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Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Barbarendämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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nach draußen. Die kleinen städtischen Wesen. Wie sie sich verbargen, sich uneinig waren, hektisch die Positionen wechselten, weil sie versuchten, ihre Risiken so gering wie möglich zu halten. Und immer wieder diese Armbrüste. Diese verfluchten, beißenden Bolzen.
    In ihrer Kompliziertheit waren Städter dumm. Blind für das Offensichtliche. Indem sie die Hunde vom Anwesen genommen hatten, um freie Bahn für die Inspizienten zu bekommen, gaben sie ihm alle Möglichkeiten, das Haus auf anderem Wege als dem vorgesehenen zu verlassen.
    Er stieg vom Tisch, nahm das Mädchen bei der Hand und führte es aus dem Raum. Dann blieb er stehen. Sie war vollkommen nackt. Selbst wenn sie in seinem Windschatten von hier entkam, würde ihr da draußen nur dasselbe blühen wie unten im Keller. Er wusste noch, wo die Frauenkammer war. Linker Hand im ersten Stock. Ihm gefiel der Gedanke, die Gefangene in Kleider der Frau oder Tochter des Hauses zu hüllen. Er zerrte sie dorthin. In völliger Dunkelheit suchte er etwas für sie aus. Ein langes Kleid, das nichts Durchsichtiges an sich hatte. Er drückte es ihr in die Hände, und sie tat nichts weiter, als daran zu schnuppern. Also nahm er es ihr wieder weg und zog es ihr einfach von oben über. Sie wehrte sich nicht, als er an ihren Armen riss, um sie durch die Träger zu führen. Das Kleid erschien ihm so kompliziert, dass ihn sein Vorhaben schon wieder zu ärgern begann, aber sie schaute ihn nur an und öffnete und schloss wie ein Fisch ihren furchtbaren zahnberaubten Mund. Das Kleid sah schief und ausgebeult aus an ihr. Er zerrte unten am Saum, bis es besser zu sitzen schien. Jetzt roch sie immer noch nicht wesentlich besser, aber um sie zu waschen, blieb ihnen keine Zeit.
    Er zögerte noch. Da er nun von Tleck keine Bezahlung mehr zu erwarten hatte, konnte er eigentlich die Gelegenheit nutzen und im Haus noch auf Beutesuche gehen. Vielleicht schon in diesem Zimmer. Die meisten wohlhabenden Städterinnen trugen gerne Schmuck, das war ihm schon oft aufgefallen.
    Aber es war ihm nicht wichtig genug. Geld und Wertgegenstände mochten anderen Menschen die Welt bedeuten, für ihn waren sie nur ein umständlicher Umweg. Wenn er etwas haben wollte, bezahlte er nicht dafür, er nahm es sich einfach. Und was nicht wert war, genommen zu werden, brauchte er nicht.
    Also nahm er das Fischmaulmädchen wieder bei der Hand und zerrte sie weiter ins Erdgeschoss.
    Dort suchte und fand er die Tür, die nach hinten hinausführte. Sie war abgeschlossen und würde beim Aufbrechen unnötigen Lärm verursachen. Es war viel einfacher, ein Fenster zu öffnen.
    Vorsichtig spähte er hinaus. Von den Hunden war tatsächlich nichts mehr zu sehen oder zu hören. Hinten links in den Büschen lauerte ein Schütze, schaute aber nach oben Richtung Dach. Rechts saß ein Inspizient auf der hohen Mauer, die das Grundstück umgab. Auch dieser schaute nach oben. Er schien keine Armbrust zu haben, sondern eher als Späher eingesetzt zu sein. Vor diesem musste man sich in Acht nehmen.
    Der Dieb, der nun überhaupt nichts Gestohlenes mehr bei sich hatte, stieß dem Mädchen vor die Brust und bedeutete ihr so abzuwarten, zückte seinen Säbel und schlüpfte durch das Fenster. Er drang zwischen die Schatten von Ziersträuchern und Gartenstatuen, als könnte er waagerecht durch die Dunkelheit tauchen wie durch ein Gewässer. Schon nach kürzester Zeit hatte er den in den Büschen lauernden Inspizienten erreicht, huschte von halbhinten an ihn heran und schnitt ihm mit dem Säbel sorgfältig die Kehle durch. Der Mann röchelte zuckend, bis er schlaff wurde und sein Mörder ihn ablegen konnte. Dann lief dieser geduckt zum Fenster zurück und half dem Mädchen hindurch. Sie war Grobheiten gewohnt und ließ es sich auch gefallen, dass er, während sie zum Toten liefen, eine Hand in ihren Haaren hatte und ihren Kopf nach unten drückte, damit sie dem Späher auf der Mauer nicht auffielen.
    An der Mauer nahm er das Mädchen an den Hüften und hob sie hinauf. Sie klammerte sich fest und zog sich hoch. Entkräftet, wie sie war, strampelte sie sich keuchend aufwärts. Er sprang neben ihr hoch und erreichte dank seiner nackten, das Klettern geübten Zehen die Mauerkrone noch vor ihr. Er zog sie hinauf und drückte dabei abermals ihren Kopf hinunter, der sich immer wieder in seine Richtung drehen und Grimassen schneiden wollte. Hinter der Mauer war niemand zu sehen. Er ließ sich hinunter und hob ihr seine Hände entgegen. Sie zögerte

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