, wenn sie aufwacht, und Sie schon fort sind, Master Damon.“
„Sie werden ihr eben erklären, warum ich so übereilt aufbrechen mußte.“ Eben wollte Royal endlich die Tür öffnen und zu den beiden Männern hinausgehen, da stockte ihr der Atem.
„Ich weiß nicht, was ich eigentlich mit einer Ehefrau in diesen Tagen anfangen soll, Ezekiel. Ich fürchte, Royal wäre mit dem Engländer besser dran gewesen als mit mir.“
„Das hätten Sie sich aber gestern überlegen müssen, Master Damon.“ Es klang mahnend, und Damon Routhland warf dem alten väterlichen Freund bekümmert einen Blick zu.
„Hatte ich denn überhaupt eine andere Wahl? Hätte ich Royal nicht geheiratet, hätte ich sie niemals auf Swanhouse Plantation in Sicherheit bringen können, damit sie nicht noch einmal Murdock in die Hände fallen kann.“
Royal war es, als bliebe ihr das Herz stehen. Sie mußte sich haltsuchend an den Türpfosten lehnen. Schmerz und Enttäuschung brannten ihr in den Augen. Damon hatte sie gar nicht heiraten wollen und es nur aus Pflichtgefühl getan. Sie setzte sich auf das Bett, Tränen trübten ihr den Blick. Nein, sie konnte Damon Routhland jetzt nicht gegenübertreten, jetzt nicht. Er hatte ihr zwar niemals gesagt, daß er sie liebte, aber sie hatte ganz selbstverständlich angenommen,
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