Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
nichts.«
»Wer könnte es wissen?«
»Die, die es getan haben. Und die, die eure beiden Män ner nun festhalten oder schon verkauft haben.«
»Wie können wir erfahren, wer es weiß?«
Der Alte streckte beide Arme aus, als wolle er die Welt allgemein und die tausend Burgen und Schiffe speziell um armen. »Jedes einzelne Schiff fragen. In jedem Kastell fragen. Ihr müßt aber jedesmal eine Person zwingen, euch zu antworten. Vielleicht weiß die Person, die ihr erwischt, aber nichts. Vielleicht erwischt ihr einen weisen Lüfter {5} , der sich um nichts anderes als seine Aufgabe kümmert. Oder ihr packt den Koch des Schiffs, auf dem eure Freunde sich aufhalten, aber er interessiert sich nicht für einzelne Sklaven. Alles in allem«, sagte er lächelnd, »wünsche ich euch glückliche hundert Jahre bei der Suche. Schneller wird es nicht gehen, es sei denn durch Zufall. Und vielleicht dauert es auch länger. Mich solltet ihr aber vorher wieder zu meinem Schiff bringen. Ich habe nicht mehr so viel Zeit.«
Als sie ihn von Bord gehen ließen – die anderen Korsaren seines Schiffs sahen aufmerksam, aber friedlich zu –, setzte er noch hinzu: »Obwohl der Wal kein Interesse an der Mö we hat, will ich euch noch eines sagen. Vielleicht sind eure Freunde irgendwo im Reich der Korallkorsaren, wie ihr uns nennt. Vielleicht sind sie an Bord eines Schiffes, das einen jener Häfen anläuft, in denen wir Sklaven verkaufen. Während ihr hier sucht, fahren sie vielleicht nach Norden, und wenn ihr im Norden sucht, segelt ein Schiff, das sie im Kielraum hat, nach Südwesten. Vielleicht findet ihr in einigen Jahren das Schiff, das sie geborgen hat, aber dann werden sie längst irgendwo an Land sein, und die Sklavenhändler ziehen weit herum.«
Zehn Tage später gaben sie auf. Es gab unter den Korallkorsaren keine Organisation, die über das jeweilige Gebäude oder Schiff hinausging. Sie hatten zahllose Korsarinnen und Korsaren verhört, aber niemand konnte oder wollte Aus kunft erteilen.
»Wir müßten«, sagte Sarela verbittert, »hundert Divisionen mit Flugpanzern einsetzen und jedes einzelne Kastell, jedes einzelne Schiff und jeden einzelnen Korsaren untersu chen.«
Learoyd räusperte sich. »Die einzige Möglichkeit«, sagte er, »scheint es zu sein, alle in Frage kommenden Häfen und alle Sklavenhändler zu überwachen.«
Sarela nickte. Sarkastisch gab sie zurück: »Richtig. Wis sen Sie, wie viele das sind? Abgesehen von Bu’ndai ungefähr dreihundert allein an der Westküste des Kontinents. Nicht zu reden davon, daß die Schiffe auch die Ostküste erreichen könnten. Und nicht zu reden von den zehntausend Inseln im Pangotischen Ozean. Selbst wenn wir uns auf die größeren beschränken – wer sagt uns dann erstens, daß Barakuda und Oubou überhaupt zu den Korsaren gebracht worden sind, und zweitens, daß die Korsaren sie nicht als Zuladung zu einer kleineren Insel gebracht haben?«
Learoyd bat um ein Stück Papier und einen Stift.
»Was haben Sie vor, Terence?« fragte McVitie.
»Anweisungen an Begheli, was mit dem Ambra gesche hen soll; was Dante damit vorhatte.« Er klopfte auf die Muniti onskiste neben seinem Sitz.
»Wieso sagen Sie es ihr nicht selbst?«
Terence blickte auf und zuckte mit den Schultern. »Ich komme nicht mit zurück«, sagte er.
Sarela seufzte. »Ich hätte es mir denken können.«
Sie landeten wieder hinter dem großen Gasthaus. Terence nahm seinen Reisebeutel. Sarela ging mit ihm einige Schritte vom Gleiter fort.
»Mach den Beutel auf«, sagte sie leise.
Terence gehorchte. Sie hatte ein kleines, offenbar nicht ganz leichtes Bündel unter dem Arm; nun ließ sie es in den Beutel fallen.
»Und sieh dich vor, Mann!«
Der Gleiter startete, beschleunigte, stieg steil nach Nordosten und verschwand. Als er sich vergewissert hatte, daß niemand ihn beobachtete, öffnete Terence den Beutel und löste die Schnüre des Bündels.
Es enthielt ein Funkgerät und eine kleine Schnellfeuerpi stole mit zehn Magazinen.
Aus: Mythen und Legenden der Banyashil,
Uglesa Husmin, Cadhras 456
»… Zwischen uralten Wäldern, die fast zwei Drittel von Pangotajdir bedeckten, lebten sie in gläsernen Labyrinthen, phantastischen Städten, die in den flachen Seen der künstlich verbreiterten Ströme standen. Die vielfarbigen Glas- und Kristalldome waren erfüllt vom Rauschen des Stroms, vom Wispern des Winds, vom Sang des Regens; die unendlichen, verwinkelten Korridore und Hallen, die zum Teil tief
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