Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir
Gouverneurin zum Thema.
»Dante, ich werde Ihnen gleich einige Papiere vorlegen. Wenn wir beim Kaffee angekommen sind. Ich bitte um konzentriertes Überfliegen. Zu den einzelnen Punkten kön nen Einwände erhoben oder Ergänzungen gemacht werden. Die Hauptfragen stellen sich erst im Anschluß daran, weil Kenntnis der Unterlagen nötig ist, um die Fragen überhaupt beraten zu können.«
Während er las, unterhielten sich Hsiang und Ataratz leise über Organisationsprobleme. Eine Kellnerin brachte weiteren Kaffee und gaianischen Brandy; einige wichtige Dinge waren während der Quarantänezeit mit unbemannten Booten nach Cadhras gebracht worden. Medikamente und Schnaps gehörten dazu.
Die ersten Bögen behandelten die Organisation des »Ex odus«. Jemand, vermutlich die Gouverneurin, hatte an alles gedacht, bis hin zur Anzahl der benötigten Decken in den Zeltlagern. Barakuda fand keine Lücke im Plan. Ähnli che Themen – schrittweiser Abbau von Einrichtungen etc. – fanden sich auf den meisten anderen Papieren.
Endlich kam er zum wichtigsten, dem Entwurf eines Statuts für das Kommissariat. Demnach sollte der Kommissar Botschafter des Commonwealth auf Shilgat sein und Residenten/Vertreter in den wichtigsten Shilgebieten unterhalten, »nach Lage, Art und Umfang in der Tradition des Protektorats.« Das bisherige Autonome Territorium erhielt für eine Übergangszeit von zunächst 50 Jahren einen Sonderstatus; in den nur oder überwiegend von Shil bewohnten Gegenden konnte der Kommissar von den Heilern und Häuptern konsultiert werden, in den gemischten oder vor allem von Cadhrassi bewohnten Gegenden mußte der Kommissar die Heiler und Häupter konsultieren. Cadhras und Umgebung erhielten den widerruflichen Status einer Commonwealth-Exklave ohne eigene Souveränität; unter weitestgehender Übernahme bis her bewährter Einrichtungen sollte dort modifiziertes, näher zu bestimmendes Commonwealth-Recht gelten. Der Kommissar würde in Cadhras gleichzeitig eine Art Regierungschef mit Sondervollmachten sein (der Entwurf verwendete, bürokratischen Prinzipien gehorchend, antikes Wortmaterial: »… dem jeweiligen Lordkanzler des Commonwealth gegenüber persönlich verantwortlicher Vogt …«). Eine Stadtversammlung konnte gewählt werden, die drei Berater ins Kommissariat bzw. in die Vogtei entsenden wür de; drei weitere Berater sollten die Shil-Häupter stellen.
Ferner hatte der Kommissar die wesentlichen Maßgaben des Shilgat-Abkommens einzuhalten, insbesondere die Abschirmung des Planeten gegen jeden Kultur- und Technologietransfer; dazu erhielt er die alleinige Aufsicht über den Raumhafen, die Funkstation, den Meiler und den Rechner sowie sonstige »relevante technische Einrichtungen«. Zur Durchführung der nötigen Maßnahmen und Aufrechterhaltung der Ordnung konnte eine Freiwilligentruppe aufgestellt werden, die in verschiedenen Abteilungen alle nötigen Bereiche (»Verkehrsaufsicht zu Wasser, zu Lande und in der Luft; Ermittlungs-, Verfolgungs- und Vollzugsmaßnahmen im Rahmen des örtlichen Rechts; Sicherung der geographischen und rechtlichen Grenzen des Kommissariats …«) kontrollierte; diese durfte nicht mehr als 500 Mitglieder umfassen (»ohne Verwaltungs- und Nebenpersonal«). Die »Kommissariatsmiliz« sollte über Funk, Gleiter, Schnellboote »und ortsübliche Verkehrsmittel wie Pferde etc.« verfügen, au ßerhalb des Kommissariatsgebiets nur mit Zustimmung und auf Anforderung der Shil-Häupter eingesetzt werden und »nur in Notlagen« Handwaffen verwenden.
Die übrigen Papiere betrafen Finanzielles; es ging da um Budgetgestaltung, Schuldenübernahme durch die Lordkanz lei, Entschädigungs- und Subventionszahlungen … Barakuda verzog das Gesicht. Wichtig und verständlich hierbei war ihm nur der Passus, der dem Kommissariat und der Stadt Cadhras Zoll- und Steuerhoheit nach bisher für Gouverne ment und Territorium üblichen Bedingungen einräumte; aus den Einnahmen, die sparsam zu verwalten seien, sollten nach und nach die von der Kanzlei übernommenen Schulden ab gezahlt werden.
»Ich glaube, damit können hier alle leben«, sagte Dante; er schob die Papiere über den Tisch. »Im Prinzip ändert sich nicht viel – außer den Benennungen. Und ein paar politischen Bestimmungen, die aber, wie ich unsere Leute und die Shil einschätze, keine großen Veränderungen bringen werden.«
Ataratz wiegte den Kopf. »Abgesehen von der Eingewöhnung. Umgewöhnung. Neugewöhnung. Oder wie immer man es nennen
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