Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir
Fenstern. Zwei der Hotels, die früher Durchgangsreisende beherbergt hatten – Raumschiffbesatzungen, Händler oder Touristen, die nach der Ankunft ein paar Tage »Stadt machen« wollten, ehe sie nach Huasiringa, Afuera, Corilia oder sonstwohin gebracht wurden –, hielten immerhin ihre Bars offen. Aber bei ihnen, wie auch bei der Roten Yolande im Meeresleuchten , kostete das Glas Amaranth-Bier oder Sampawein nicht mehr 25, sondern nur noch 10 Obols, und Dante fragte sich, wovon die Wirte leb ten oder gar ihr Personal entlohnten. Nicht zu reden von den Bauern und Brauern, die vielleicht ein Hundertstel ihrer Ernten und Produkte absetzen konnten.
»Soweit Cadhras betroffen ist, haben die AVs beinahe Er folg gehabt«, sagte Maqari. »Nicht mit dem Entvölkern, aber hier ist alles ruiniert.« Er seufzte. »Was, meinen Sie, wäre wohl in der Garnison los, wenn wir nicht wenigstens die Grenzbe festigungen in Gashiri sprengen dürften?«
»Ich weiß«, sagte Dante traurig.
»Dabei ist es für die Profis nicht so schlimm, aber für die Ausbildungskompanien …« Maqari starrte in seine leere Kaffeetasse, beugte sich vor, nahm die Kanne und füllte sei ne Tasse und Dantes Becher wieder auf.
Die Frauen und Männer der A- centuria waren schon lan ge auf Shilgat; sie hatten Bekannte, Freunde, zum Teil Familie, kannten den Planeten und waren belastbar. Die beiden Ausbildungskompanien dagegen hätten nach einjähriger Bodenausbildung zum Schiffs- und Raumtraining weitergereicht werden sollen. Zu Beginn der Gashiri-Krise waren sie bereits ein halbes Jahr auf Shilgat gewesen. Nach zweieinhalb Jahren hatten nun etliche von ihnen Beziehungen geknüpft, die bei der bevorstehenden Versetzung zum Problem werden mußten. Andere hatten ganz einfach Gefallen an Shilgat ge funden und trugen sich mit Plänen, den Dienst aufzugeben und die Menge der Arbeitslosen im Isthmus zu vergrößern, Die meisten aber litten unter allen denkbaren Kollern – zweieinhalb Jahre Bodendienst am Ende der Milchstraße waren nicht das, was die Freiwilligen sich beim Eintritt in die Flotte erträumt hatten.
»Was wird aus Ihnen, mein Lieber?«
Maqari fuhr mit der Hand über die Halbglatze; auf das rötliche Gesicht legte sich ein Schatten. »Ich weiß nicht so recht«, murmelte er. »Ich bin fünfundfünfzig, und seit sieb zehn Jahren hier. Die halbe A- centuria wird gegen Abfin dung aus dem Dienst scheiden und hierbleiben. Meine Frau und ich … was sollen wir woanders? Sie hat ihren Gemüsegarten hier.« Er lächelte gequält.
Maqari und seine Frau wohnten in einem der Gouvernements-Bungalows auf dem Hügel östlich von Stadt und Raumhafen. Wie für viele andere war auch für sie Cadhras die Heimat, wo alle Freunde und Bekannten lebten. Und mit dem Ende des Protektorats würde die Garnison aufgelöst werden. Nicht gleich, denn in der Übergangsphase des Ex odus brauchte man alle verfügbaren Leute, um das Durcheinander zu begrenzen. Aber dann?
»Das Kommissariat wird so was wie eine Miliz kriegen, das ist sicher. Aber keiner weiß, wie die aussehen soll, und wer nimmt dafür einen alten Major von der Flotte, wenn viele junge Leute von der Gendarmerie sich darum reißen?«
»Wissen Sie schon Genaueres – wer Kommissar wird, zum Beispiel?« fragte Barakuda, teils aus Interesse, teils um abzulenken.
»Nix. Verdammte Geheimniskrämerei, was? Ihre Exzellenz hat Vorschläge gemacht, aber Gaia hüllt sich in galakti sches Stillschweigen.« Maqari rührte wütend in seiner Tas se; Kaffee schwappte über. »Wahrscheinlich bleibt zuerst mal alles wie es ist; der Kommissar wird kommen, wenn das Chaos beseitigt ist.«
»Und die Zuständigkeit wechselt.« Barakuda nickte. »Ja, glaube ich auch. Das kann man einem Neuen ohne Shilgaterfahrung nicht zumuten. Mal sehen, was die Kanzlei sich einfallen läßt.«
Das Protektorat hatte dem Sekretariat für Dominien und Protektorate unterstanden, die Garnison natürlich dem Mari ne-Sekretariat, wobei der jeweilige Kommandeur der Garnison dem jeweiligen Gouverneur unterstellt war. Die Änderungen hatten auch finanzielle Folgen. Der Dominien-Bereich war klein, das Sekretariat überschaubar; außerdem verfügte es über ein relativ hohes Budget, dank der Fürsorge-Pflicht des Commonwealth für abhängige Gebiete. Und da das Gouvernement in Cadhras sich nicht nur selbst finanziert hatte, sondern auch jährlich Überschüsse abführen konnte, waren Cadhras und der Garnison jederzeit sämtliche Sonderwünsche erfüllt
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