Barbarossa, Botticelli und die Beatles
geht, schlägt Metternichs Stunde. Der europäische Adel hofft, nicht nur des französischen Eroberers ledig zu sein, sondern auch den Geist der Französischen Revolution zu verjagen. Man will die alte Standeshierarchie und Staatlichkeit, die bis 1789 gegolten hatte, wiederherstellen. Metternich tut dafür sein Bestes, und es gelingt ihm, Österreich als neue Macht in Mitteleuropa zu etablieren.
Klemenz Wenzel Lothar von Metternich entstammt einem alten rheinischen Adelsgeschlecht und studiert als leichtlebiger Student Rechts- und Politikwissenschaften. Als französische Truppen im Rheinland einmarschieren, geht er nach Wien, heiratet eine Enkelin des ehemaligen Staatskanzlers Kaunitz und erhält Zugang zu den höchsten Kreisen.
Während der Regierungszeit von König Franz II., der sich als Franz I. 1804 zum ersten österreichischen Kaiser erhebt und 1806, bedroht von Napoleon, die Krone als letzter Kaiser desHeiligen Römischen Reiches Deutscher Nation niederlegt, beginnt Metternichs Aufstieg.
Im Jahr 1801 wird er kaiserlicher Gesandter in Dresden und geht zwei Jahre später in gleicher Funktion nach Berlin, wo er eine Koalition Österreichs und Preußens gegen Napoleon zu schmieden versucht. 1805 kommt das Bündnis endlich zustande, doch die Niederlage von Österreich und Russland in der Schlacht bei Austerlitz macht Metternichs Absichten zunichte.
Ein Jahr später ist er als Botschafter in Paris und sucht den Ausgleich mit dem übermächtigen Frankreich. Er entwickelt seine konservative Politik, entdeckt die Bedeutung von Presse und öffentlicher Meinung, knüpft Kontakte zu Joseph Fouché, einst gefürchteter führender Jakobiner in der Revolution, nun Napoleons Polizeiminister.
1809 wird Metternich nach der Niederlage gegen Napoleon im Fünften Koalitionskrieg österreichischer Außenminister. Zunächst vermittelt er zwischen Napoleon und der neuen Koalition aus Preußen und Russland und führt die Eheschließung der Kaisertochter Marie Louise mit Napoleon herbei. Als Napoleons Russlandfeldzug scheitert, tritt Metternich mit Österreich der Anti-Napoleon-Koalition bei, die den französischen Kaiser schließlich besiegt.
Zum Höhepunkt seines Schaffens wird der ab Herbst 1814 stattfindende Wiener Kongress zur Neuordnung der europäischen Staatenwelt. Dort gelingt ihm der Schulterschluss mit Großbritannien und Frankreich gegen Russland und Preußen, er verhindert ein vereintes Deutschland und schmiedet stattdessen den lockeren Deutschen Bund, in dem Österreich maßgeblichen Einfluss ausübt.
Die von Metternich initiierten Karlsbader Beschlüsse aus dem Jahr 1819 manifestieren die Restauration, die Wiederherstellung der alten Ordnung. Die Freiheits- und Einigungsbestrebungen in den nachfolgenden drei Jahrzehnten der Unterdrückung in nahezu ganz Mitteleuropa münden 1848 in Revolutionen in Frankreich, Italien und Deutschland. Auch in Österreich erhebt sich das Volk. Metternich wird daraufhin gestürzt und flieht ins Ausland.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel und der absolute Geist
Georg Wilhelm Friedrich Hegel lebt von 1770 bis 1831
Georg Wilhelm Friedrich Hegel will mit seiner Philosophie nicht weniger als das gesamte Denken in seiner Vielfalt und Entwicklung systematisch abbilden und deuten, dies in einer Zeit, die noch verstört ist von der Aufklärung, erschüttert von den Wirren der daran anknüpfenden Französischen Revolution und der anschließenden Eroberungswut Napoleons.
Mit einem Stipendium studiert Hegel, Sohn eines hohen Beamten des württembergischen Herzogs, Theologie im Tübinger Stift. Seine zeitweiligen Zimmergenossen sind Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Friedrich Hölderlin. Hegel wird Hauslehrer und 1801 Professor in Jena, dem Mittelpunkt des deutschen Geisteslebens jener Tage. Auch Schiller, Fichte, Tieck, Novalis und Schlegel arbeiten hier. 1806 flüchtet Hegel vor Napoleon, ist aber fasziniert, ein »solches Individuum zu sehen, das hier, auf einen Punkt konzentriert, auf einem Pferde sitzend, über die Welt übergreift und sie beherrscht«.
In Nürnberg wird er Gymnasialdirektor und lehrt ab 1816 Logik in Heidelberg, um zwei Jahre später an der Universität von Berlin Nachfolger Fichtes auf dessen Lehrstuhl zu werden. Obwohl sein Vortrag ermüdend ist, da er stets mit seinen Gedanken ringt, besuchen die Studenten scharenweise seine Vorlesungen. Bereits 1807 war sein vielleicht wichtigstes Werk Phänomenologie des Geistes erschienen.
Hegel ist bereits zu Lebzeiten der
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