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Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Barbarendämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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kahlen Kopf. Zwei der anderen verhielten. Es genügte ihm immer schon, dass seine Gegner zögerten. Mehr brauchte er gar nicht. Er drang zwischen die beiden mit einem Sprung, den niemand von ihm erwartet hatte. Sie hatten ihn festsetzen wollen, nicht ihn in den Konter zwingen. Als er zwischen den beiden war, waren sie bereits hilflos, denn mit ihren unhandlichen Lanzen konnten sie den Raum direkt neben sich nicht abdecken. Er stach den einen, dann den anderen. Beide schrien und verzögerten auch ihr Hinfallen. Einer der Übrigen verlor die Beherrschung und drang brüllend mit vorgehaltener Lanze auf ihn ein wie ein Turnierreiter, nur ohne Pferd. Er wich der Lanze aus, durchhieb auch diese, einmal, zweimal. Der Wütende rannte schlingernd gegen ihn, er drehte sich, sein Säbel schürfte über Wirbel, der Hals des Gegners riss seitlich sprühend auf, er fiel in Kreisen. Der Angegriffene nahm sich eine der intakten Lanzen eines der beiden Sterbenden und schleuderte sie auf den fünften. Der wurde ins Brustbein getroffen, schlenkerte zurück. Es war geradezu lachhaft einfach.
    Die acht waren nun nur noch drei.
    Es war kaum Zeit verstrichen.
    Er hörte nicht auf, sich zu bewegen. Das war immer am erfolgversprechendsten. In der Bewegung konnte man sich bergen wie hinter einem Körperschild aus Eisen. Je mehr Feinde man gegen sich hatte, desto einfacher wurde es, denn die anderen vermieden immer, sich gegenseitig zu verletzen. Sie versuchten eine Koordination. Und seine ungestümen Bewegungen machten jegliche Koordination zunichte.
    Schon wieder hatte er einen intakten Speer in der Hand, vom zweiten der beiden Gestochenen. Diese brachen jetzt erst in die Knie, jammernd und wehklagend. Sie füllten sich innen mit Scheiße und Blut, er konnte sich vorstellen, wie schmerzhaft das war. Aber sie hatten es sich selbst zuzuschreiben.
    Nur noch drei, die jetzt nicht nur zögerten, sondern sogar je einen Halbschritt rückwärtsgingen. Verunsichert. Furchtsam wie Kinder. Sie waren tatsächlich noch jung, trugen eine Art Uniform aus geflickten Stoffresten. Keine Räuber wahrscheinlich. Inspizienten oder Büttel eines heruntergekommen Weilers. Er suchte sich einen aus, der als Nächster sterben würde.
    »Aufhören!«, kam die sich brechende Stimme wieder von oben. »Um Himmels willen, hört mit dem Massaker auf! Wir wollen reden!«
    »Schnappt ihn euch!« hatte aber anders geklungen als »Wir wollen reden!« , fiel ihm auf. Er kannte das schon. Hochmut verflüssigte zu Furcht. Nach außen zeigte seine Miene, dass das Töten ihm keine Mühe bereitete. Seine Lippen waren geschürzt, sein Blick auf den Boden neben dem Mann gerichtet, der als Nächstes sterben würde. Aber er unternahm nichts als Erster. So viel immerhin wollte er diesem traurigen Haufen zugestehen. Sie wollten reden? Er hielt nichts vom Reden. Aber er wollte sich auch nicht die Mühe machen, es allen anderen zu unterbinden.
    Oberhalb in den himmelgrauen Felsen raschelte und scharrte es. Dann erschien ein übermüdet aussehender Hauptmann mit drei weiteren Schwächlingen im Gefolge. Der Hauptmann, der so nachlässig rasiert war, dass es schon vom Hinschauen juckte, hob eine Hand zum Gruß.
    »Du bist gar keiner von denen, nicht wahr? Keiner von den Barbaren?«
    Er hatte diesen Begriff schon mehrmals gehört. So bezeichneten verweichlichte Städter die Wilden aus den Offenen Ländern ringsum.
    »Nein, er ist keiner, Hauptmann«, sagte einer seiner Untergebenen eilfertig. »Er hat keinerlei Bemalungen. Seine Haare haben auch eine andere Farbe. Er kommt aus dem Süden. Oder dem Osten. Dem Südosten womöglich.« Er redete, wie alle, die zu viel redeten, Unsinn.
    »Verstehst du unsere Sprache?«, fragte der Hauptmann. Bei dem ganzen Gespräch störte das Wimmern der beiden Sterbenden. Die anderen waren wenigstens unmittelbar tot gewesen.
    Er begegnete dem Blick des Hauptmanns. Und nickte.
    » Sprichst du unsere Sprache?«
    Er überlegte einen Moment, dann entschied er sich, den Kopf zu schütteln.
    »Na, macht nichts. Bei den Heiligen, was für ein Kämpfer! So einen wie dich könnte ich gut brauchen. Lässt du dich anwerben? Nicht für lange. Zwei, drei Wochen? Trockene Unterkunft, gute Verpflegung. Wir sind in einer Burg. Kennst du die Burg des Heiligen Kamilus? Nein? Sie ist nicht weit von hier. Wir sind dort stationiert und halten stand. Gegen die Grünen Horden. Hast du von ihnen gehört?«
    Der Hauptmann meinte wahrscheinlich die Waldstämme und die Axtleute der

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