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Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Barbarendämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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paar Regale mit weiteren Aufklappdingern und bizarren Artefakten wie einem eingelegten Neugeborenen, mumifizierten männlichen Geschlechtsteilen unterschiedlichster Farben, Größen und Formen, getrockneten und mit Nägeln gespickten Fröschen sowie der abgezogenen und über einen ledernen Ball gespannten Gesichtshaut einer Frau. Ansonsten gab es einen freigeräumten Bereich, wo auf dem Boden Symbole und Muster gekrakelt waren, etliche Kerzenständer mit ausufernden Wachsbärten und auf dem Boden nahe der hinteren Wand einen großen Käfig. In diesem Käfig hockte das Tier und verhielt sich nun ganz still.
    Der Unbefugte betrat den Raum. Ihm war, als entwiche um ihn herum die Luft in einem eigentümlichen Singsang, aber das mochte nur eine Sinnestäuschung sein. Der Gestank hier drinnen war atemberaubend hell und klingelnd. Er ging ganz allein von dem Käfig aus. Es roch mehr nach Mensch denn nach Tier, aber nach Menschen mit tiefreichenden Krankheiten, Menschen mit zerfressenen Eingeweiden.
    Als Erstes entzündete der angehende Dieb einige von den Kerzen, damit er nicht vom Verlöschen seiner einzigen in Dunkelheit gestoßen werden konnte. Ob der Käfig sorgfältig verschlossen war, konnte er von der Schwelle aus noch nicht erkennen.
    Der Raum schien erst kühler zu sein als der Gang zuvor, dann jedoch erwies er sich als wärmer.
    Während es heller wurde, zog sich das Tier im Käfig in seine hinterste Ecke zurück. Es schnaufte dabei mit dem Schnaufen eines Mädchens.
    Der Eindringling betrachtete die beiden anderen Büsten. Eine stellte eine Frau dar, die womöglich schön sein sollte, aber auch ihr Gesicht wies leicht matschige Konturen auf. Die andere zeigte jemanden, der dem vernarbten Knaben auf dem Gemälde ähnlich sah, nur erwachsener. Der Mund dieser Büste war wie mit wütenden Kratzern zerfurcht und kaum noch als Mund zu erkennen.
    Die Kerze vor sich hinhaltend, den Säbel schlagbereit in der Rechten, näherte der angehende Dieb sich dem Käfig und ging langsam vor diesem in die Hocke.
    Es war tatsächlich ein Mädchen. Es war nackt, aber so schmutzig, dass es wie mit Lehm beschmiert aussah. Er schätzte es auf etwa sechzehn, siebzehn Jahre. Ob es hübsch war, konnte er nicht erkennen.
    Plötzlich sprang das Mädchen innerhalb des Käfigs nach vorne an die Gitterstäbe. Der angehende Dieb wich instinktiv zurück, sodass seine Kerze beinahe verlosch. Als sich die Flamme wieder beruhigt hatte, konnte er die junge Frau besser ausleuchten. Sie machte seltsame Grimassen und öffnete dabei den Mund. Der Unbefugte konnte das zuerst nicht erkennen oder auch nur glauben, aber man hatte ihr sämtliche Zähne entfernt. Damit sie niemanden beißen konnte. Damit man auch mit ihrem Mund machen konnte, was man wollte.
    Er begriff. Die Städter waren solche erbärmlichen Feiglinge.
    Sie grimassierte mit geschürzten Lippen und offenem Mund und zeigte auch ihre von mehreren Ringen und Perlennadeln durchstochene Zunge. Als sie sah, dass er nicht deswegen gekommen war, zog sie sich wieder in den Schatten zurück. Er blieb einfach hocken und betrachtete sie. Er entschied, dass sie schön war. Zumindest ihr Körper war es. Er bekam Lust, das Haus anzuzünden, um diesem Gestank, der nicht nur ihrer war, den Garaus zu machen.
    Er erhob sich. Das Mädchen winselte ratlos. Er nahm sich Tlecks Büste, hielt sie vor sein Gesicht und fragte sich, was mit Tleck geschehen würde, wenn er sie jetzt fallen ließe oder zertreten würde. Der Fettsack hatte solche Furcht davor gehabt. Aber wenn er die Büste jetzt zerbräche, würde er nicht sehen können, was passierte. Wenn er sie in Tlecks Gegenwart an eine Mauer schmetterte, war das viel interessanter.
    Schnuppernd betrachtete er noch die mumifizierten Geschlechtsorgane. Zwei davon waren größer als seins. Aber ihre Besitzer hatten nun nichts mehr davon.
    Er ging zur Tür hinaus. Das Mädchen im Käfig rührte sich nicht.
    Er stellte die Büste ab, nahm sich das Stemmeisen, ging damit zum Käfig zurück und zertrümmerte mit einigen wuchtigen Hieben das Schloss, mit dem die vordere Seite gesichert war. Bei jedem Hieb zuckte das Mädchen zusammen und machte die Grimassen stummen Schreiens und Weinens, aber ihre tatsächlichen Geräusche getraute sie sich jetzt nicht mehr. Alles war nun verbogen, aber der Dieb riss die Vorderseite des Käfigs einfach auf. Das Mädchen rührte sich nicht. Vielleicht wollte sie gar nicht freigelassen werden. Vielleicht kannte sie nichts anderes. Lebte in

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