Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir
band zwei Schweber aneinander und ging langsam dorthin, wo Tremughati noch immer wie versteinert saß, mit Gortahork auf dem Schoß. Sie regte sich nicht, sagte aber kaum hörbar »Ja«, noch ehe er gesprochen hatte.
Mit den Schwebern brachte Barakuda Gortahorks Leichnam zu der vom Heiler ausgesuchten Nische. Sie wurde mit glatten Steinen verschlossen, die Jägerinnen und Jäger zusammengesucht hatten.
»Wenn alles vorbei ist«, sagte Dante, »und wenn Tre mughati keine anderen Wünsche hat, werden wir mit besserem Sprengstoff aus Cadhras die Höhleneingänge endgültig verschließen und diese Bergtrümmer hier zu einem würdigen Grab formen.«
Der Heiler lächelte flüchtig. »Ein guter Gedanke. Wir sollten überlegen, ob wir drei Bären {13} aus dem Berg hauen können.«
Kurz vor Mitternacht meldete sich Lydia Hsiang per Funk. Ihre Stimme klang, als käme sie aus dem Jenseits. Sie bat Dante, sie mit Tremughati sprechen zu lassen. Aber Tremughati saß noch immer versteinert. Lydia schluckte; dann sagte sie auf Banyashilgu: »Sag der Fürstin, alle P’aodhu-Haare der Welt, getaucht in die Schwärze des Großen Chaos, nachdem die Sterne erloschen sind, reichen nicht aus.«
Kurz vor Morgengrauen erhob sich Tremughati. Wortlos billigte sie Barakudas Anweisungen und Vorbereitungen. Die Banyashil wußten, daß Dante als den Heilern und Häuptern gleich anzusehen war, und hatten sich ihm sofort unterstellt.
Nach einem eiligen Frühstück und kurzem Abschied brachen sie auf. Acht Jägerinnen, acht Jäger, Kikuyo, as-Sabah, Toyami, Learoyd, Bondak, T’unga, Ilahuan, Tremughati und Barakuda ließen die Oberfläche, das Gras und den Himmel von Shilgat zurück. Die übrigen Banyashil blieben, um den Eingang zur Unterwelt zu bewachen.
Zunächst begleitete das Morgenlicht sie; es sickerte durch Risse in den Felsen und kam vom zurückbleibenden Eingang. Die Wände waren zerklüftet, rissig, aus einem fast weißen Stein. Nach mehreren hundert Metern erweiterte sich der schmale Durchgang, so daß sie zu dritt nebeneinander gehen konnten. T’unga und ein Jäger, beide mit entsicherten Karabinern, bildeten die Vorhut.
Der Weg endete vor einem Haufen aus Brocken und Bergschutt, über dem Tageslicht zu sehen war. T’unga kletterte hinauf und winkte. Als sie das Hindernis überwunden hatten, befanden sie sich in einem hohen, steilen Talkessel, der von Gesteinstrümmern übersät war. Vermutlich war hier einmal eine ausgedehnte Höhle gewesen, deren dünnes Dach die Kräfte der Erosion zerstört hatten.
Als sie die Höhlen auf der gegenüberliegenden Seite erreichten, warf Barakuda einen Blick auf die Trümmer zurück. »Ich glaube, wir sollten unter den Bergen vorsichtig mit lauten Schußwaffen sein«, sagte er.
Die Karabiner wurden mit Lederriemen zusammengebunden und auf den Schwebern verstaut; die Shil griffen zu Bögen, und T’unga überließ der mit Pfeil und Bogen besser vertrauten Toyami seinen Platz an der Spitze.
Stundenlang zogen sie durch teils halbhelle, teils dunkle Gänge, Risse und Höhlen. Sie machten mehrere Rastpausen. Als Barakudas Kombigerät das Tagesende anzeigte – inzwischen hatten sie ein Gebiet erreicht, in das kein Licht mehr fiel –, schlugen sie ihr Nachtlager in einer weiten Höhle auf, an deren rauhen Wänden Rinnsale versickerten, als gäbe es unter ihr noch eine weitere, wasserführende Höhlung.
Kontakt zur Außenwelt gab es nicht mehr; die Felsschichten ließen keine Funkwellen durch. Auch das Kombigerät war nur noch begrenzt nützlich. Die Automatik empfing die von Satelliten abgestrahlten Peilwerte nicht länger, konnte also keine genaue geographische Position mehr angeben. Immerhin registrierte das Gerät Richtungen, Entfernungen und Geschwindigkeiten unabhängig von den Satelliten und zeigte an, daß sie seit dem Aufbruch 23,3 Kilometer in ost-nordöstlicher Richtung zurückgelegt hatten. Barakudas Beine fühlten sich an, als hätte er die doppelte Di stanz zurückgelegt, aber er hatte keine Probleme mit seinen künstlichen Knochen und Gelenken an der rechten Hüfte und im Oberschenkel. Shulamit as-Sabah dagegen hinkte leicht.
Im Verlauf des Marschs hatte Dante auch begriffen, weshalb die Shil gerade Ilahuan ausgesucht hatten, um sie durch die Unterwelt zu führen. Der Heiler schien einen untrüglichen Sinn für Richtungen zu haben; außerdem, so sagte er, habe er lange mit einer alten Heilerin geredet, die vor Jahrzehnten einmal tiefer unter den Bergen gewesen sei als jeder
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