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Baphomets Bibel

Baphomets Bibel

Titel: Baphomets Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schwer. Er wusste, wo ich mich aufhielt, umgekehrt war es nicht so.
    Marie kam wieder an meinen Tisch, nachdem sie bei den beiden Frauen kassiert hatte. Sie verließen den Gastraum, und so blieben die junge Frau und ich allein zurück.
    Marie setzte sich an einen Nebentisch, von dem aus sie zuschauen konnte. Dann deutete sie auf meinen Teller. Ich hatte ihn noch nicht ganz geleert.
    »Schmeckt es Ihnen nicht mehr?«
    »Doch, schon...«
    »Warum essen Sie dann nicht?«
    Ich lächelte. »Zunächst muss ich über den Anruf etwas näher nachdenken.«
    »Der war nicht gut, wie?«
    Ich tat ihr den Gefallen und aß. So kam ich zumindest um eine konkrete Antwort herum. Es schmeckte mir nicht mehr so gut, obwohl sich der Geschmack nicht verändert hatte.
    Ich sah Marie an, dass sie sich unterhalten wollte, und fragte deshalb: »Sind Sie hier die Bedienung?«
    »Auch das.« Sie lachte plötzlich. »So eine naive Frage hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut. Sie wollen sicherlich mehr wissen.«
    »Wie man’s nimmt.«
    Sie nickte mir zu. »Ja, ich bin hier die Bedienung. Und das unter anderem.«
    »Aha. Und was sind Sie sonst noch?«
    »Die Nichte des Besitzers.«
    »Ah, der Mann an der Rezeption.«
    »Genau der. Ich mache den Job hier immer aushilfsweise. Meine Tante liegt im Krankenhaus. Hat sich beim letzten Glatteis das Bein gebrochen. Jetzt bin ich eingesprungen.«
    »Finde ich toll.«
    Marie hob die Schultern. »Wenn man keinen Job hat, ist das schon ganz angenehm. Aber im Sommer habe ich ihn. Fünf Monate öffne ich meinen kleinen Kiosk. Sie glauben gar nicht, was die Leute hier alles an Souvenirs kaufen. Jetzt sind zwar auch noch welche in der Stadt, aber das alles lohnt sich nicht.«
    »Das kann ich mir denken. Ich würde um diese Jahreszeit auch keinen Kiosk betreiben wollen.«
    »Dann schlage ich mich eben so durch. Hin und wieder gibt es ja Highlights.«
    »Ach. Wie sehen die denn aus?«
    Sie lächelte mich an. Ihr Blick bekam dabei einen bestimmten Ausdruck. Auch der Klang der Stimme veränderte sich etwas. »Naja, so was wie Sie, John.«
    Ich lehnte mich zurück. »Ich doch nicht.«
    »Sie lügen.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, Sie spielen mir etwas vor. Sie sind kein so harmloser Reisender. Sie sind aus einem bestimmten Grund nach Chartres gekommen. Sie kennen Abbé Jaques, der Ihnen unser Hotel genannt hat, und ich habe auch Polizei hier gesehen.«
    »Was wollte die denn?«
    »Hören Sie auf«, sagte Marie lachend. »So können Sie mich nicht aufs Glatteis führen.« Sie beugte sich auf ihrem Stuhl etwas vor. »Wenn ich Sie so sehe und einschätze, dann habe ich das Gefühl, dass Sie sich hinter einer Fassade verstecken. Sie sitzen hier wie jemand, der darauf wartet, dass etwas Bestimmtes eintritt.«
    Ich hob mein Glas und trank es aus. Bis auf eine Scheibe Fleisch hatte ich den Teller leer gegessen.
    »Ich glaube, Sie denken da falsch.«
    »Jetzt einen doppelten Calvados?«
    Ich hatte gut gegessen und sagte nicht nein. Mit van Akkeren geriet ich noch früh genug in Kontakt.
    Diesmal setzte sich Marie an meinen Tisch und brachte gleich zwei dickwandige Gläser mit. Darin verteilte sich eine gelbliche Flüssigkeit. Wir stießen beide an, tranken, und ich schnappte im ersten Moment nach Luft.
    Dieser Apfelschnaps hatte es in sich.
    Ich erfuhr, dass er der perfekte Nachspüler nach einem guten Essen war. Man würde kein Völlegefühl bekommen und sich selbst nach einer fetten Soße wieder wohl fühlen.
    »Und? Wie ist er?«
    »Gewöhnungsbedürftig.«
    Marie verzog die Lippen. »Sie kommen ja aus England, nicht?«
    »Ja, aus London.«
    »Ihr trinkt nur Whisky.«
    »Nicht nur.«
    Sie lächelte. »Aber unser Stoff ist besser. Das kann ich Ihnen versichern.«
    »Stimmt.«
    »Das sagen Sie doch nur.«
    Ich winkte ab. Dabei gähnte ich mit geschlossenem Mund. Marie ließ ihren Blick nicht von mir und hörte mir zu, als ich sagte: »Er macht aber auch müde. Deshalb denke ich, dass ich mich hinlege.«
    »Ah. So früh?«
    »Warum nicht?«
    »Sie sind doch kein alter Gruftie?«
    Jetzt musste ich lachen. »Das nun mal nicht. So fühle ich mich auch nicht. Aber ich habe heute einen verdammt harten Tag gehabt. Das bleibt in den Knochen hängen.«
    »Schade.« Sie zuckte mit den Schultern. »Wir hätten noch nett miteinander plaudern können.«
    Wie die Plauderei enden würde, konnte ich mir denken, und ich hätte auch nichts dagegen gehabt, aber es gab da nun mal einen gewissen Vincent van Akkeren, und der war mir wichtiger. So

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