Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht
lüften, verspreche ich Ihnen eine Belohnung, Colonel.“
„Und die wäre?“ fragte er vorsichtig.
Erregung durchpulste Royals Körper, als sie antwortete: „Das wird erst festgesetzt, sobald Sie gewonnen haben, falls Sie das fertigbringen.“
„Sie haben Mut.“ Er schaute sie an. „Eine Eigenschaft, die ich an schönen Frauen schätze. Eines noch: Bekomme ich gar keinen hilfreichen Fingerzeig?“
„Doch.“ Sie überlegte. „Zum ersten: Wir sind einander schon begegnet, mindestens zweimal.“
Der Tanz war zu Ende, und Damon Routhland führte seine blonde Unbekannte aus dem Gewühl.
„Ich kann mir einfach nicht vorstellen, Sie schon einmal irgendwo getroffen zu haben, geheimnisvolle Schöne. Eine Frau wie Sie vergißt man niemals wieder.“
„Und doch sollten Sie sich erinnern, Colonel.“
Er hatte sich bisher noch nie so von einer Frau angezogen gefühlt. Sie war so verführerisch, so schön, so rätselhaft. Er wollte, er mußte mehr über sie herausfinden.
„Noch habe ich zwar keine Ahnung, welches Spiel Sie mit mir treiben, doch bin ich nur zu gern bereit, mich darein zu schicken.“
Nun erst fiel es Royal auf, daß sie bereits allgemeine Aufmerksamkeit erregt hatten, und das machte sie betroffen. Bevor sie den Mut ganz verlieren würde, fragte sie hastig: „Könnten wir vielleicht gehen, Colonel? Die Leute starren uns schon an.“
Blitzartig war Damon Routhland auf der Hut. Wollte die schöne Fremde ihm etwa eine Falle stellen? Ganz offensichtlich war sie eine Dame und verriet erstklassige Erziehung. Eine so hinreißende Erscheinung hatte es wahrlich nicht nötig, auf Männerfang zu gehen. Viel eher hatte sie sich einer Unmenge von Verehrern zu erwehren. Dennoch war er entschlossen, auf ihr Angebot einzugehen.
„Und wohin darf ich Sie bringen?“ fragte er und war gespannt, wie weit sie das gewagte Spiel wohl treiben würde.
„Ich bin fremd hier in Charles Town. Vielleicht kennen Sie einen Ort, an dem wir ungestört sein können, Colonel?“
Jähe Erregung erfaßte Damon Routhland und drohte ihm die Sinne zu benebeln. Noch nie hatte eine Frau so heftig auf ihn gewirkt. Er ließ den Blick über die schmale Schulter gleiten, über den Hals.
„Wir könnten in mein Quartier fahren. Ich wohne in einem kleinen Haus unten am Hafen. Dort wären wir ganz für uns.“ Diese unerhörte Zumutung mußte die Fremde doch gekränkt zurückweisen.
„Dann lassen Sie uns gehen, Colonel.“
Wortlos legte Damon Routhland Royal die Hand unter den Ellbogen und geleitete sie hinaus. Der Butler trat mit ihrem Umhang herzu, und Routhland breitete ihr den leichten Pelz um die Schultern. Auch auf der Treppe hatte er nur Augen für seine Begleiterin und bemerkte nicht einmal, daß inzwischen der Nebel so dicht über der Landschaft hing, daß alles in dem Grau verschwamm und jede Sicht unmöglich machte.
Die Kutsche wurde vorgefahren, und der Colonel half seiner geheimnisvollen Schönen hinein. Er selbst setzte sich ihr gegenüber, um sie noch eingehender betrachten zu können. Die Laterne schwang hin und her und warf ein unruhiges Licht ins Innere des Wagens.
„Warum tun Sie das?“ fragte er rauh.
Royal gab vor, die Handschuhe fester überzustreifen. „Ich habe Sie zu einer Art Wette herausgefordert, und Sie sind darauf eingegangen.“
„Aber Sie haben mir bisher verschwiegen, was Sie gewinnen, wenn ich Ihr Geheimnis nicht ergründen kann.“
„Das ist ganz einfach. Dann werde ich Sie um einen Gefallen bitten, und Sie werden ihn mir erweisen.“ Sie sah ihn fest an.
„Ich verstehe. Langsam lichtet sich das Dunkel.“
„Sie haben herausgefunden, wer ich bin?“
„Madam, ich habe Sie in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Dennoch meine ich Ihr Spiel zu durchschauen. Sie werden behaupten, wir hätten einander auf einem Ball irgendwann einmal getroffen, und als Kavalier werde ich es nicht leugnen können, auch wenn es nicht so ist. Das hat schon manche Schöne so mit mir gehalten.“
„Und warum sollte ich das tun?“ Sie lächelte herausfordernd. „Nein, Colonel, Sie irren sich. Sobald ich Ihnen gestehe, wer ich bin, werden Sie einsehen, daß ich nicht gelogen habe. Wir kennen einander, Colonel Routhland, dessen können Sie sicher sein, das verspreche ich Ihnen.“
Immer noch argwöhnisch, überlegte er weiter. „Dann verhält es sich wahrscheinlich so, wie ich es auch schon erlebt habe. Sie haben einen Bruder, vielleicht auch einen Liebhaber, dem an einer Beförderung gelegen ist. Und
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