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Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Barbarendämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Barbarendämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Nacht. Die Zeltstadt, in der der Bucklige sie alle zusammengelesen hatte, war kaum als Widerschein von Lagerfeuern zwischen entfernten Hügeln zu erahnen.
    Es roch eigenartig. Nach einer Soße, die sowohl Beeren als auch Kräuter enthielt, fand der Barbar.
    Dem Magistrat lief das Wasser im Munde zusammen.
    Der Jüngling mit der Laute wandte sich nach dem Barbaren um und sagte lächelnd: »Mich dünkt, am Ende unserer Reise sind wir vielleicht gar selbst die Speise?«
    Doch der Barbar reagierte nicht. Er verstand nicht, was der Jüngling umständlich schwatzte.
    Das Portal schimmerte im Mondlicht wie ein senkrechter See.
    Die Kartenlegerin hatte sich geziert.
    »Ich möchte mit dem Oligarchen und seinem Treiben nichts zu schaffen haben.«
    »Aber Ihr seid schön! Ihr könnt es dort oben sehr weit bringen! Mein Herr entlohnt sehr gut, er hängt nicht an seinem Golde, sondern vertritt die Auffassung, dass Gold unter die Erde oder unter die Leute gehört.«
    »Mir ist Unappetitliches über seine … Gewohnheiten zu Ohren gekommen.«
    »Eure Ohren werden dort oben mit nichts anderem belastet werden als mit lieblicher Musik.«
    »Aber meine Karten … sie verhießen mir zwar für heute eine Überraschung. Aber dass ich Vorsicht walten lassen muss.«
    »Jede Überraschung ist mit Vorsicht zu genießen. Aber genießen ist wahrhaftig das Schlüsselwort bei dieser.« Der Bucklige hatte eine Verbeugung angedeutet, die für seinen verwachsenen Leib erstaunlich tief zu Boden reichte.
    Sie hatte sich nicht mehr sehr lange geziert.
    Das Portal schimmerte im Mondlicht wie ein senkrechter See.
    Der Bucklige trat an das doppelflügelige Tor heran und betätigte den riesigen Türklopfer. Der Türklopfer stellte etwas dar, das die anderen noch nicht erkennen konnten.
    Von drinnen wurde geöffnet. Gleich beide Flügel schwangen auf, mehrere Diener mit silbern funkelnden Perücken und eng anliegenden dunklen Leibwesten und Strumpfhosen wurden sichtbar und schienen allein für das Portal zuständig zu sein.
    Der Bucklige kündigte seine Begleiter an: »Eine Zukunftskundige, einen Sänger und Dichter, einen Ordner und Behüter der Zeltstadt sowie einen Kommandanten des Krieges gegen die Wälder bringe ich euch.«
    Kristallines Licht leckte nach draußen wie eine gebrochene Welle, die Musik pustete und fauchte nun deutlicher. Wie volltönende Blasebalge, die ein Feuer anfachten. Tatsächlich schien es drinnen bedeutend wärmer zu sein als draußen.
    Beim Eintreten betrachtete der Barbar den Türklopfer noch einmal genauer. Es war ein massiver Eisenring, dessen Rund aus den ineinander verschlungenen Leibern von Menschen gestaltet war. Diese Menschen taten etwas miteinander, auf eine Art und Weise, die sämtliche Leiber zu einem großen Ganzen verband. Der Barbar betrachtete dies mit Interesse, aber die Diener baten ihn nun einzutreten, und der Ring bewegte sich beim Schließen der Tür von ihm weg nach draußen ins Kühle.
    Sie standen im silberädrigen Vestibül.
    Der Lautenspieler war einfach nur neugierig gewesen.
    »Ich habe sogar schon singen hören, wie seine Bälle die Sinne betören!«
    »Oh ja, mein Herr hat einen weitgerühmten Geschmack. Und zu jedem seiner Jahresfeste werden ein paar Handverlesene geladen, die noch nicht zum Kreis der Eingeweihten gehören. Die Betonung liegt auf: noch nicht.«
    »Wird es Tänze geben, Zuckerwerk? Spezereien, getürmt wie ein Berg?«
    »All dies und mehr.«
    »Tänze rinnen , leicht gewandet? Davon eine, die unachtsam in meinen Armen landet?«
    »Mehrere, wenn euch danach der Sinn steht.«
    »Wird es Tränke geben wie sonst nirgends? Geheimen, betörenden, rauschhaften Wirkens?«
    »All dies. Und mehr.«
    »Und werde ich dann, im Flirren und Mästen, selbst etwas geben dürfen zum Besten?«
    »Deshalb wählte ich Euch aus. Weil Euer Gesang mit seiner Zartheit den kunstsinnigen Ohren meines Herren schmeicheln muss.«
    »Dann will ich nicht weilen, will ich nicht säumen! Führt mich hinan zu den festlichen Räumen!«
    Sie standen im silberädrigen Vestibül.
    Die Neuankömmlinge wurden von einem ganzen Schwarm völlig gleich gekleideter Diener und Dienerinnen auf Waffen durchsucht.
    Die Kartenlegerin führte einen schmalen Dolch mit sich, um gegen die Zudringlichkeiten männlicher Kunden wehrhaft sein zu können. Dieser wurde ihr abgenommen.
    Der Barde hatte in seinem Stiefelchen ein Werkzeug versteckt, das ihm vielleicht, vielleicht aber auch nicht beim Stimmen seines Instrumentes behilflich sein

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