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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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schärfer geworden war.
    »Ihr seid natürlich meine Gäste im Palais, solange ihr wollt«, sagte Hsiang. Sie strahlte die beiden an.
    Ataratz und Dante wechselten einen Blick; Tremughati sah es und lächelte.
    »Wir sollten zur Sache kommen«, sagte sie auf Galaktein. »Der Schreibtisch des Präfekten biegt sich unter dringenden Papieren.«
    Ataratz verneigte sich im Sitzen.
    »Das Wichtigste zuerst«, sagte Gortahork. »Ihr sucht ei nen guten Nachfolger für dich, Lydia, oder? Wie soll er heißen, Kommissar? War es so?«
    »So ist es.«
    Der frühere Fürst des Nordens und »Vater aller Banyashil« ergriff Lydias Hand und nahm sie zwischen seine Pranken; dabei sah er ihr in die Augen. »Freundin und Schwester, du wirst uns verlassen, und das macht uns traurig. Wer soll deinen Platz in unseren Herzen ausfüllen? Wer soll je vergessen, was die Völker von Shilgat dir verdanken? Und wer könnte je den Platz der Hüterin einnehmen?«
    Erstaunt und gerührt sah Barakuda Lydias Augen feucht werden. Sie blinzelte; dann neigte sie sich über Gortahorks rechte Hand und küßte sie.
    Der große kluge Mann legte den Arm um die Schulter der Gouverneurin. Er streichelte sie, und Tremughati nickte lächelnd. »Und du, Bruder und Bärenjäger?« sagte Gortahork.
    Barakuda hob die Achseln und schwieg.
    Tremughati warf ihm einen beinahe spöttischen, gleichzeitig liebevollen Seitenblick zu. »Er weiß nicht, ob er bleiben oder gehen soll«, sagte sie. »Und er meint, daß er nicht wür dig und geeignet ist, den Platz von Lydia Hsiang einzunehmen.«
    »Wie wahr.« Gortahork grinste. »Seit wann kennst du deine Grenzen, Freund?«
    Tremughati schloß die Augen und legte eine Hand auf Dantes Arm. »Sarela ist zu jung«, sagte sie halblaut. Traurig setzte sie hinzu: »Und Saravyi, der sie liebte und leitete, ist nicht mehr bei uns.«
    Dante zwinkerte; tatsächlich hatte er eben daran gedacht, Sarela McVitie vorzuschlagen.
    Gortahork spitzte die Lippen. »Ich weiß was.«
    Tremughati nickte.
    Ataratz blickte verwirrt von einem zur anderen.
    Lydia Hsiang runzelte die Stirn; dann nickte sie ebenfalls. »Erfahrung, Zuverlässigkeit, Diplomatie – auch wenn er sein Licht für dunkel hält.«
    Barakuda kicherte. »Armer Vito. Was halten Sie von Kommissar Ponce Maqari?«

 
    Aus: Geschichte des Protektorats, Sargon Pfysh, Cadbras, 491
     
    »… Auch in Gashiri hieß ›Anarchie‹: ›Niemand soll herrschen – außer mir/uns.‹ Die genauen Herrschaftsstrukturen sind jedoch bis heute ebenso unbekannt wie die eigentlichen Kernthesen der AV-Ideologie. Archive, Bibliotheken etc. wurden in den Tagen des Untergangs gezielt von Kommunarden zerstört; erhaltene Texte sind meist wirre Sekundär- oder Tertiär-Auslegungen, die das in ihnen Kommentierte als bekannt voraussetzen und wegen der erratischen Denkverfahren Rückschlüsse selten zulassen. So verrät uns z. B. die erhaltene Stele der Wahren Wirklichkeit in Gashir, daß Realität eine Funktion ihrer Definition sei, festgelegt durch die Gemeinschaft; damit wissen wir aber weder, was genau unter ›Realität‹ verstanden wurde, noch wie ein Definitionsvorgang aussah, noch wer letzten Endes definierte …
    Ähnlich unproduktiv war die Befragung der Überlebenden, immerhin etwa 80 Prozent der Bevölkerung. Entweder befanden sich unter ihnen tatsächlich keine Primärinformierten, oder wenn doch, so zogen sie es vor, Identität, Funktion und Kenntnisse zu verheimlichen.
    … Allerdings können die wenigen bekannten Fakten erhellen, weshalb es nicht einmal eingeschleusten Agenten des Gouvernements gelang, substantielle Informationen über die innere Beschaffenheit … zu erhalten …
    Basis war ursprünglich ein agrarischer Urkommunismus. Alles gehörte allen bzw. der jeweiligen Kommune; in Abstimmung mit anderen Kommunen legten die Kommunarden fest, welche Leistungen bzw. Erträge für das Überleben der Union notwendig/unabdingbar waren. Diese Leistungen wurden nicht entlohnt; Nahrung, Kleidung, medizinische Versorgung, Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften, Schulung, ideologische Ausbildung usw. waren kostenlos und standen jedem zu … Über dieser ›Pflicht-Basis‹ entwickelte sich mit der Zeit ein ›Lust-Überbau‹: spezielle Nahrungswünsche, besonderes Bettzeug, nicht unbedingt im Sinn der Kommune notwendige Reisen und dergleichen waren gegen Bezahlung erhältlich; bezahlt wurden aber lediglich Übererfüllungen des Leistungssolls. Der Einfachheit halber verwendete Gashiri, das

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