Barbarossa, Botticelli und die Beatles
Lehrer getötet, sondern auch zum Niedergang der Stadt geführt. Platons Traum ist ein Staat, der auf der »Herrschaft der Besten« aufbaut. Gedanklich bereitet er damit den Boden für eine autoritäre Staatsauffassung.
Platon ist 28 Jahre alt, als Sokrates stirbt. Er geht auf Reisen, berät beim Versuch, seine Staatsideen in die Praxis umzusetzen, zeitweise den Tyrannen von Syrakus und wird vermutlich zwischenzeitlich versklavt. Um 387 v. Chr. kehrt er nach Athen zurück und erwirbt einen Garten im Hain, in dem das Grab des Helden Akademos liegen soll. Dort gründet er eine Schule. Sie wird fast 1000 Jahre bestehen. Der Name des Hains überträgt sich mit der Zeit auf die Schule, und so entsteht die erste Akademie, Vorbild für spätere Universitäten und Denkschulen.
Der Nachwelt hinterlässt Platon ein umfangreiches schriftliches Werk. Fast alles ist in Dialogen verfasst, in denen zahlreiche Personen auftreten. Aus deren Worten filtert die Nachwelt Platons Überlegungen heraus wie auch aus denen seines Lehrers Sokrates. Platon ist der Philosoph der Ideen und bringt das Ideal in die Philosophie. Für ihn gibt es eine Welt des Ewigen (der Ideen) und eine Welt der wechselnden Erscheinungen. Dies verdeutlicht er im Höhlengleichnis, das uns als Beobachter einer Höhlenwand sieht, auf der wir nur die von einem Feuer geworfenen Schatten der tatsächlichen Dinge erkennen. Platon sagt: Wir sehen nur die Abbilder der Ideen und somit auch nur Abbilder des Vollkommenen.
Einem besseren Sein können wir nahekommen, indem wir den Ideen nachspüren. Zu Annäherungen verhelfen uns die Kunst und die Musik, noch mehr aber die Philosophie, da sie sich direkt mit den Ideen beschäftigt. Durch seine Art der Auseinandersetzung mit den Ideen begründet Platon die Metaphysik. Er teilt ein in das, was wir glauben zu erkennen, und in das, was tatsächlich existiert. Die Erforschung der Dinge, der Körper, ist für ihn zweitrangig.
Aristoteles untersucht das System des Seins
Aristoteles lebt von ca. 384 bis 322 v. Chr.
Einer der Musterschüler Platons ist Aristoteles aus dem thrakischen Provinzstädtchen Stageira. Aristoteles ist 20 Jahre lang an der Akademie ein enger Vertrauter seines Lehrers, bleibt aber auch ein Außenseiter. Er liest weit mehr als die anderen Schüler und pflegt anders als diese einen den Genüssen zugewandten Lebensstil.
Vor allem aber: Aristoteles zieht aus den Lehren seines Meisters vollkommen andere Schlüsse. Während Platon die Menschen eher skeptisch sieht, sind sie für Aristoteles im Grunde gut. Die von Platon als Sinnbild des Vollkommenen gesehenen Ideen bezeichnet Aristoteles als allgemeine Begriffe. Aristoteles vertraut den Sinnen und der Beobachtung der einzelnen Dinge. Er ist überzeugt, durch Erforschung des tatsächlich Vorhandenen werden wir die Welt, das Leben, das Dasein besser begreifen. Überspitzt gesagt, betrachtet Aristoteles die Welt, wie sie ist, und nicht, wie sie sein soll.
Und so ist Aristoteles auch Beobachter, Forscher und Kategorisierer, während Platon ganz und gar Denker ist.
Mit dem Widerstreit der Ansichten von Aristoteles und denen Platons entsteht die Schlüsselfrage der abendländischen Philosophie und Wissenschaft: Spüren wir der Betrachtung des Einzelnen nach oder folgen wir dem Allgemeinen, den Ideen?
Platon ernennt schließlich nicht Aristoteles, sondern einen anderen, weniger bedeutenden Schüler zu seinem Nachfolger als Leiter der Akademie. Tief verletzt verlässt Aristoteles Athen, geht nach Atarneus, einer Stadt in Kleinasien, und heiratet die Tochter des dortigen Herrschers. Um 342 v. Chr. wird er am Königshof des aufstrebenden Makedonien, wo bereits sein Vater als Arzt tätig gewesen war, Lehrer des jungen Prinzen Alexander, den man später den Großen nennen wird. Zwei Jahre darauf kehrt Aristoteles nach Athen zurück. Er gründet seine eigene Schule, das Lykeion, das sich im Wort Lyzeum wiederfindet.
Aristoteles hinterlässt ein Werk, das im Umfang das seines Lehrers Platon weit übersteigt und dessen Einfluss auf das Denken der Menschheit unübertroffen ist. Kaum ein Wissensgebiet auslassend, ordnet er nicht nur die Philosophie, sondern die gesamten Wissenschaften. Das über 300 Jahre nach Aristoteles entstehende Christentum wird das Denken von Aristoteles in den Klöstern des Mittelalters aufgreifen und die abendländischeWelt bis ins 17. Jahrhundert auch zu einer aristotelischen machen. Dabei hilft seine Auffassung von Gott als Geist, der über die
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