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Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht

Titel: Banyon, Constance - HG 032 - Bittersüße Jahre der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constance Banyon
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danken. War ihr doch nur dank seiner unerhörten Großzügigkeit dieses Haus erhalten geblieben und der Aufenthalt in England möglich gewesen. Da Mr. Routhland das alte Ehepaar hatte versprechen lassen, sein Geheimnis zu wahren, konnte Alba auch nicht das tun, wozu es sie drängte. Royal Bradford würde also nicht erfahren, daß ihr Vormund aus eigener Tasche das Legat bezahlt hatte, das Douglas Bradford für Tobias und Alba Beemish für ihre treuen Dienste ausgesetzt hatte. Nein, Mr. Routhland war ein Ehrenmann durch und durch, und Alba sah mit grenzenloser Hochachtung zu ihm auf.
    Aus diesem Grund verbiß sie sich auch ihren Unwillen wegen Miss Royals Überlegungen und handelte entsprechend Mr. Routhlands eindringlicher Vorschrift. Von ihr würde Royal Bradford nie und nimmer die Wahrheit erfahren. Das stand fest.
    Royal hatte Blumen auf den Kirchhof, auf die Gräber der Eltern gebracht und kehrte erst bei einem ungewöhnlich blutroten Sonnenuntergang durch verlassene Straßen nach Hause zurück. Dort wanderte sie dann gedankenverloren durch den Blumengarten hinter dem Gebäude. Zentnerschwer lastete die Frage auf ihren Schultern, wie sie nun ohne Barvermögen leben und die täglichen Ausgaben bestreiten sollte. Eine Träne rollte ihr über die Wange. Hastig wischte sie sie ab. Sie konnte nicht noch mehr von Damon Routhland verlangen, er hatte schon viel zu viel für sie getan. Sie hatte sich allein geglaubt und schrak zusammen, als eine sonore Stimme aus dem Schatten zu ihr sprach. Sie kannte die Worte, sie waren aus einem Liebessonett.
    „O holde Maid, nur eine Träne deiner Augen. Sie füllte meines Herzens tiefes Meer …“
    Noch bevor Royal den Kopf wandte, wußte sie, daß Damon Routhland hinter ihr stand. Als sie bemerkte, daß er in Zivil war, wunderte sie sich freilich.
    „Ich, ich ahnte nicht …“ stammelte sie.
    „Soll ich wieder gehen, Royal?“ fragte er und schaute sie gütig an.
    Beunruhigt sah sie sich um, ob ihn auch niemand bemerkt hätte. „Es ist viel zu gefährlich für Sie, hierherzukommen. Wie ist es überhaupt möglich, die britischen Wachposten zu umgehen?“
    Er lächelte flüchtig. „Sie selbst haben mir den Weg gewiesen. Ich habe einen gefälschten Passierschein mit der Unterschrift Ihres Colonel Campbell.“
    In ihren Augen stand ein hoffnungsvolles Leuchten. „So haben Sie also etwas über Preston Seaton herausgefunden?“
    Er preßte die Lippen zusammen. „Ich wollte nur sicher sein, daß meinem Mündel nichts zugestoßen ist. Ich erfülle bloß meine Pflicht als Ihr Vormund, Royal.“ Die Worte klangen spöttisch, das Lächeln in den Augenwinkeln aber verriet, daß er es nicht so gemeint hatte. Er trug das schwarze Haar offen, und Royal mußte dem jähen Impuls widerstehen, eine Locke zurückzustreichen, die ihm in die Stirn gefallen war.
    „Ich bin hier viel sicherer als Sie“, tadelte sie. „Sie müssen sofort zusehen, daß Sie wegkommen.“
    Damon Routhland schaute zum Himmel, den die Dämmerung langsam verdüsterte. „Wie geht es Ihnen? Ich habe mir Sorgen gemacht. Bei Ihnen kann man nie sicher sein.“
    „Mit geht es gut, was meine Gesundheit betrifft.“ Sie trat von ihm weg, bestürzt von dem warmen Leuchten in den goldbraunen Augen. „Aber ich war gestern bei Mr. Greenburg.“
    „Waren Sie?“ Er schien sich zu straffen und kam hinter ihr her, als sie den schmalen Weg hinunterging.
    „Ja. Er sagte mir, daß ich mittellos dastehe.“ Sie wandte Damon Routhland das Gesicht zu. „Wie erklären Sie das?“
    „Was?“
    „Mein Vater hatte sich an verschiedenen Unternehmungen beteiligt. Das Geld kann doch nicht verschwunden sein.“
    Routhland trat dicht an Royal heran und zwang sie, zu ihm aufzuschauen. „Irre ich mich, oder klang das eben nach einem Vorwurf?“
    „Natürlich nicht. Nur haben Sie mir einmal zu verstehen gegeben, daß ich mir finanziell keine Sorgen zu machen brauchte.“ Royals Lider zuckten nervös. „Ich meine, wenn der Krieg mein Erbe verschlungen hat, sollte ich das wissen.“
    „Denken Sie, ich hätte Ihr Geld schlecht verwaltet, Royal?“
    „So etwas würde mir nie in den Sinn kommen. Wenn hier jemanden eine Schuld trifft, dann mich selbst. Es tut mir leid, große Summen für meine Garderobe ausgegeben zu haben, ohne jemals an die möglichen Folgen zu denken. Nun mache ich mir natürlich Sorgen um Tobias und Alba, auch darüber, wie ich in Zukunft das Haus werde halten können.“
    Eine ganze Weile schwieg Damon Routhland, und sie

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