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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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„Werden Sie mich auch nicht vergessen?“
    „Wie könnte ich das? Ich habe mir Ihre Züge ganz fest eingeprägt. Nun stehen sie mir ins Gedächtnis geschrieben.“
    „Versprochen?“
    „Versprochen.“
    Ein trauriger Zug erschien um ihren Mund. Damon Routhland sah ihr nach, wie sie, gefolgt von Alba, hinaushuschte und verschwand. Vor Royal Bradford mochten nun einsame Zeiten liegen. Natürlich hatte Arabella versprochen, ihre Nichte oft zu besuchen. Doch bald schon würden die eigenen Angelegenheiten sie wieder völlig beschäftigen, so daß sie das kleine Mädchen in London nur zu schnell vergessen mochte. Paris und eine große Verehrerschar hatten es gewiß leicht, Royal zu verdrängen.
    Damon Routhland warf die Pelerine um, schritt hinaus und zog die Pforte hinter sich ins Schloß. Als er sich in den Sattel schwang, hatten sich die Regenwolken gelichtet. Am Himmel leuchtete blutrot der Wintermond. Routhland gab dem Pferd die Sporen und schlug die Richtung nach Swanhouse Plantation ein.
    Er erinnerte sich bekümmert an die Gerüchte, die nicht verstummen wollten, daß es bald schon Krieg mit dem Mutterland geben könne. Mochten wenigstens solange keine ernsthaften Auseinandersetzungen zwischen den Kolonien und England bevorstehen, als Royal Bradford drüben war. Es würde viel Zeit vergehen, bis er den bezaubernden kleinen Quälgeist wiedersah. In den vier Jahren sollte der Sekretär ihre Briefe beantworten und sich auch darum kümmern, daß es ihr an nichts fehlte.
    Damon Routhland war gewiß kein Mann, der sich väterlicher Gefühle rühmen konnte. Worauf hatte er sich da bloß eingelassen?
     
    *
     
    Einen Tag, bevor Royal und ihre Tante an Bord gehen mußten, um nach England zu reisen, legte sie noch einmal Blumen auf die Gräber der Eltern. Das Herz tat ihr weh, als sie so im Schatten der alten Eiche stand und inbrünstig betete, daß die Jahre in der Fremde möglichst schnell vorübergehen sollten.
    Am frühen Abend streifte sie dann mit Alba und Tobias durch das ganze Haus, schloß die meisten Räume ab und sah zu, wie die leinernen Staubschutzhüllen über die Möbel gestülpt wurden. All das machte sie nur noch unsicherer, hatte es doch den Anschein des Endgültigen. Die Abreise war in greifbare Nähe gerückt.
    Später, als die ältlichen Getreuen zu Bett waren und auch Arabella sich zurückgezogen hatte, wanderte Royal allein durch die Zimmer, die ihr am vertrautesten waren. Jede geringste Kleinigkeit sollte sich ihrer Erinnerung deutlich einprägen. Endlich schlüpfte auch sie zwischen die Laken und überließ sich den Gedanken an eine wunderbare Kindheit, die nun für alle Zeit vorbei sein sollte.
    Die Morgendämmerung stieg schon blaß herauf, als Royal noch ein wenig Schlaf fand. Freilich kam die schwerste Stunde erst, als Alba und Tobias von ihr tränenreichen Abschied nehmen mußten. Die beiden standen noch auf den Stufen zum Eingangsportal und winkten, bis die Kutsche nicht mehr zu sehen war.
    Es war ein klarer Tag, und die Sonnenstrahlen ließen die Flut metallisch aufleuchten, als die Damen Bradford an der Reling des britischen Handelsschiffes lehnten und beobachteten, wie die Küstenlinie Georgias in der Ferne verschwand. Royal wandte sich ihrer Tante zu und schaute sie fragend an. Arabella zog sie in die Arme.
    „Wann auch immer du zurückkehren wirst, Royal, sei guten Mutes. Es ist doch alles gar nicht so schlimm. Denk bloß, wieviel Spaß wir haben werden, wenn wir deine neue Garderobe zusammenstellen.“
    Royal seufzte. „Mir schmeichelt Schwarz keineswegs, während du darin so schön bist, Tante Arabella.“
    Die Schauspielerin wehrte gleichmütig ab. „Natürlich ist es jammerschade, daß du Trauer tragen mußt. Aber ich werde das schon ins Lot bringen. Schließlich kenne ich alle eleganten Modeläden, und mit meiner Hilfe wirst du die bestangezogene junge Dame auf der Schule sein. Übrigens“, setzte sie gelassen hinzu, „kannst du dich glücklich preisen, diese hinterwäldlerische Gegend zu verlassen.“
    Royal zwang sich zu einem tapferen Lächeln. „Obwohl meine Eltern beide in England geboren waren, wurzle ich doch dort in Georgia und betrachte es als meine eigentliche Heimat.“
    „Ich weiß es, liebes Kind. Doch London ist eine so aufregende Stadt. In der Gesellschaftssaison gibt es unzählige Bälle und festliche Anlässe, die man besuchen müßte. Ich bin ganz sicher, auch du wirst hingerissen sein.“
    Royal blickte auf die Gischtspur, die das Schiff hinter sich

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