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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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fuhr sie fort und schaute Royal geringschätzig an, „haben sie auch noch die allerschlechtesten Manieren, die man sich vorstellen kann. Selbst einem Engländer aus der niedrigsten Volksschicht könnte dabei übel werden.“
    Royal unterdrückte eine wütende Entgegnung und klammerte sich in Gedanken an die Bemerkung ihres Vaters. Freilich war es nicht gerade leicht, Deborahs Ungezogenheiten einfach hinzunehmen.
    Royal schaute auf und bemerkte, daß Lady Alissa mit unverhohlenem Spott zur ihr herübersah und sie vermutlich schon die ganze Zeit beobachtet hatte. Schweigend drückte sie sich in die Wagenecke, lehnte sich zurück und schloß die Augen. Mochten die anderen Mädchen doch sagen, was ihnen gerade Spaß machte, sie würde jetzt an etwas Erfreulicheres, Angenehmeres denken und sich nicht weiter quälen lassen.
    Plötzlich stand Damon Routhlands Bild vor ihr, und sie verlor sich in der Erinnerung an ein Paar gütig blickender goldbrauner Augen.
    Endlich erreichten die Wagen das Parkgebiet, in dem das Picknick geplant war. Royal wartete, bis alle Mädchen ausgestiegen waren. Dann erst sprang sie aus der Kutsche. Lachend und plaudernd wanderten die Mitschülerinnen in kleinen Gruppen davon. Nur sie stand allein am Rande, als wäre sie überhaupt nicht vorhanden, gemieden und übersehen von allen.
    „So, meine Damen“, ließ sich jetzt Mrs. Fortescue vernehmen. „Sie befinden sich hier auf Privatgrund. Dieser Landsitz gehört Lady Alissas Bruder, dem Duke of Chiswick. Er hat uns großzügig gestattet, unseren Ausflug hierher zu unternehmen. Dieser Tag ist ganz dem Vergnügen und der Unterhaltung gewidmet. Sie können Spiele machen oder Spazierengehen. Wer ein Pferd mitgebracht hat und reiten wird, sollte um zwei Uhr zum Picknick wieder hier sein. Bis dahin nutzen Sie Ihre Zeit, ganz wie es Ihnen gefallt.“
    Royal beobachtete einen Stallburschen, der die mitgeführten Pferde in einen kleinen Paddock trieb. Enchantress trabte unruhig an der Umzäunung entlang. Unter der Mittagssonne glänzte das dunkle Fell wie Seide. Hastig lief Royal hinzu, faßte den Zügel und streichelte den Hals der Stute, die die weichen Nüstern an der Schulter ihrer Herrin rieb. Hier wenigstens empfand Royal etwas wie Herzlichkeit und Freude, die von dem Tier auf sie übersprangen.
    „Wie sind Sie bloß an ein solch prachtvolles Tier geraten?“ fragte Deborah ungehalten. Offensichtlich ärgerte sie sich, daß der verhaßten Mitschülerin die schöne Rappstute gehörte, und sie trat unwillkürlich näher heran.
    Royal zog den Sattelgurt fest. „Sie heißt Enchantress“, gab sie kurz angebunden zurück und hoffte, Deborah möge sich schnell wieder entfernen. Sie wollte endlich in Ruhe gelassen werden und war keineswegs in der Stimmung zu reden.
    „Ich habe selten ein solch wunderbares Pferd gesehen“, gab Deborah grollend zu und musterte Enchantress mit dem geübten Blick der Kennerin. „So schlank und feurig.“ Sie strich mit der flachen Hand über das ebenholzschwarze Fell. „Ich verstehe eine ganze Menge von Pferden. Mein Vater züchtet die allerschönsten auf unserem Landsitz. Diese Vollblutstute muß einen erstklassigen Stammbaum haben.“
    Royal schaute hinüber zu Lady Alissa, die man in einen leichten offenen Wagen gesetzt hatte, da sie nicht wie die anderen im Damensattel reiten konnte.
    „Enchantress ist ein Geschenk meines Vormundes und stammt wie ich selbst aus den Kolonien.“
    Deborah blieb der Mund vor Entrüstung und Verblüffung offen.
    Royal kümmerte sich nicht länger um die anderen, sondern ließ sich von dem Reitknecht in den Sattel heben. Überglücklich, ihren Peinigerinnen endlich zu entkommen, gab sie dem Pferd den Zügel frei, und Enchantress jagte in gestrecktem Galopp auf die Wälder zu, die in einiger Entfernung den Park säumten.
    Was hätte Royal, trotz aller zur Schau getragenen Gleichgültigkeit, nicht darum gegeben, von den Kameradinnen in ihre Gemeinschaft aufgenommen zu werden? Nur zu gern wäre sie mit ihnen geritten, hätte teilgehabt an ihrem oberflächlichen Geschwätz über Kleider, die neueste Hutmode, Stiefel und Schoßhündchen.
    Sie warf den Kopf in den Nacken, verscheuchte das Bedauern und lenkte die Stute einen schmalen Pfad entlang, der einem gewundenen Bach folgte und mit ihm durch das Wiesental schnitt. Einmal tauchte in der Weite ein riesiges graues Gemäuer auf, gekrönt von Türmchen und Giebeln. Das mußte wohl Chiswick Castle sein, Lady Alissas Heimat.
    Royal ließ

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