Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
goldene Leuchten und schirmte den Wagen ab. Alles zusammen ergab einen kräftigen, angenehmen Frontscheinwerfer.
Leise summend schob Barakuda den Wagen an. Seine Mutmaßung schien zumindest in diesem Teil zu stimmen: Der scheinbar völlig ebene Tunnelboden mußte ein leichtes Gefälle besitzen. Die Räder paßten genau in die parallelen Rillen. Dante lief noch einen Moment nebenher und schob; als der Wagen schneller wurde, sprang er auf.
Er setzte sich in den Fahrersitz. Seine Füße berührten ein Pedal – eine Bremsmöglichkeit? Er entschloß sich zu einem kleinen Test, und tatsächlich reagierte der Wagen sofort auf einen leichten Druck, wurde langsamer.
Dante nahm den Fuß vom Pedal und starrte nach vorn. Im goldenen Licht des Kristalls glitten die Tunnelwände vorbei. Barakuda lehnte sich zurück und ergab sich der Verwunderung.
28. Kapitel
Vor der Küste von Gashiri tobte ein Spätsommerunwetter. Die beiden Mündungsforts am Gashigar und die dazugehörigen Ortschaften waren kaum, die riesigen Katapulte gar nicht zu erkennen; Nebel, Gischt und tiefe Wolken bestimmten das Bild. Die drei von der TraPaSoc gecharterten Schiffe tanzten auf dem Wasser.
Überall bildeten sich Kabbelungen. Der heftige Nordwe ster trieb Salzwasser weit in die Mündung hinein; wenn er nachließ, setzte sich die träge Strömung des Flusses wie der durch. Die Ankerketten spannten sich und erschlafften in unregelmäßigen Abständen. Nicht ausreichend befestigte Gegenstände rollten durch die Kajüten und das Zwischendeck.
Durch das aufgeregte Wasser quälte sich ein großes Ruderboot; es kam vom Fort auf dem rechten Ufer. Die Ruderbesatzung leistete schwere Arbeit; als das Boot end lich längsseits ging und die Ruder eingezogen wurden, duckten sich die Leute unter einem plötzlichen Regenschauer.
Der Mann, der an Bord turnte, hatte ein seltsam aufgequollenes Gesicht. Er stellte sich als Zollinspektor der AVU vor, machte mit Bondak einen Rundgang über das Schiff, inspizierte die Waren und machte sich Notizen. Bondak stellte fest, daß auch die Hände des Mannes Schwellungen aufwiesen; er verzichtete aber auf Nachfragen nach der Gesundheit.
Die zwischen doppelten Trennwänden und unter Boden bohlen versteckten Karabiner und sonstigen technischen Ge räte fand der Inspektor nicht.
In der großen Heckskajüte tranken sie heißen Kaffee mit Rum. Der Inspektor legte die entstellten Hände um den Be cher, als wolle er sich gleichzeitig wärmen und festhalten.
»Daß es einen Zollinspektor gibt«, sagte Bondak vorsich tig, »deutet darauf hin, daß Sie mit Handelsbesuchen rechnen.«
Der Inspektor nickte knapp. »Seit die Verweser Der Kommunen Wirklichkeit in Gashir beschlossen haben, die Realität neu zu definieren und Delegationen auszusenden, mußten wir mit Gegenbesuchen rechnen. Sie sind allerdings die erste Handelsflotte. Folglich mein erster Einsatz in Erfüllung der neuen Pflichten.«
»Welche Möglichkeiten gibt es für uns, die Waren zu lö schen und zu verkaufen?«
»Das habe ich nicht zu entscheiden.«
»Wer denn?«
Der Inspektor deutete mit dem Kinn dorthin, wo sich sei ner Meinung nach das Festland befand. »Sobald die Fahrrinne frei ist, können Sie das Fort am linken Ufer anlaufen; dort wird die gesamte Ladung überprüft. Ich habe ja nur Stichproben auf einem von drei Schiffen gemacht. Danach wird entschieden, was zu tun ist. Vielleicht können Sie flußaufwärts segeln bis Gashir, vielleicht laden Sie alles schon hier aus und übergeben es der zuständigen Kooperative. Es bleibt abzuwarten.«
»Sie sagten etwas von der Fahrrinne.«
»Vor vier Tagen kam ein großer flacher Lastkahn flußab, wahrscheinlich von der Hauptstadt. Er ist zwischen den beiden Forts gesunken – das war, als der Sturm anfing. Er hat den Kahn quergestellt und einfach umgekippt. Wir haben die Ladung bergen können, aber die gesamte Besatzung ist ertrunken. Wir wissen nicht, was wir mit der Ladung tun sollen und warten auf Anweisungen, aber bei diesem Wetter helfen uns auch die Semaphoren und Heliographen nicht. Das Wrack liegt noch immer im Fluß. Sobald der Sturm en det, können wir es heben. Vielleicht hat dann aber der Fluß auch genügend Kraft, es ins Meer hinauszutreiben. Im Moment kommt dafür zu viel Wasser flußauf.«
Bondak verzog den Mund. »Ich dachte, der Gashigar ist in voller Breite befahrbar.«
Der Inspektor zwinkerte. »In Gashiri ist das, was Sie denken, unwichtig. ›Die Realität ist eine Funktion ihrer
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