Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
einen Blick auf den Titel. Die Anarchovegetarische Union von Gashiri; Versuch einer Einschätzung las er und begriff, daß er den alten Mann unterschätzt hatte. Ein Greis, der ein Sonnenbad nimmt und sich nicht für die Welt interessiert, das war sein erster Eindruck gewesen.
»Vieles daran ist seltsam«, sagte der Resident. »Als vor einigen Wochen Cadhras meldete, eine Delegation aus Gashiri sei dort eingetroffen, war ich verwundert, aber ich habe mir gedacht, vielleicht hängt es mit Pasdan zusammen; nun wollen sie Frieden mit dem Gouvernement schließen. Glauben Sie, es ist mehr?«
»Viel mehr.« Gortahork erläuterte seine Eindrücke und die Schlußfolgerungen; er verschwieg jedoch seine schwar zen Ängste. Am Ende sagte er: »Deshalb komme ich zu Ihnen. Ich würde gern dies und einige andere Dinge mit Barakuda bereden. Dazu brauche ich Ihr Funkgerät.«
Der Resident nickte und stand auf. »Es steht Ihnen selbstverständlich zur Verfügung, Nicht-Mehr-Fürst.« Er lächelte.
Der Resident stellte selbst die Verbindung zur Zentrale im Palais der Gouverneurin her und bat darum, mit Dante Barakuda verbunden zu werden. Die junge Dame in der Zentrale zupfte nervös an der Brosche, die sie als Diplomatische Assistentin kennzeichnete. »Ich glaube, er ist nicht in Cadhras«, sagte sie. »Aber ich will es versuchen.«
Plötzlich war Begheli auf dem Schirm. Sie musterte den Residenten, den sie nicht kannte; dann trat Gortahork vor.
»Begheli, nicht wahr?« sagte er. Er hatte sie vor Pasdan gesehen.
Begheli nickte, immer noch verwundert. »Gortahork. Wahrscheinlich willst du Dante sprechen. Aber er ist nicht hier.«
Gortahork kniff die Augen zusammen. Er las in Beghelis Gesicht und lächelte plötzlich. »Er ist nun dein Gefährte«, sagte er im Tonfall einer Feststellung. »Das ist gut. Er taugt nicht zur Einsamkeit. Du auch nicht, meine Freundin.«
Begheli lächelte. Auf seine Fragen hin erklärte sie ihm das neue Unternehmen TraPaSoc, und daß Dante vor einigen Ta gen mit einer Karawane nach Langladir aufgebrochen sei.
Gortahork dachte nach. Das letzte Paar Augen in Cadhras wollte er nicht bemühen – aber was war mit Dantes Nachfolgerin?
Sie mußte zwar noch sehen lernen, aber sie hatte alle Anlagen dazu.
»Weißt du, ob Sarela in Cadhras ist?«
»Ich weiß es nicht. Du müßtest es versuchen. Gibt es wichtige Dinge?«
»Ja, aber kein Grund zur Besorgnis.«
Nach kurzem Abschied stellte Begheli zurüdk zum Palais. Die junge Dame in der Zentrale versuchte, Sarela McVitie zu erreichen, aber ohne Erfolg.
Gortahork seufzte. »Dann muß ich Exzellenz belästigen.«
»Das ist kein Problem«, sagte die Vermittlerin lächelnd. »Ihr Name steht auf der Liste der Privilegierten.«
Das feine Gesicht der Gouverneurin sah müde aus, aber es erhellte sich sofort, als sie Gortahork erblickte. Der Resident hatte diskret den Raum verlassen.
»Lieber Vater und Bruder«, sagte Lydia Hsiang auf Banyashilgu. Sie strahlte ihn an. »Es ist eine große Freude.«
»Die muß ich leider gleich dämpfen«, sagte Gortahork. »Dich sehen macht mein Herz leichter, aber es ist schwer.«
Lydia nickte knapp und ernst. »Du bist in Golazna?« fragte sie nach einem Blick, der offenbar dem Hintergrund des Funkraums galt. »Was gibt es dort?«
Gortahork berichtete von der Handelsmission aus Gashiri. Schließlich sagte er: »Es ist ein Gefühl der Schwärze und der Bedrohung. Und Saravyi, der nördlich von Pasdan war, kurz bevor dort das Gewitter kam, ist nun südlich von Gashiri.«
Die Gouverneurin nickte wortlos.
»Ich frage mich viele Fragen«, fuhr Gortahork fort. »Und weiß doch keine genaue Antwort.« Er schilderte die Waren, den braunen Mann Shevshan, das Gespräch. »Sie haben dort offenbar Webstühle, die um ein Vielfaches feiner sind als die unsrigen, und sehr gute Glasbläser. Und Shevshan gehört nicht zu den einfachen Leuten dort. So, wie die Besatzung sich verhalten hat, muß sie seit langem auf den Umgang mit Fremden vorbereitet sein. Und ein einfacher Mann aus Gashiri hat weder die Nordsteppe bereist, noch kennt er meinen Namen, noch wird er mir erlauben, Gashiri zu bereisen. Also muß Shevshan ein wichtiger Mann sein, und dies alles ist lange vorbereitet.«
Lydia überflog das Blatt, das sie aus einem Stapel gezogen hatte. »Die Waren sind getestet worden, sie sind unbedenklich«, sagte sie. »Auf Dantes Veranlassung hin wurden auch die Verpackungen untersucht. Die verwendete Druckfarbe läßt den Schluß zu, daß
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