Barakuda der Wächter 04 - Die Gipfel von Banyadir

Bestimmung variabler Zukünfte, Verteilung wichtiger Aufgaben durch gelenkten Zufall …
    Es gibt 114 Karten mit symbolischen Darstellungen der Götter, ihrer Eigenschaften, der ihnen geheiligten Zahlen und Farben … Im Prinzip erlaubt es unendliche Spielmöglichkeiten, da die Kartenwerte variabel sind und von den vorangehenden bzw. nachfolgenden Karten beeinflußt wer den. In einer Variante des Zerstreuungsspiels berechtigt z. B. die gezogene Karte Marilyn zum Ausscheiden aus dem Spiel zwecks Beilagers mit einer beliebigen Person, die sich zu fügen hat; wurde jedoch als letzte vorangegangene Karte Kennedy gezogen, muß der Spieler/die Spielerin, der/die Marilyn gezogen hat, durch symbolischen Selbstmord ausscheiden und verliert den Einsatz … Einige Karten, zur Illustration: Mioritsa: dunkelhaariges Mädchen mit Lamm, stürzt sich von einem Felsen; naive Zärtlichkeit, Opferbereitschaft; grün-gelb-grün-lila. -/- Magitatsh: herbe blonde Frau mit Entenfüßen, zerrt einen räudigen Löwen hinter sich her; Beharrlichkeit; blau-rot-blau-blau. -/- Mshimba-Mshamba: transparenter Riese, in der Gabel seines eisernen Atems hängt ein Baum; unaufhaltsame Wucht; weiß-orange-blau-rot. -/- Kurdaitcha: Mann mittleren Alters, mit Bauch beutel und schlagenden Schwingen an den Füßen (die Fe dern der Schwingen gleichen menschlichen Zungen); Hur tigkeit, allseitiger Einfluß; weiß-azur-schwarz-gelb. -/- Murx: bärtiger Greis mit Silberblick, erdrückt humanoide Insekten mit einem monströsen Buch; Überlagerung der un erfreuli chen Realität durch gezielte Einbildung; rot- weiß-rot-lila. -/- Filenofa: dunkle Frau, umgeben von gei fern den Hyänen, stickt den Kopf eines Pferdes auf eine Matrat ze; stetige, objektbezogene Sinnlichkeit; orange-rosa-azur-orange …«
     
12. Kapitel
     
    Aus einem Grund, den auch Ilahuan nicht kannte, fuhren die drei Boote langsamer als die Strömung. Von allen aufgestellten Mutmaßungen war Kara Kikuyos – »der Kanal schießt dermaßen, daß Bremsen und Anlegen schwierig wäre« – die plausibelste, konnte aber das technische Rätsel nicht lösen.
    Zweimal schliefen sie in den Booten. In der Mitte der nächsten Wachperiode – »Tag« und »Nacht« hatten im Dunkel der Unterwelt keine Bedeutung – zeigte der Lichtkegel des Scheinwerfers im ersten Boot eine größere Halle. Sie war markiert: An der Rückwand befand sich eine Schei be mit einem Kreis und einem Punkt in der Mitte. Ilahuan be hauptete, das bedeute »Großer Mittelpunkt« und müsse folglich die Station unter dem Ba’nzheyadar sein.
    Durch ein Milchstein-Schott, das Ilahuan öffnete, gelang ten sie in eine große Halle, die Ähnlichkeit mit jener hatte, in der sie von Tremughati und Barakuda getrennt worden wa ren. Auch hier gab es Reste alter Steinartefakte, undurchschauba re Konstruktionen aus Stein und stabilisierter Energie, vor al lem aber viele Trümmer.
    »Alles, was nicht aus diesem Wandlerprodukt gemacht ist, hat die Zeit nicht überdauert.« Learoyd kniete zwischen intakten Steinkästen ohne erkennbaren Zweck und wühlte im Staub.
    Ilahuan machte sie auf eine Übereinstimmung und einen Unterschied aufmerksam, was die beiden großen Hallen am Kanal betraf. Auch hier gab es hängende Hohlsäulen, die jedes Geräusch verstärkten; sie schienen sich in einer Röhre nahe der Decke fortzusetzen, als eine Art Fernsprech-Leitung. Aber es gab keine weiteren Tunnels; nirgendwo auch nur die Andeutung eines »Bahnanschlusses«.
    »Muß eine Nebenhöhle sein«, murmelte Learoyd. »Aber wo ist die Haupthalle?«
    Es gab viele Stellen an den Wänden, die wie versperrte oder verschottete Durchgänge wirkten, aber diesmal half auch die Kunst des Heilers nicht. Sie verloren fast einen halben Tag mit vergeblichen Versuchen, Durchgänge zu öffnen.
    »Die Fürstin könnte vielleicht helfen«, sagte Ilahuan mü de. »Ich kann nichts ausrichten.«
    Bondak hockte auf dem Boden und blinzelte im Goldlicht zum Heiler auf. »Aber wenn das hier wirklich die Zentrale ist …«
    Ilahuan ließ sich ebenfalls nieder. »Bedenkt, daß alle Zugänge zu diesen Anlagen versperrt und versiegelt wurden, vor sehr langer Zeit. Nur die Zufälle von Erdbeben, Erosion, Höhlenbildung haben diesen einen Zugang wieder geöffnet, durch den wir gekommen sind. Und wir waren lange unterwegs, bis wir zu den geformten Teilen kamen. Wahrscheinlich haben meine Vorfahren alle wichtigen Stellen noch einmal besonders versperrt.«
    »Wieso dann nicht die andere