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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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sagte sie leise. »Um dir zu danken.«
    Tremughati winkte ab.
    »Doch. Und um dir zu sagen, daß wir dich bitten, uns weiter zu lieben. Und an der Gerichtssitzung teilzunehmen.«
    Tremughati richtete sich auf. »Ihr wollt zu Gericht sitzen?« fragte sie. »Wann?«
    »Sofort.«
     
    Das Gericht beriet schnell und sicher; alle Frauen und Männer des Dorfs nahmen teil. Tureela vertrat eine Art Anklage; ein junger Mann die Verteidigung. Tremughati hielt sich zurück; sie lauschte und schwieg. Sie saß nicht weit von By am entfernt; die junge Frau machte nicht den geringsten Versuch, sich zu rechtfertigen. Tureela sagte nur einen Satz: »Byam hat getötet.« Der junge Mann (Tremughati konnte sich nicht auf seinen Namen besinnen) nickte und erwiderte: »Sie hat getötet. Vor einem Jahr hätten Heilige Mütter gesagt: ›Sie hat ein Tier gestraft.‹ Nun haben wir eine wirkliche Mutter. Seit sie gesagt hat, alle drei, Byam, der tote Glodar und auch Leng, seien ihre Kinder, die sie liebe, wissen wir, wieviel wir noch zu lernen haben. Niemand von uns kann ein lebenswertes Leben leben. Noch nicht. Und Byam ist nicht verantwortlich für das, was sie getan hat, denn so hat sie es gelernt.«
    Tureela schüttelte den Kopf. »Das ist nicht richtig«, sagte sie fast stolz. »Als Wehrhafte Jungfrau hat sie gelernt, Tiere ohne Haß und kalten Blutes zu schlachten. Als sie Glodar erstochen hat, hat sie kein Tier, sondern einen Menschen erstochen, und sie hat es nicht kalten Blutes getan. Aber du hast recht – sie ist nicht verantwortlich.«
    Es gab nur wenige weitere Sätze, die gesagt werden mußten. Tureela stand schließlich auf und blickte auf die Sitzenden hinab. Wie fast alle ehemaligen Wehrhaften Jungfrauen war sie groß, schlank und kräftig. Wie bei den meisten anderen waren auch bei ihr die Gesichtszüge in den vergangenen zweihundert Tagen weicher, die Haltung gelassener geworden, fast anmutig.
    »Keiner kann Byam etwas vorwerfen«, sagte sie. »Aber alle, die Glodar geschätzt haben, werden Byam ungern se hen. Wir können Byam nicht strafen für etwas, wofür sie nicht verantwortlich ist; wir können sie nicht im Dorf behalten, wenn wir sicher sein wollen, daß dieser Tod nicht weitere nach sich zieht. Ich schlage vor, daß Byam uns verläßt und sich einer anderen Gruppe anschließt.«
    Niemand erhob Einwände. Als Tureela um Handzeichen bat, stimmten alle zu. Auch Byam; sie nickte langsam.
    Tureela wandte sich an Tremughati. »Mutter – bist du damit einverstanden?«
    Tremughati seufzte. »Es ist eure Entscheidung. Ich will nichts einwenden.« Sie erhob sich ebenfalls und trat zwischen Byam und Tureela; eine Hand legte sie auf Byams Kopf, die andere auf Tureelas Schulter. »Ich möchte euch etwas berichten. Ich habe diese Nacht viel Zeit gehabt, über euch und vieles andere nachzudenken.«
    Sie schwieg einen Moment, als suche sie nach den besten Worten für den Beginn der Geschichte. Dann faßte sie die Ereignisse des Pasdan-Konflikts noch einmal zusammen. Besonderen Wert legte sie auf die Bedeutung einiger Personen; ohne bescheiden oder unbescheiden zu sein, mit knappen Worten, skizzierte sie die Rollen, die sie und Gortahork gespielt hatten; dann sprach sie, beinahe liebevoll, über den alten Saravyi, schließlich über die Gouverneurin Lydia Hsi ang, »die auch eure Mutter ist und die von ganz Shilgat«, und zuletzt über Dante Barakuda.
    »Nun sieht es so aus«, schloß sie, »als ob uns allen neues Unheil drohte, das aus Gashiri kommt – aber niemand weiß genau, was es ist. Nur eines wissen wir: Dante Barakuda, dem wir alle das Überleben und ihr eure jetzige Freiheit verdanken, ist entführt worden. Er wird auf dem Südkontinent gesucht; ich bin aber sicher, daß er früher oder später in Gashiri auftauchen wird – verschleppt oder nach seiner Befreiung. Und wenn er dort auftaucht, wird es zu einem Zeitpunkt sein, da das Unheil sich entlädt.«
    Niemand fragte, woher sie all dies wußte; zu oft hatte sie Dinge ausgesprochen, die allen anderen verhüllt waren und erst später offenkundig wurden.
    Tremughati wandte sich Byam zu. »Du, Kind, kannst wählen zwischen der schmerzlosen Verbannung, die das Gericht dir auferlegt, und der vielleicht sehr schmerzvollen Expedition, die ich unternehmen will. Sobald Gortahork kommt, werden wir aufbrechen. Gashiri schickt zur Zeit Delegationen zu vielen Städten und Ländern, und wir wer den einen Gegenbesuch machen.«
    Byam blickte zu ihr empor. Das Gesicht war noch immer

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