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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Material. Riesige mobile Katapul te waren dabei und andere Konstruktionen, die aus der Ferne nicht genau zu erkennen waren. Die Bewegungen deuteten nach Süden.
    Dreißig Tage nach jener Nacht im Paß hatte Toyami bestenfalls 100 Kilometer Luftlinie zwischen sich und die nördlichen Berge von Tag’gashir’dir gebracht. Immer wie der sah sie sich gezwungen, Umwege zu reiten, nachts, ungewiß, ob nicht hinter dem nächsten Hügel eine Patrouille wartete. Einmal hatten sie und das Pferd zwei Tage ohne Wasser verbracht; es gab in der Hochsteppe genügend Brunnen, aber die meisten lagen im unmittelbaren Bereich einer Wachstation.
    Was auch immer der Grund für die Transporte und Märsche war – allmählich kam sie zu dem Schluß, daß sie auf diese Weise nie die südliche Grenze erreichen würde. Das Verbotene Land Tag’gashir’dir ließ sich als unregelmäßige Schüssel betrachten, mit einem Durchmesser von etwa 500 Kilometern. In der Nähe der Berge, die allenthalben den Rand der Schüssel bildeten, gab es hügelige Steppe, Brunnen, Stationen und scharf kontrollierte Wege. Weiter im Zentrum der Schüssel erstreckte sich ein Wüstengebiet, und dorthin wurde sie unweigerlich abgedrängt.
    Von einem niedrigen Hügel aus erblickte sie am Nachmittag zwei Stationen, die vielleicht fünf Kilometer auseinanderlagen. Von einer stieg eine dünne Rauchsäule auf. Sie befand sich westlich der hauptsächlichen Transportrouten, eingeklemmt zwischen den Savannenpfaden und dem System der Wachstationen einerseits und der zentralen Wüste andererseits. Die beiden kleinen Festungen waren nicht zu umgehen.
    Es sei denn, sie versuchte abermals, im Schutz der Dun kelheit unter den Hügelkuppen vorbeizukriechen. Zu ris kant; diese Möglichkeit schied aus. Die Stationen waren zu nah beieinander, die Transportroute zu nah neben der östlichen der beiden Stationen, und ein Wiehern ihres Pferdes konnte das Ende bringen.
    Sie nahm den Zügel und zog das Tier nach Westen; die Hügel gaben ihr Deckung. Nach einer Stunde machte sie halt und kletterte auf die nächste Kuppe. Die Landschaft schien sich nicht verändert zu haben; wieder sah sie zwei Stationen. Offenbar hatte sie eine Reihe von Sperrforts in nerhalb des Verbotenen Landes erreicht, und zum wiederholten Male fragte sie sich, ob es überhaupt eine Aussicht gab, die Südgrenze zu erreichen. Sie versuchte, den Aufwand der anonymen AV-Führer zu kalkulieren. An dieser Stelle mochte die Savanne von den östlichen Bergen bis zum Beginn der Wüste etwa 160 bis 180 Kilometer durchmessen. Entlang den Nordsüd-Routen gab es Wachstationen und Depots, die bereits aufwendig zu unterhalten und zu besetzen waren. Wenn nun auch noch eine Kette von jeweils etwa 5 Kilometer voneinander entfernten Sperrstationen ostwestlich eingerichtet war, bedeutete das an die 35 Stationen mit mindestens fünf bis sieben Leuten; hinzu kämen Versorgungstrupps und Ablösemannschaften.
    Aber was war der Sinn des Ganzen? Wozu Sperrstationen in einem fast unzugänglichen Land, in dem nur Autorisierte sich aufhalten durften? Gab es in Tag’gashir’dir eine Abstufung der Unzugänglichkeit – eine Absolut Verbotene Zone innerhalb des Verbotenen Landes? Vielleicht gar noch eine Gänzlich Absolut Verbotene Zone innerhalb der Absolut Verbotenen?
    Bei Sonnenuntergang bewegte sie sich noch immer parallel zu der nicht abreißenden Kette von Sperrposten. Am folgenden Nachmittag fand sie einen kleinen, halbverdeckten Brunnen in einer Hügelsenke, an dem sie das Pferd tränken und Lederflasche und großen Wasserschlauch füllen konnte. Kurz vor Beginn der Abenddämmerung kam sie zu einem Wasserlauf, der an einer Stelle einfach aus dem Boden trat. Sie folgte ihm vorsichtig, wobei sie das Pferd hinter sich her zog, und stellte fest, daß sich in einer Senke zwischen zwei Sperrstationen eine Art See gebildet hatte, an dessen Ufern Pferde grasten. Niedriges Buschwerk bildete Inseln in der Savanne. Toyami beobachtete die Pferde, die Stationen auf ihren Hügeln, den kleinen See.
    Als es dunkel geworden war, zerrte sie das unwillige Tier langsam zwischen den letzten Kuppen Richtung Seeufer. Fast schien es, als habe das Pferd in den langen einsamen Tagen eine Abneigung gegen Artgenossen entwickelt. Bis auf den als Zügel dienenden Lederriemen, den sie aus ihrer Jacke geschnitten hatte, trug das Tier keinerlei Zaumzeug. Sie hätte viel für einen Sattel gegeben; ihre Baumwollhosen waren längst nur noch Fetzen. Aber es gab

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