Barakuda der Wächter 03 - Die Freihändler von Cadhras
war? Gut. Die Heiler wissen seit langer Zeit, daß man frisches alangra zu vielen guten, heilenden Dingen machen kann. Verfallenes alangra läßt sich zu ebenso vielen bösen, zerstörenden Dingen machen. Die erste Möglichkeit, es negativ zu verwenden, ist eine bei bestimmter Behandlung mit Hitze entstehende Substanz. Wer sie berührt, ißt, trinkt oder einatmet, wird nie wieder Kinder haben können.«
Dante dachte lange und konzentriert nach. Schließlich sagte er: »Und wer die erste Möglichkeit gefunden hat, kann auch weitere finden, nicht wahr? Wie sehen sie aus?«
Die Priesterin wehrte ab. »Saravyi wird es dir sagen. Wenn es nicht schon zu spät ist.«
»Wo ist er genau? Unter Gashir? Unter den Bergen?«
Die alte Frau holte eine Karte herbei und legte den Finger auf einen Punkt. »Hier. Im Zentrum von Tag’gashir’dir be finden sich die Versuchshöhlen der Leute von Gashiri. Er ist genau darunter.«
In der Residenz erfuhr er, daß Cadhras mehrfach nach ihm gefragt hatte. Er ging in den Funkraum und rief das Palais.
Lydia Hsiang war aschgrau. Dante hob die Hand, als sie beginnen wollte zu sprechen. »Ich habe die Archive gefunden und war dort«, sagte er knapp. »Du siehst aus, als ob die Leute im Labor es gefunden hätten – alangra , nicht wahr?«
»Ja. Und es ist in den Archiven beschrieben? Gibt es Ge genmittel?«
Barakuda seufzte. »Die Priesterin, die mir half, sagt ja, aber sie sind sehr schwierig herzustellen, und es dauert sehr lange. Nach dem, was Saravyi den Theokraten gesagt hat, arbeiten die Heiler der Bundashil daran, haben aber noch keinen Erfolg gehabt. Vielleicht schaffen die Koryphäen im Laborschiff es schneller.«
»Was hat Saravyi vor?«
»Kann uns jemand abhören?«
»Nein.«
Dante nickte. Langsam und deutlich sagte er der Gouver neurin, was er herausgefunden hatte. »Das sind meine Fol ge rungen – ich nehme an, sie laufen auf das hinaus, was Saravyi gerade tut.«
Lydia Hsiang faßte sich mühsam. »Es ist ein entsetzlicher Plan«, sagte sie matt. »Können wir ihn davon abbringen?«
Barakuda verzog das Gesicht zu einer grimmigen Dämonenmaske; seine Narbe schien zu pulsieren. »Kaum. Und was mich angeht – ich bin ja kein Amtsträger mehr und habe die humanen Gesetze des Commonwealth nur noch zu respektieren, nicht jedoch offensiv zu vertreten. Ich billige seinen Plan. Er wird aber im entscheidenden Punkt scheitern.«
Die Gouverneurin ging nicht auf die ersten Sätze ein. »Welcher Punkt ist das?«
»Er kann das Zentrum der Macht der AVs vernichten, aber nicht alle mutierte alangra -Substanz. Wenn er die AVs direkt angreift, können sie in einem letzten Verzweiflungsschlag genug von dem Zeug einfach mit heißer Luft oder Katapulten in die Atmosphäre blasen. Wenn er sie von unten angreift und überrascht, wird das meiste mit in die Tiefe stürzen, aber nicht vernichtet werden – unterirdische Wasseradern werden es wieder ausspülen, vielleicht erst in Jahrhunderten, aber sie werden. Das Zeug ist nur durch ungeheure Hitze zu vernichten.«
»Wir können ihn also nicht von seinem Plan abbringen, aber wir müssen ihm helfen, ihn zu vollenden?«
31. Kapitel
Die Gänge des Laborschiffs waren matt erleuchtet. Ein Teil des Teams ruhte; die anderen trieben die Forschungen voran.
Seit Tagen verschlechterte sich die Stimmung. Es gab keine Ergebnisse, und die von der Gouverneurin verhängte Quarantäne und Nachrichtensperre schnitt das Team vom Rest des Universums ab. Außerdem wurde ihnen schlagartig bewußt, daß sie nicht theoretisch arbeiteten, sondern helfen sollten, eine Bedrohung zu beseitigen. Eine Bedrohung, die auch ihnen galt, denn wenn diese obskuren Sektierer etwas entwickelt, entdeckt oder erfunden hatten, was Fehlgeburten auslöste, dann waren zumindest die jüngeren Frauen und Männer ebenfalls betroffen.
Arman Mugadisk hatte diese Sorge nicht, jedenfalls nicht persönlich. Mit seinen 48 Jahren beabsichtigte er nicht, von der Wissenschaft, der er bisher absoluten Vorrang eingeräumt hatte, zur Gründung einer Familie überzulaufen. Er verstand jedoch die Sorgen der Jüngeren, die er nicht ausräumen konnte. Sie alle hatten in den vergangenen Wochen in der Stadt Speisen und Getränke zu sich genommen, Hän de geschüttelt, Luft eingeatmet. Wenn die Bedrohung real war, dann waren sie alle längst befallen.
Morgens gegen drei Uhr platzte die Serologin Georgina Labruyère in Mugadisks Kabine. Er hatte sich vor zwei Stunden zu einem kurzen Schlummer
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