Barbarossa, Botticelli und die Beatles
Philosoph, der mehr bewundert als verstanden wird. Er reibt sich an der Romantik, der in jenen Tagen populären Gegenbewegung zum Vernunftideal der Aufklärung, vor allem an deren Subjektivismus und der Tendenz, Geist und Sein nicht als Einheit zu betrachten. Für Hegel sind Denken und Sein identisch, ist die Wirklichkeit eine Erscheinungsform des Geistes, genauer: des sich allmählich entfaltenden Weltgeistes Gottes.
Der Einzelne in seinen Taten ist für Hegel nur ein Werkzeug des Weltgeistes, der sich in einem vorherbestimmten Prozess nach und nach entfaltet. Alle Handlungen von Individuen, alle Umwälzungen und Grausamkeiten der Menschheitsgeschichte sind darin nur Stadien. Für Hegel gilt: »Die Reihe seiner Taten ist der Mensch selbst« und: »Was ihre Taten sind, das sind die Völker.«
Den preußischen Staat sieht Hegel als eine weitere Stufe im Wirken dieses höheren Prinzips. »Alles Vernünftige ist wirklich, und alles Wirkliche ist vernünftig«, sagt er. Diesen absoluten Idealismus greift später Karl Marx auf und entwickelt ihn zum Materialismus, der Abfolge von Klassenkämpfen bis hin zur Befreiung in der kommunistischen Gesellschaft.
Caspar David Friedrich: Gegenimpuls durch die Romantik
Caspar David Friedrich lebt von 1774 bis 1840
Mit der Romantik entwickelt sich eine geistige Gegenbewegung nicht nur zur vermeintlichen Entzauberung des Daseins durch die Aufklärung, sondern auch zu den gesellschaftlichen Entwicklungen jener Tage. Die Romantik reagiert auf die Industrialisierung und die egalitären Ideale der Französischen Revolution, aber auch auf die Restauration im Wiener Kongress und die damit verbundene Unterdrückung nationaler Bewegungen und liberaler Ideen. Die Romantik ist der Rückzug des Individuums in das Gefühl. Mysterium und Geheimnis treten dem Rationalismus entgegen. Dies schlägt sich nieder in der Lyrik des deutschen Dichters Friedrich Hölderlin, im literarischen Werk des Briten Lord Byron oder in der Erfindung des Schauerromans seiner Freundin und Landsfrau Mary Shelley ( Frankenstein ). Die Romantik lebt in der Musik des Deutschen Robert Schumann oder des Polen Frédéric Chopin. Und in der Malerei ist Caspar David Friedrich neben dem Briten William Turner vermutlich ihr bedeutendster Vertreter.
Caspar David Friedrich wächst in Greifswald auf, das seinerzeit zu Schweden gehört. Sein Vater ist Seifensieder. Caspar David studiert Malerei in Kopenhagen und Dresden. Er kommt in Kontakt mit Goethe, der wohl das ein oder andere gute Wort für ihn einlegt. Das preußische Königshaus und der russische Großfürst Nikolaus, der spätere Zar Nikolaus I., erwerben mehrere seiner Werke.
Der Klassizismus, der repräsentative, die Antike aufgreifende Stil der Revolution und Napoleons, hat für Friedrich »wenig Anziehung, eben weil ich das innige geistige Durchdrungensein des Künstlers von der Natur vermisse«.
Die Natur wird in der Romantik zum Spiegel des menschlichen Empfindens und oft zum Gleichnis, besonders bei dem religiösen, scheuen und in sich gekehrten Caspar David Friedrich. Seine Natur- und Landschaftsgemälde wirken metaphysisch, scheinen weit mehr zu erzählen als das Bild, das sie darstellen: Der Mönch am Meer , Winterlandschaft mit Kirche , Kreidefelsen auf Rügen , Der Wanderer über dem Nebelmeer . Die Menschen, die er malt – oft nur Silhouetten und Rückenfiguren – sind in der Betrachtung überwältigender Natur versunken. Ihre Kleidung verrät Gesinnung. Es sind altdeutsche Trachten, die in der liberalnationalen Bewegung getragen werden, der sich Caspar David Friedrich verbunden fühlt: zurückgenommene Farben, eng anliegende Gehröcke mit Puffärmeln. Die Männer tragen weite Hosen und Barett, die Frauen bodenlange, hochgeschlossene Kleider mit Stehkragen.
Das Wrack zwischen den Schollen im Gemälde Das Eismeer symbolisiert die zerstörten Hoffnungen liberaler Ideen, in dem Gemälde Die Lebensstufen halten Kinder eine schwedische Fahne hoch. Schweden gilt als Land der Freiheit.
Carl Friedrich Gauß und die Höhen der Mathematik
Carl Friedrich Gauß lebt von 1777 bis 1855
Schon zu seinen Lebzeiten erkennt man sein Genie. Doch erst als sein Tagebuch 1898 entdeckt, gesichtet und ausgewertet wird, beginnt man die wahre Tragweite seines geistigen Könnens zu ermessen.
Carl Friedrich Gauß ist ein Wunderkind. Er selbst sagt, er habe das Rechnen vor dem Sprechen gelernt. Bereits als Dreijähriger korrigiert er die Lohnabrechnungen seines Vaters, einem Mann,
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