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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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den Heilern und Häuptern?«
    »Seit Saravyi uns damals zum geheimen Konklave gela den und angeordnet hat, daß man uns Zugang zu den Annalen von Sa’orq gewährt.«
    T’unga und Zhazyro blickten Barakuda an, als sähen sie ihren früheren Vorgesetzten zum ersten Mal.
    »Du auch?« sagte T’unga.
     
    Am Morgen, ehe sie sich verabschiedeten, brüteten Dante und Sarela eine Weile über Karten. Woher die Überlebenden der AV-Führung gewußt hatten, wo Barakuda zu finden war, würde vermutlich nicht zu klären sein, war aber kein großes Rätsel. Natürlich hatte die AVU, meist mit Hilfe der überall unauffälligen Mischlinge, ein verzweigtes Informationssystem besessen, das nach dem Untergang des Zentrums führungslos, aber keineswegs zerstört war. Und in Cadhras, Kelgarla und Sa’orq wußten viele, daß Barakuda mit einem Boot unterwegs war und zur Wahl in Golgit sein wollte. Al les andere ergab sich daraus.
    »Ich wüßte bloß gern, wie viele es wirklich waren. Und was es mit dem Ruderboot auf sich hat.« Dante markierte die Stelle auf der Karte.
    Sarela kaute auf einem Grashalm. »Ich glaube nicht, daß ich da viel finde, aber ich werde nachsehen«, sagte sie ohne Begeisterung.
     
    Mittags rasteten sie auf einem Plateau knapp oberhalb des Sumpflandes, das unsichtbar blieb. Unter der kräftigen Herbstsonne war bis zum Horizont (der nur zu vermuten war) eine Dunstschicht über dem feuchten Land entstanden; das Plateau mochte Gestade eines fantastischen Ozeans aus graugrünen Gasen sein. Zhazyro murmelte etwas von einer Mischung aus alter Watte und schimmeliger P’aodhu-Milch. Barakudas Gedanken kreisten um zwei mutmaßliche Werte: 45° C und 95% Luftfeuchtigkeit. Er schüttelte sich.
    Es war eine grünbraune, schwankende, schmatzende Höl le. Dante wunderte sich nicht mehr, daß die alte kleine Han delsroute seit langem unbenutzt war; er fragte sich, wieso jemals einer gemeint hatte, hier entlangziehen zu müssen.
    Der Weg war mit Stangen markiert, die so weit auseinander standen, daß sie im Dunst kaum auszumachen waren. Manchmal ritten sie über aufgeschüttetes Geröll, dann über kurze Strecken relativ festen, feuchten Grasbodens, dann über etwas, das wie zusammengebackene P’aodhu-Fladen aussah und roch; hin und wieder wurde der Weg zum Knüppeldamm, der unter den Pferden in voller Breite schwankte und sank. Sehr schnell waren Männer und Tiere schweißgebadet. Barakuda fühlte sich, als ob ihm jemand den Kopf mit einem heißen, nassen Gazewickel verbunden hätte, durch den kaum Luft zu holen war.
    Rechts und links erstreckte sich, soweit sichtbar, eine breiige Masse, in der gelegentlich Blasen aufstiegen, blubberten und platzten; es stank nach Schwefel und allen nur denkbaren Varianten der Fäulnis. Auf der alten Welt Shilgat gab es längst keinen Vulkanismus mehr; Barakuda fragte sich, welche Prozesse in diesem Sud aus Wasser, Erde und tausend anderen Substanzen ablaufen mochten.
    Talsilaq hatte in seiner Zeit in Golgit Geschichten über das Sumpfland gehört. Im Winter, behauptete er, sei es noch unangenehmer. »Dauernebel, und wenn es ganz kalt wird, gefriert die obere Sumpfschicht und knirscht pausenlos, wenn jemand über den Weg reitet und den Boden niederdrückt. Außerdem können sich dann die Tiere und Pflanzen besser bewegen.«
    Als Barakuda sich genauer erkundigte, ritten sie über eine Geröllstrecke. Talsilaq stieg kurz ab, nahm einen Stein und warf ihn in etwas, das aussah wie ein Moosfleck. Der Fleck warf sofort Wellen, zog sich um den Stein zusammen und versank im Sumpf. »Eine der netten Pflanzen«, sagte der Mischling. »Genau, wie ich es in den Geschichten gehört habe. An Tieren soll es zum Beispiel einen fleischfressenden Tausendfüßler geben, fünfzehn Schritt lang. Er hat einen leichten Bauchpanzer mit eingeschlossenen Luftkammern und sinkt nur mit den Beinen ein.«
    »Frißt er Passanten?« erkundigte Dante sich unwillkürlich auf Galaktein.
    Talsilaq nickte. »Und im Winter muß er wie ein trampelnder Pfeil über das Sumpfeis zischen. Wenn auch die Hälfte der Beine einbricht, der Rest reicht, um weiterzukommen.«
    Einige Zeit später setzte er düster hinzu: »Und Baumschlangen. Da zum Beispiel.« Er wies auf eines der seltsamen Gewächse, die wie riesige Kohlstrünke allenthalben aus dem Sumpf ragten, sich mit Auslegerwurzeln an den aufgeschütteten Weg klammerten und in vier bis fünf Meter Höhe einen schirmartigen Geästkreis aufwiesen. An diesen Ästen oder Zweigen hing

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