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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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Enchantress in Schritt fallen und blickte hinüber zu dem höchst eindrucksvollen Schloß. Wie fühlte man sich wohl, wenn man dort wohnte? Es mußte wunderbar sein. Wieder setzte sich die Stute in Trab, und Royal genoß den Ritt in vollen Zügen. Der Duft von Wildblumen und Gräsern lag in der Luft. Eine frische Brise kühlte die erhitzten Wangen. Und das feinnervige Pferd folgte jedem angedeuteten Befehl, watete durch seichte Wasserläufe und erkundete ausgetretene Wiesenwege, unermüdlich und leichtfüßig.
    So erreichten sie nach einer ganzen Weile eine Lichtung, von der aus Royal einen herrlichen Blick über das Tal hatte. Atemlos und voll Bewunderung blickte sie in die saftig grüne Landschaft und lächelte. Es tat so gut, die Freiheit zu genießen, während die Sonnenstrahlen wärmten inmitten einer stillen, unberührten Natur. Unter vorgehaltener Hand spähte Royal nach dem Stand des Tagesgestirns. Um zwei Uhr, hatte Mrs. Fortescue gesagt, wolle man sich wieder treffen. Es wurde wohl langsam Zeit. Zögernd wendete Royal die Rappstute und ritt in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren.
    Als sie den Picknickplatz erreichten, waren erst einige Lehrerinnen und Dienstboten dort. Royal glitt aus dem Sattel und mußte zu ihrem Bedauern feststellen, daß außer ihr nur Lady Alissa von den Mitschülerinnen schon wartete. Royal nahm sich Zeit, Enchantress trockenzureiben, statt sie einem Reitknecht zu überlassen, und hoffte sehnlichst, Lady Alissa möge auch so tun, als hätte sie die Kameradin nicht bemerkt. Sie war jedenfalls entschlossen, die Feindin nicht weiter zu beachten.
    Inzwischen hatten Diener Tische auf den Rasen gestellt und mit blütenweißen Damasttüchern bedeckt. Der Speisengeruch, der in der Luft hing, erinnerte Royal daran, daß sie eigentlich ziemlich hungrig war. Vielleicht sollte sie sich besser mit ihrem Lunch zurückziehen und ihn irgendwo am Bach verzehren? Sie warf Lady Alissa einen Seitenblick zu und sah, daß sie immer noch in dem offenen Wagen saß, das rosa Kleid um sich gebreitet.
    „Sieht nach Regen aus“, meinte Royal und schaute zum Himmel hinauf, der sich unmerklich mit einförmigem Grau überzogen hatte. „Hoffentlich hält das Wetter noch, bis wir wieder in London sind.“
    Lady Alissa Seaton preßte die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und verriet mit keinem Wimpernzucken, daß sie auch nur einen Laut vernommen hatte. Das hatte Royal auch nicht anders erwartet. Warum hätte die junge Lady sich denn zu einer Antwort herablassen sollen?
    Plötzlich zuckte ein jäher Blitzstrahl über das Grau über ihren Köpfen.^ Fast gleichzeitig erbebte die Erde unter dem heftigen Donnerschlag, der folgte. Und von nun an überstürzten sich die Ereignisse. Die Pferde vor dem Wagen der Gelähmten bäumten sich erschrocken auf, zerrten an den Zügeln, rollten die Augen und preschten los. Vergeblich bemühte sich Lady Alissa, die verängstigten Tiere zu beruhigen. Denn nun zuckte ein zweiter Blitz über den düsteren Himmel. Wie ein Kanonenschuß dröhnte der Donner durch das Tal, und das Gespann ließ sich nicht mehr halten. Alissa wurde vom Sitz auf den Boden des leichten Gefährtes geschleudert, wo es ihr nicht mehr möglich war, die Zügel zu ergreifen, die ihr beim Aufprall aus den Händen geglitten waren.
    Diener und Lehrerinnen eilten durcheinander, um Tischtücher und Platten vor dem Regen zu bewahren, der jeden Moment loszubrechen drohte. In dieser Aufregung entging es allen, was sich mit der jungen Lady abspielte. Als sie jetzt gellend um Hilfe rief, ging der Aufschrei in einem ohrenbetäubenden Krachen eines Donners unter, und niemand außer Royal hatte es gehört.
    Sie zögerte keine Sekunde. Schon wieder im Sattel, trieb sie die Stute dem Wagen nach, der von den dahinrasenden Pferden heftig hin und her geschleudert wurde. Royal stieß Enchantress die Absätze in die Flanken und beugte sich weit über den Hals der Stute. Sie mußte Lady Alissa erreichen, bevor das Gespann am Waldrand ankam.
    Wie ein Pfeil preschte die Rappstute dahin, und die Zeit schien auf einmal stillzustehen. Da vernahm Royal das Lied eines Vogels, der in einer Hecke saß, und spürte die ersten Regentropfen auf der Wange. Sie glaubte, der Herzschlag müßte ihr aussetzen, als der leichte Wagen, über eine Baumwurzel geschleift, beinahe umschlug. Krampfhaft klammerte sich Lady Alissa an die Seitenwand. Die Zügel schleiften auf der Erde, jedem Zugriff des gelähmten Mädchens entzogen.
    Royal

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