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Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras

Titel: Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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euch nicht anstecken will. Bringt mir meine Sachen; wir reden dann über Funk. Und Cadhras muß das erfahren.«

 
27. Kapitel
     
    Nach und nach nahm Barakuda Nuancen wahr. Das Dunkel stufte sich ab, durchsetzte sich mit Striemen. Von innen sah alles anders aus – nicht, als sei Dante durch eine merkwürdige Wand aus einer Nische in den Berg getreten, sondern als habe vor sehr langer Zeit jemand eine große Höhle durch Einbau einer Wand zu einer nicht mehr ganz so großen Höh le plus vorgelagerter Nische gemacht. Vorsichtig, dann immer schneller ging er vorwärts. Das diffuse Licht im Inneren des Berges nahm zu, wurde jedoch nicht weniger diffus. Lichtschlangen krochen über Boden und Wände, Lichtfetzen zuckten um Vorsprünge des Felses. Immer wieder blieb er stehen und zwinkerte oder rieb sich die Augen.
    Die Höhle war ein Gang, ein langer, sanft abfallender, re gelmäßig geformter Gang, fast kreisrund; der ebene Boden wies rechts und links Rillen auf, die parallel liefen, wie Kufenspuren oder eingelassene Schienen.
    Stundenlang marschierte er, immer weiter, leicht abwärts (wie er annahm), diesen seltsamen Gang entlang, bis Füße und Beine schmerzten und der Kopf sich anfühlte wie ein fremdes Objekt in einem Kasten aus Watteglas. Durst und Hunger waren nicht so schlimm wie dieses Gefühl völliger Irrealität.
    Endlich erreichte er eine größere Kammer, die eine Art Kreuzung von drei Gängen bildete. In der Mitte des Raums gab es eine Öffnung im Boden, aus der warmes, fast golde nes Licht stieg. Unter einem Metallgitter zogen sich in endloser Spirale enge Stufen um einen Schacht.
    Barakuda zögerte. Schließlich hob er die Achseln, öffnete das mit Scharnieren versehene Gitter und stieg in die Tiefe.
    Er fand nie heraus, wie lange er immer kreiselnd, immer kreiselnd abstieg. Manchmal preßte er sich mit geschlosse nen Augen, die unter den Lidern zuckten, an die Wand. Irgendwann erreichte er den Boden einer Halle und stürzte, als er mit angewinkelten Knien weitersteigen wollte.
    Er richtete sich mühsam auf; die Kreiselbewegungen von Hirn und Augen wurden langsamer. Als er wieder auf die Füße kam, stand er an der Seitenwand einer riesigen, domartigen Halle, die so viele Ecken aufwies, daß sie fast rund war. Zwölf Tunnel mündeten in die Halle oder verließen sie; die dunklen Öffnungen lagen nebeneinander in kaum mehr als einem Viertelkreis der gesamten Wandlänge. Die sonstigen Wände waren von Nischen, offenen Kammern, Türen, Leitern und weiteren Treppen eingenommen.
    Und von etwas anderem. Barakuda ging langsam und staunend von einem Säulensockel zum nächsten. Rings an den Wänden standen Pfeiler, etwas über mannshoch, und auf ihnen ruhten Kugeln, die jenes warme, goldene Licht ausstrahlten, das nicht blendete.
    Es waren Kristalle, kopfgroß, wunderbar symmetrisch, mit unzähligen winzigen Flächen. Das weiche Licht kam aus dem Inneren der Kugeln, und es blendete Barakuda auch dann nicht, als er sich auf die Zehenspitzen stellte und aus geringster Entfernung in die Kugel starrte.
    Im Innern glaubte er, etwas wie eine dreidimensionale goldfarbene Rosette zu entdecken, ein inneres System goldbelegter Flächen. Die Kristallkugeln waren kühl.
    Mitten in der Halle stand auf einer massigen Säule eine große bernsteinfarbene Lampe. Barakuda ließ zunächst die faszinierenden Kugeln und wandte sich dem Zentralpfeiler zu, an dem eine Eisenleiter lehnte. Er stieg hinauf und betrachtete die Lampe aus der Nähe. Sie bestand aus einer Art rauchigen Glases, das an Pharlit erinnerte, war fast einen Meter hoch und geformt wie eine große Vase mit breitem Boden. Die Lampe war warm. Als er die Säule erklommen hatte und sich über die Lampe beugte, kam es ihm so vor, als würde die Halle ein wenig dunkler. Das Gefäß war zur Hälfte mit einer klaren zähen Flüssigkeit gefüllt, deren Geruch eindeutig war: Fischtran. Ein dicker, langsam brennender Docht trug eine große Flamme. Das Gefäß mochte ausreichen, um etwa vierzig bis fünfundvierzig Tage lang zu leuchten, dann mußte der Tran nachgefüllt und ein neuer Docht eingesetzt werden.
    Er wollte sich eben verblüfft wieder an den Abstieg ma chen, als ihn ein abenteuerlicher Gedanke durchzuckte. Er zog seine schwere Jacke aus und legte sie über das Lampengefäß. Augenblicklich lag die weite Halle in absoluter Dunkelheit.
    Dante hob seine Jacke wieder hoch; die Flamme brannte noch, die Halle füllte sich wieder mit goldenem Licht. Er zog das

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