Barbarossa, Botticelli und die Beatles
in der Schlacht an der Newa. Zum Dank erhält er den Beinamen Newski. Kurz danach muss er allerdings wegen eines Streits mit den adeligen Bojaren Nowgorod verlassen. Doch schon 1242 ist Nowgorod erneut in Not. Alexander wird zurückgeholt und schlägt mit seinem Bruder Andrej in der Schlacht auf dem zugefrorenen Peipussee im heutigen Estland abermals den Deutschen Orden.
Derweil ist 1238 das Großfürstentum Wladimir unter den Einfluss eines Enkels Dschingis Khans geraten, des Großkhans Batu Khan, der 1235 das mongolische Teilreich der Goldenen Horde gegründet hat. Von Batu Khans Gnaden regiert in Wladimir nun ein Onkel Alexanders, bis Alexander selbst bei Batu Khan dessen Absetzung und seine eigene Ernennung zum Regenten des Großfürstentums erreicht. Die Macht muss er sich allerdings mit seinem Bruder Andrej teilen. Als dieser wiederum eine Allianz gegen die Mongolen zu schmieden versucht, intrigiert Alexander bei Batu Khan auch gegen ihn. Andrej wird abgesetzt und Alexander 1252 zum Großfürsten von Wladimir erhoben.
Als Vasall der Goldenen Horde setzt Alexander das neue Steuersystem der Mongolen grausam durch und beschneidet die Macht der Bojaren. Immer wieder flammen Aufstände gegen die mongolischen Steuereintreiber auf. Deshalb unternimmt Alexander 1262 einen Beschwichtigungsbesuch bei Berke Khan, dem Nachfolger Batu Khans. Dort hält man ihn lange fest. Er stirbt schwer erkrankt auf der Rückreise.
In Russland wird Alexander Newski, der Land und Kultur mit Schwert, Mut und Realpolitik vor den Bedrohungen aus dem Westen und dem Osten bewahren konnte, verehrt. 1547 spricht ihn die orthodoxe Kirche heilig.
9. Das Spätmittelalter
Thomas von Aquin versucht Wissen und Glauben zu vereinen
Thomas von Aquin lebt von ca. 1225 bis 1274
Thomas, geboren auf einem Schloss bei Aquino und aus neapolitanischem Kleinadel stammend, wird als 5-jähriger Knabe im Benediktinerkloster Monte Cassino in die Ausbildung gegeben. Später studiert er an der Universität von Neapel, lernt die Schriften von Aristoteles kennen und tritt 1243 dem der Armut verpflichteten Dominikanerorden bei, der seit 1232 tatkräftig die beginnende kirchliche Inquisition unterstützt. Viele Dominikaner sind, anders als Thomas, bei den Verfolgungen, Folterungen und Morden der Inquisition willfährige Vollstrecker. Im Volksmund werden sie zu den Domini canes , den »Hunden des Herrn«.
Thomas’ Familie ist entsetzt von seiner Ordenswahl und hält ihn ein Jahr im Schlossturm gefangen. Schließlich soll ihm seine Schwester ein Seil gegeben haben, mit dem er sich aus dem Gefängnis befreit. 1245 sendet ihn der Dominikanerorden nach Paris, wo er bei dem großen Dominikaner-Gelehrten Albertus Magnus studiert. Drei Jahre später folgt Thomas ihm nach Köln.
Albertus Magnus und sein Schüler Thomas sind die großen katholischen Aristoteles-Interpreten in der Folge von Averroës und Moses Maimonides. In seinem gewaltigen, aber unvollendeten Werk Summa theologiae verbindet Thomas das Werk des Aristoteles mit dem Glauben der spätmittelalterlichen Kirche und macht dies zur Lehrmeinung der katholischen Kirche bis ins 20. Jahrhundert.
Thomas wird im Laufe seines Gelehrtenlebens zu einem der einflussreichsten Theologen und Philosophen der Menschheit und zum bedeutendsten Vertreter der Scholastik, die in der Hochscholastik die Fähigkeit perfektioniert, Widersprüche der Bibel aufzulösen, indem deren Aussagen andere Bedeutungsebenen gegeben werden. Mal erklärt man eine Aussage der Bibel als nur symbolisch gemeint, mal nur für einen bestimmten Zusammenhang gültig.
Während Thomas’ Lehrer Albertus Magnus eine Synthese der Ideen von Aristoteles und Platon anstrebt, beseitigt Thomas die platonischen Elemente. Er will, ganz Scholastiker, den Rationalismus von Aristoteles mit dem Glauben der christlichen Offenbarung versöhnen. Für ihn ist die Vernunft die Vorstufe des – nicht beweisbaren – Glaubens. Wissen und Glaube schließen sich für Thomas nicht aus, sondern stehen im Einklang: Beide sind die Kräfte, die zur Wahrheitsfindung führen, denn sie kommen von Gott.
Thomas macht die Deduktion – man schließt vom Allgemeinen auf das Besondere – zum Prinzip. Er arbeitet unermüdlich. Oft soll er drei oder vier Sekretären gleichzeitig diktiert haben. Angesichts der Fülle seiner Schriften war das auch nur so möglich. Thomas stirbt 1272 auf der Reise zum Zweiten Konzil in Lyon.
Kublai Khan und der Höhepunkt des Mongolenreichs
Kublai Khan lebt von
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