Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
Laborschiff?«
»Nur wir, das Gouvernement und die GERAFARMA.«
»Wir könnten also diesen Teil aus einer eventuellen Transaktion heraushalten?«
Begheli lächelte ironisch. »Wir müssen. Ich komme erst allmählich dahinter, wie schlau Gerames’ Anwälte sind. Im ganzen GERAFARMA-Vertrag taucht der Begriff TraPaSoc nicht auf.«
Am Nachmittag traf kurz nach Lugo Bondak die dreiköpfige Abordnung der Kommission ein – eine alte Frau, eine junge Frau und ein Mann irgendwo dazwischen. Begheli und Ka koiannis übernahmen die Begrüßung und Führung über die von der TraPaSoc gepachtete Halbinsel.
Die ältere der beiden Frauen betrachtete mißbilligend die vom feuchten Farn auf ihrem grauen Kostüm hinterlassenen Spuren, kniff den Mund zusammen und betrat wortlos den Sammelraum. Der Mann trug ein Pokerface zur Schau, gab sich dabei verbindlich und sah sich sehr aufmerksam um. Die jüngere Frau und er waren – vermutlich unabsichtlich – in einer Art Partnerlook erschienen: in uniformähnlichem Anzug bzw. Hosenanzug von dezenter und teurer Eleganz. Sie blieb noch einen Moment auf dem Innenhof stehen und nickte.
»Gute Arbeit«, sagte sie. »Ich bin vor zwei oder drei Jahren mal hier gewesen und weiß, wie der Trümmerhaufen vorher aussah. Wirklich, Respekt.«
Es gab Kaffee, importierten Brandy, Gebäck und belegte Brote. Tatuschin, Pa’aira und Nardini zogen sich zurück; die beiden Frauen kümmerten sich um das Vieh, und der schielende suldau mußte angeblich dringend einen Karren reparieren.
Im hohen, mit Holzbänken und schweren Holztischen eingerichteten Sammelraum saßen sich die drei Leute der Delegation und die drei Vertreter der TraPaSoc zunächst noch ein wenig steif gegenüber. Nach dem Austausch rituel ler Höflichkeiten kam die junge Frau zur Sache. Sie war of fenbar die Sprecherin.
»Vermutlich haben Sie sich Gedanken gemacht, was wir von Ihnen wollen.«
Kakoiannis lächelte maliziös und musterte zunächst das Gesicht der Frau, dann seine gebügelte Hose; wie an diese gewandt, sagte er halblaut: »Natürlich. Wir stören Sie, und Sie wollen etwas dagegen tun.«
»Das stimmt.« Die Miene der Sprecherin veränderte sich nicht. »In der Freien Handelskommission sind alle Handels interessen von Cadhras vertreten – Cadhrassi und Shil, Ka rawanen, Frachtsegler, Frachtagenturen, Export-Import-Büros. Mit Ihrem Porzellan-Coup haben Sie die Agenturen verärgert …«
»Das freut uns«, sagte Begheli kühl.
»… und mit Ihrem Exotikahandel aus abgelegenen Re gionen die großen Karawanen.«
»Versäumnisse«, knurrte Lugo Bondak, »sollte man nicht denen anlasten, die sie aufarbeiten.« Das grüne Haar des alten Sergeanten stand zu Berge.
»Einige unserer Mitglieder haben die Möglichkeiten nicht erkannt oder unterschätzt. Der Umsatz der TraPaSoc im ersten halben Jahr des Bestehens ist erstaunlich – wie unsere Versäumnisse.«
Begheli hob die Brauen. »Was wissen Sie über unseren Umsatz?«
Die Frau lächelte. »Sie haben etwa achtzigtausend Drachmen investiert und inzwischen an die zweihunderttausend eingenommen. Bei oberflächlicher Kalkulation Ihrer laufenden Kosten und kleineren Nachinvestitionen dürfte man auf einen Gewinn von tausend Talenten kommen – hunderttausend Drachmen in einem halben Jahr. Es ist nicht schwie rig, die Ziffern zu bekommen. Oder zu berechnen, wenn man beobachtet, was Sie machen.«
»Richtig«, sagte Begheli munter. »Und weiter?«
»Der Kuchen ist sehr groß; Sie haben bisher kaum ein paar Krümel aufgepickt.«
»Und nun wollen Sie gern an dem Kuchen, den wir gebacken haben, mitknabbern.« Kakoiannis nickte versonnen.
»Es gibt mehrere Möglichkeiten«, warf die ältere Frau ein. »Vergessen Sie unsere zahlenmäßige Überlegenheit nicht – wir können in jedes Gebiet, in das Sie eine Karawane schicken, drei schicken, bis für Sie nichts mehr bleibt. Es wäre für uns kostspielig, aber Sie würden es nicht überstehen. Wir können auch dafür sorgen, daß keine Agentur Ihnen mehr Aufträge erteilt oder Ihnen etwas abnimmt. Und daß Frachter, die von Ihnen direkt kaufen, von niemand anderem in Cadhras mehr beliefert werden. Das sind nur einige Vorschläge. Es gibt weitaus unangenehmere.«
Die Stimmung im Raum war nun sehr kalt. Plötzlich lehnte Bondak sich zurück, bis die Holzbank knirschte, und lachte. »Ein interessantes Gespräch«, sagte er. Er gluckste und fuhr sich durch das Haar. Die elliptischen Ringe um seine schrägen Augen schienen zu
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