Barbarossa, Botticelli und die Beatles
nicht die Hälfte von dem erzählt, was ich gesehen habe, da keiner mir geglaubt hätte.«
Osman I. und der Anfang des Osmanischen Reiches
Osman I. lebt von ca. 1259 bis 1326
Osman ist der Herrscher eines Clans im nordwestlichen Anatolien. Seine Religion ist der Islam. 1299 erklärt er sein Volk für unabhängig von den ebenfalls türkisch-sunnitischen Seldschuken. Deren im 11. Jahrhundert gegründetes Reich hat lange die muslimische Welt beherrscht. Zur Zeit seiner größten Ausdehnung erstreckte es sich über die heutige Türkei, den Irak und Iran bis hinein nach Zentralasien. Nun aber befindet es sich durch Erbstreitigkeiten und Mongoleneinfälle im Verfall.
Das Jahr der Unabhängigkeitserklärung Osmans gilt als das Gründungsjahr des nach ihm benannten Osmanischen Reiches.Sein Herrschaftsgebiet von ursprünglich nur etwa 1500 Quadratkilometern erweitert er nach und nach durch erfolgreiche Kriegszüge auf das Zehnfache. An Verwandte, Gefolgsleute und verdiente Heerführer vergibt er Lehen. Die ursprüngliche nomadische Lebensweise seines Volkes weicht der Sesshaftigkeit.
Schon früh beschließt Osman, die Christen in seinem Herrschaftsgebiet zu beschützen, was als ein bedeutender Faktor für die erfolgreiche Ausdehnung seines Reiches gesehen wird. Osmans Sohn Orhan gelingt es, die Fläche um das Dreifache zu erweitern. Er erobert auch erstmals Gebiete auf dem europäischen Kontinent. Orhan gründet die Elitetruppe der Janitscharen und trägt als erster osmanischer Herrscher den Titel des Sultans.
Das Osmanische Reich wird über Jahrhunderte bestehen und das christliche Europa mehrfach existenziell bedrohen. Es endet erst 1923, als Kemal Atatürk die Türkische Republik ausruft.
Dante Alighieri bringt Volkssprache, Mensch und Abendland in die Literatur
Dante Alighieri lebt von 1265 bis 1321
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts erreicht in Mitteleuropa das höfische Versepos seinen Höhepunkt. Dazu beigetragen haben unter anderem der ein Jahrhundert zuvor entstandene Artusroman des Franzosen Chrétien de Troyes und der Tristan Gottfrieds von Straßburg.
Im Umfeld des Rittertums entstehen in Frankreich die Troubadourdichtung und in Deutschland der Minnesang, deren bedeutendster Protagonist Walther von der Vogelweide wird. Der Italiener Dante Alighieri knüpft an die französische Tradition an, zeigt der Literatur aber neue Wege. Er blickt über den höfischen Tellerrand hinaus und beschreibt, wie der Mensch über die Welt staunt.
Dante ist der Sohn einer in bescheidenen Verhältnissen lebenden florentinischen Adelsfamilie. Er heiratet, wird Vater mehrerer Kinder, doch in seiner Dichtung verehrt er eine andere Frau als die Mutter seiner Kinder. Er nennt sie Beatrice. Sie ist gleichen Alters wie er. Mit neun Jahren sieht er sie zum ersten Mal, mit 20 erwidert sie erstmals seinen Gruß. Fünf Jahre später stirbt Beatrice.
Italien ist in jenen Jahren zerrissen in Einzelstaaten und leidet unter den Machtkämpfen von Papst und Kaiser. Dante mischt als politischer Beamter aktiv mit, ist 1301 unter anderem florentinischer Gesandter bei Papst Bonifaz VIII., der die Herrschaft über Florenz gewinnen will. Tatsächlich setzt sich die Partei der papsttreuen Guelfen gegen die der reichstreuen Ghibellinen durch. Dante, in Diensten der Unterlegenen, wird in Abwesenheit zum Tode verurteilt und geht ins Exil. Verona, Venedig, Genua sind Stationen eines in den nächsten Jahren rastlosen Lebens.
Ab 1303 verfasst Dante Schriften zur Politik und zum Wissen seiner Zeit. Seine eigentliche Leidenschaft gilt jedoch den Künsten. Zu seinen Freunden gehört der Maler Giotto di Bondone, einer der entscheidenden Wegbereiter der italienischen Renaissance. Dantes Hauptwerk ist das seit 1303 über viele Jahre bis unmittelbar vor seinem Tod in Ravenna in toskanischer Mundart verfasste Versepos Divina Commedia , deutsch: Die Göttliche Komödie . Darin beschreibt er in drei Teilen (Hölle, Fegefeuer, Paradies) die Wanderung eines Ich-Erzählers zu Gott. An der Schwelle zum Paradies trifft dieser Beatrice wieder. Eine Komödie nennt Dante sein Werk, weil es nach seiner Aussage schrecklich beginnt, aber wundervoll endet.
Nicht nur das Italienische, die Volkssprache selbst, wird durch Dante zur Literatursprache. Dante Alighieri ist Wegbereiter der Literatur der Renaissance und des beginnenden Humanismus. Der glühende Dante-Verehrer und -popularisierer Giovanni Boccaccio verfasst knapp drei Jahrzehnte nach Dantes Tod das Decamerone , der von
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