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Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Barbarendämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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lautlos hinabsteigen, um den Urheber des unheimlichen Geräusches überraschen zu können? Oder sollte er diesen Vorteil verschenken, um den Fratzen den Garaus zu machen? Es waren doch nur Bilder. Nur Bilder. Spielereien der Städter. Unsinniges Zeug.
    Er ging vorbei, weiter nach unten.
    Doch nun hatte er die Fratzen in seinem Rücken. Sie starrten ihm hinterher und lachten über ihn. Als er sich umwandte, wurden sie schlagartig wieder ernst. Wütend rannte er die drei Schritte, die er schon an ihnen vorüber war, wieder hinauf und zerschlug sie, alle sieben, mit seinem Säbel. Er führte Streiche durch sämtliche Gesichter. Hart streifte die Klinge dabei über die Wand, scheiterte zweimal an den Rahmen, doch die Leinwände selbst waren ein leichtes Ziel. Er durchhieb sie, bis alle Fratzen narbig waren wie der Mund des Knaben. Dies erschien ihm als eine Art von Magie, als ein Geraderücken von etwas, das vorher schief gewesen war. Schnaufend blieb er eine Weile stehen und betrachtete sein Werk. Dann ging er weiter hinab.
    Das Tier – oder was immer dieses Geräusch verursacht haben mochte – hatte keinen weiteren Laut von sich gegeben. Vielleicht lauschte es ihm und seiner verrauchten Bilderwut mit aufgestellten Ohren. Vielleicht pirschte es auch schon näher, neugierig geworden. Sein Säbel würde es gebührend zu empfangen wissen.
    Er schritt weiter abwärts und machte nun ebenfalls keine Geräusche mehr. Das Tier würde ihn wahrscheinlich wittern können, also brachte die Stille nichts, aber sie half ihm, die Fratzen als endgültig bezwungen zu empfinden. Er erreichte die Eingangshalle. Die Außentür, doppelflügelig, war von innen verriegelt. Der Letzte hatte das Haus wohl durch eine Hintertür verlassen.
    Oder war noch hier.
    Die Kerze brannte ruhig. Kein Luftzug wehte hier unten.
    Der Unbefugte betrat mehrere Zimmer. Eines mit Sesseln und an den Wänden Tausende und Abertausende von diesen Dingern, die man aufklappen konnte, um darin Geschichten zu finden, versteckt auf sämtlich gleich aussehenden Seiten voller winziger Zeichen. Das hatte ihn schon immer fasziniert, schon als Kind, was Menschen darin sahen. Er selbst fand darin nichts, nicht einmal einen sonderlich angenehmen Geruch. Und er sah sich dadurch nicht im Mindesten benachteiligt, denn das, was die anderen in diesen Zeichen sehen mochten, war nicht wirklich vorhanden. Es war eher, wie wenn die Städter im Herbst alle Schnupfen bekamen und er eben nicht. Es war kein Vorteil, in aufklappbaren Schachteln versinken zu können.
    In einem anderen Raum gab es einen großen Tisch mit vielen Stühlen. Alles war so ordentlich, als wären die Menschen, die hier lebten, gar nicht wirklich lebendig.
    Ein weiterer Raum: die Küche. Hier suchte und fand er wieder eine Vorratskammer. Er war noch satt vom Hühnchenfleisch, aber ihn betörten die Gerüche der Würste und Speckstreifen. Das hatten die Städter ihm wirklich voraus: wie man Gewürze und Fleisch so zusammenrühren konnte, dass ganz neuartige Genüsse daraus erwuchsen. Er schnupperte und biss auch von der einen oder anderen Spezialität ab und vergaß darüber beinahe, weshalb er einen Säbel in der Hand trug.
    Dann riss er sich zusammen, steckte sich eine Handvoll Würstchen in eine Tasche seines neuen Umhangmantels und verließ diese Schatzkammer.
    Abgesehen hiervon hatte er in dem Haus bislang noch keine echten Wertgegenstände entdeckt. Womöglich ganz oben, in den Privatgemächern des Besitzers. Ketten oder sogar Juwelen. Vielleicht würde ihm dafür hinterher noch Zeit bleiben, da er ohnehin wieder nach oben musste, um über das Dach das Anwesen zu verlassen.
    Er fand die Tür, die in den Keller führte. Sie war abgeschlossen. Er lauschte. Stille. Das Tier befand sich nicht im Erdgeschoss. Also im Keller. Um die Büste zu bewachen.
    Er ging einen Schritt zurück und trat mit Wucht die Tür auf. Irgendwo mochte es einen Schlüssel geben, aber vielleicht trug der Hausherr den auch um seinen Hals. Das Schloss splitterte aus seinem Holz, die Tür schmetterte gegen die Wand und fiel knarrend und verformt wieder zur Hälfte zu. Der Lärm verebbte. Aus ihm hervor kam wieder dieses Geräusch: ein hechelndes Winseln, fast wie ein Lachen. Das Geräusch erstarb ebenfalls, war wohl gleichzeitig mit dem Krach aufgebrandet und fiel nun in sich zusammen. Es kam zweifelsohne aus dem Keller.
    Der Hüne wartete, ob nun etwas die gerade nach unten führende Treppe hochgelaufen kam, um ihn anzufallen. Er wollte für

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