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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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„Warum das?“
    Sein Blick streifte ihren Mund. „Sie sind noch ein Kind. Eines Tages werde ich Ihnen sagen, warum, Royal.“ Er beugte sich über sie und küßte sie sanft auf die Stirn, denn der Wagen war eben vor Fulham School zum Stehen gekommen. „Und wie kommen Sie nun hinein?“
    Sie zögerte kurz und gestand, daß Alissa drinnen wartete. Lord Preston lächelte belustigt. Diese kleinen Verschwörerinnen! Seine Schwester war immer schon klug gewesen. Er sprang aus der Kutsche und hob Royal heraus. „Ich werde Sie bald wiedersehen, Royal Bradford.“
    „Ich danke Ihnen, Lord Preston. Ich weiß nicht, was ich ohne Ihre Hilfe angefangen hätte.“
    „Offensichtlich brauchen Sie ganz dringend jemanden, der sich um Sie kümmert“, sagte er plötzlich ernst. „Versprechen Sie mir, daß Sie nie wieder so übereilt und wenig bedacht handeln werden.“
    Beschämt wich sie seinem Blick aus. „Ich gebe Ihnen mein Wort darauf“, versprach sie. „Und bitte denken Sie nicht falsch von mir wegen meines törichten Verhaltens heute abend.“
    „Ich weiß, daß Sie es nur getan haben, um Ihre einzige Verwandte zu treffen. Aber dieses Dame scheint Sie nicht genug zu lieben, um sich um Sie zu kümmern. Niemand hat Sie richtig lieb, kleine Royal.“
    Sie überhörte geflissentlich den sanften Unterton und streckte Lord Preston scheu die Hand hin.
    „Sie dürfen es Tante Arabella nicht nachtragen. Sie hat es nur gut gemeint. Aber ihr Leben ist eben so ganz anders, so …“
    Er hielt Royals Hand fest in der seinen. „Und nun hinein mit Ihnen, Royal. Es ist schon spät, und kleine Mädchen gehören um diese Zeit längst ins Bett.“
    Am liebsten hätte sie den Kopf an Prestons Schulter gelegt und sich in seinen Armen geborgen gefühlt. Um diesem Verlangen nicht doch noch nachzugeben, eilte sie die Stufen hinauf.
    „Gute Nacht, Lord Preston.“
    „Schlafen Sie wohl, Miss Bradford.“ Als er in die Kutsche stieg, murmelte er eine leise Verwünschung. Nie zuvor hatte ihn jemand so traurig und verloren angemutet wie Royal Bradford. Und obwohl sie fast noch ein Kind war, machte sie einen immer tieferen Eindruck auf ihn. Das beunruhigte ihn. Freilich, er konnte nicht ahnen, daß es ihr ganz ähnlich erging.
    Royal Bradford hatte in ihrem jungen Leben bisher zwei ungewöhnliche Männer getroffen, von denen jeder zu ihrem Retter in einer scheinbar ausweglosen Notlage geworden war. Und Tante Arabella war zu sehr mit ihrem Leben beschäftigt, um mehr für sie zu tun, als sie nicht ganz zu vergessen. Das hatte sie nun auch verstanden, und dennoch liebte sie ihre schöne Tante uneingeschränkt. Wenig später schrieb Royal in ihr Tagebuch.
    Liebster Papa,
    warum ist das Leben so verwirrend? Wäre ich schon erwachsen und eine atemberaubende Schönheit, welchen Mann würde ich wohl wählen: den düsteren Damon Routhland oder den lustigen Lord Preston? Wenn ich nun aber beide liebte? Es wäre ausweglos, so, als ob man nach dem Unerreichbaren trachtete.

7. KAPITEL
     
    Georgia, im Dezember 1778, South Carolina, Ende 1778
     
    Der Krieg in den Kolonien hatte unerwartete Formen angenommen, sich bis tief in den Süden ausgedehnt und zeigte sich von seiner gräßlichsten Seite. Am Heiligen Abend sandte der Oberbefehlshaber der britischen Truppen, Lieutenant Colonel Campbell, einen Spähtrupp an Land, um die Lage der Stadt Savannah erkunden zu lassen. Sie war auf der Küstenklippe gelegen, wunderschön und leicht anzugreifen. Dahinter erstreckten sich Sümpfe und bewaldete Ebenen und würden jede Verteidigung zusätzlich erschweren. Denn durch das Hinterland war Savannah ebenso von Einsatzverbänden abgeschnitten wie durch den Fluß von vorne jeder Annäherung ausgesetzt. Es war ein leichtes, vom Atlantik her den schiffbaren Savannah River hinaufzusegeln. So konnten die Soldaten berichten, die Stadt könne ohne besondere Anstrengung eingenommen werden. Zwei Tage später war es dann soweit.
    Eine Schlacht wurde geschlagen, und trotz des heldenhaften Einsatzes der Kolonialarmee fiel Savannah. Die Briten besetzten das ganze Gebiet. Diejenigen, die mit dem König von England sympathisierten, triumphierten öffentlich. Die Freiheitsliebenden dagegen waren verbittert und enttäuscht. Die besiegten Truppen flohen nach Charles Town, um sich mit den Streitkräften unter General Benjamin Lincoln in South Carolina zu vereinigen.
    In Charles Town, South Carolina, flatterte die zerrissene Fahne des fünften Regimentes der Continental Light Dragoons

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