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Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Titel: Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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mitgewirkt, Gaias ökonomische Bedeutung so groß zu machen, daß diese Welt später zum Kern des Commonwealth wurde und praktisch die Nachfolge der abgewirtschafteten Erde antrat. Händler, Offiziere – das Landungsunternehmen auf Tartagal, bei dem Barakuda verwundet worden war, hatte ein Konteradmiral Hsiang geleitet –, hohe Beamte, Politiker …
    »Haben Sie eigentlich sowas wie einen Familiensitz, Lydia?«
    »Mehrere.« Ihre Augen verschleierten sich für einen Moment. »Zum Beispiel an der Bucht von Nuzuarán und über dem Tastego-Tal.«
    Baraduka pfiff leise. Während seiner Zeit in Atenoa hatte er natürlich versucht, die Hauptwelt des Commonwealth näher kennenzulernen. Das Tastego-Tal war eine fantastische Wildnis in zweieinhalbtausend Meter Höhe, überragt von den Schneeriesen des Gaialaya; und Nuzuarán, etwa 200 Kilometer südwestlich von Atenoa, wurde auch ganz schlicht »Paradies« genannt: 80 Kilometer Sandstrand zwischen zwei felsigen Vorgebirgen mit kleinen Fischerdörfern, dezenten Hotels und Bungalows und mehreren alten Palästen, alles vom Rest des Hauptkontinents abgetrennt durch ein Naturschutzgebiet aus Bergen, Farndschungeln und Palmwäldern mit seltsamen Tieren und Pflanzen, und abgerundet durch einen verzauberten Archipel kleiner Inseln mit Tiefseegrotten und Atollen. Eine Gegend, in der es nur ewi gen Wechsel zwischen Frühling und Herbst gab und die beiden extremen Jahreszeiten unbekannt waren.
    Ataratz nickte versonnen. »Ich habe mal Bilder gesehen«, sagte er.
    Lydia Hsiang klopfte auf den Tisch. Energisch sagte sie: »Zur Sache. Haben Sie einen Vorschlag für das Kommissariat?«
    Dante schwieg. Im Geist sortierte er Kandidaten: Ma retha Lunz, die ehemalige Oberste Richterin, nun eine uralte weise Frau – nicht mehr belastbar; Ubang Thang, früher einmal Obmann des Territoriums – Choleriker und Verfechter einer Technifizierung des Isthmus; Elis Baramky, die jetzi ge Obfrau; er ging Beamte durch, Händler, Lokalpolitiker …
    »Wie wär’s eigentlich mit Ihnen?« Ataratz sah ihn lau ernd an, und plötzlich begriff Dante, daß dieser Vorschlag die ganze Zeit im Kopf des alten Präfekten gekreiselt war.
    »Ich?«
    »Ja. Sie kennen alle Probleme des Planeten und der diversen Bevölkerungsgruppen; Sie haben Erfahrung im Umgang mit administrativen und politischen Komplexen; Sie sind von allen in Frage kommenden Leuten der einzige, dessen Ernennung alle Shil zwischen Sa’orq und Vagaván sofort zustimmen werden …«
    Dante hob die Hand. »Moment mal. Langsam.« Er war doppelt verblüfft – darüber, daß man ihn ernsthaft vorschlug; und darüber, daß er über diesen Vorschlag verblüfft war. Er hätte eigentlich damit rechnen müssen.
    »Was Moment? Was halten Sie davon?«
    Barakuda schüttelte den Kopf. »Vito, Vito. Das hätten Sie mir aber drüben auch schon sagen können. – Meine Antwort ist schnell und einfach: Nein.«
    Ataratz blickte beinahe vergrämt; als Dante Hsiangs Au gen suchte, fand er ein völlig ausdrucksloses, verschlossenes Gesicht.
    »Dürfen wir trotzdem nach Gründen fragen?« sagte sie.
    Dante nickte heftig. »Natürlich. Es gibt genau zwei, und das sind zwei sehr gute Gründe. Erstens bin ich dafür nicht der Richtige. Erfahrung hin und her, aber der Kommissar braucht zwei Dinge, die ich nicht habe – Diplomatie und maßlose Geduld. Ich … ach, egal. Und zweitens weiß ich nicht, ob ich bleibe.«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür zum kleinen Raum. Tremughati trat ein. Die ehemalige Fürstin der Banyashil drückte Ataratz die Hand, umarmte Lydia Hsiang und küßte Barakuda. Die Olivhaut war noch immer glatt, das schwarze Feuer der Augen ungedämpft, und selbst im Konferenzraum des noblen Vistamari wirkte sie in ihrer schlichten Lederkleidung aus der Steppe wie eine Regentin.
    »Wo ist Gortahork?« sagte Ataratz.
    »Er wird kommen.« Tremughati lächelte alle an und setz te sich neben Dante. »Er redet mit einem alten Heiler, der am Raumhafen auf uns gewartet hat.«
    »Woher wußte …« Ataratz hustete und verstummte. Die Häupter und Heiler der Shil waren sämtlich schwache Telebeziehungsweise Empathen.
    »Hast du Hunger, Schwester und Freundin?« Lydia Hsi ang verwendete Banyashilgu.
    Tremughati winkte ab. »Das kann warten, bis Gortahork kommt. Wir werden zusammen essen. Und zusammen bereden, was zu bereden ist.«
    Gortahork erschien wenig später. Auch er trug einfache Steppenkleidung; auch er schien unverändert, bis auf die Hakennase, die noch

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