Barbarossa, Botticelli und die Beatles
Hof gewinnen. Die berühmteste und einflussreichste Mätresse in der Geschichte aber wird eine Generation später Madame de Pompadour.
Geboren wird sie als Jeanne-Antoinette Poisson. Als ihr Vater gilt offiziell ein bürgerlicher Heereslieferant, tatsächlich ist sie wohl die Tochter eines reichen Bankiers, der später auch ihre Vormundschaft übernimmt. Die 20-Jährige wird mit einem reichen Seignieur d’Étoilles verheiratet, den sie nicht liebt. Immerhin ist sie nun aber gut versorgt und ihren gewöhnlichen Namen los.
Eine Wahrsagerin hat bereits dem kleinen Mädchen vorausgesagt, sie werde eines Tages die Mätresse König Ludwigs XV. werden. Später als Madame de Pompadour gewährt Jeanne der Wahrsagerin eine Leibrente.
Jeanne versucht die Aufmerksamkeit des Königs zu gewinnen. Von den Jagdgesellschaften, zu denen sie erscheint, wird sie allerdings von der damaligen Geliebten des Königs entfernt. Erst als diese stirbt, bekommt die ehrgeizige junge Frau 1745 aufeinem Maskenball ihre Chance. Bald ist sie nicht nur die erste Bürgerliche, die zur offiziellen Mätresse ernannt wird, sondern erhält, zur Marquise Pompadour in den Adelsstand erhoben, einen Landsitz und ein eigenes Wappen.
Die Pompadour sympathisiert offen mit den französischen Aufklärern. Sie fördert Diderots und d’Alemberts Enzyklopädie-Projekt, Voltaire ist einer ihrer Favoriten. Ihr umfassend gebildeter Leibarzt François Quesnay erkennt die Widersprüche und Gefahren der Wirtschaftspolitik des Merkantilismus, die den Adel bedient, aber das Volk verarmen lässt.
Die Pompadour ist die Verkörperung des Barock und Rokoko. In zahlreichen Porträts lässt sie sich darstellen und versucht in dem verspielt blumig-bunten Stil der gezeigten Pracht ihre Macht zu unterstreichen. Doch ihre Jugend schwindet. Sie kämpft um ihren Platz, hat schlaflose Nächte. Der König verstößt sie nicht, lässt aber nach ihrem Tod wissen, er habe sich nur nicht von ihr getrennt, weil er ihren Selbstmord fürchtete. Die politische Macht der Pompadour war wohl geringer, als lange Zeit angenommen wurde, ihr kultureller Einfluss als Förderin der Aufklärung und der Künste jedoch groß.
Mit der Madame Dubarry, die knapp drei Jahrzehnte später während der Französischen Revolution unter der Guillotine ihr Leben aushaucht, endet das Mätressenwesen.
Immanuel Kant und die Grenzen der Erkenntnis
Immanuel Kant lebt von 1724 bis 1804
Weit entfernt von der Flitterwelt von Versailles und Madame de Pompadour, meist nur in Männerkreisen philosophierend, führt Immanuel Kant auf den ersten Blick das Leben des weltabgewandten Gelehrten.
Ein Pastor ermöglicht dem Kind aus bescheidenen Verhältnissen den Besuch einer Lateinschule. Ab 1740 studiert Kant Mathematik und Physik in seiner Heimatstadt Königsberg, die er während seines ganzen Lebens kaum verlassen wird und wenn, dann nur zu kurzen Ausflügen in die nähere Umgebung. Nach Ende des Studiums verdient er den Lebensunterhalt als Hauslehrer, promoviert, habilitiert, will an der Universität lehren, bleibt aber mit seinen Bewerbungen zunächst erfolglos. Rufe an Hochschulen in anderen Städten lehnt er ab.
Kant weiß um seine Schwäche, um sein feinsinniges Gemüt, den schwachen Körper. Er lebt nach einem strengen Zeitplan, und es heißt, die Königsberger hätten ihre Uhren nach seinen Spaziergängen gestellt. »Alle Veränderung macht mir bange«, begründet er in seiner schriftlichen Antwort seine Ablehnung des Rufes an den renommierten Philosophielehrstuhl in Halle.
1770 wird er endlich Professor für Logik und Metaphysik in Königsberg. Seine Schriften haben ihn mittlerweile bekannt gemacht. Nun aber vergehen über zehn Jahre, in denen er kaum etwas veröffentlicht. Man fragt ihn, bedrängt ihn. Aber Kant antwortet in vertrautem Kreis, dem »leichteren und beliebteren Felde«, das ihn selbst so oft reize, wolle er sich nicht zuwenden, ehe er die schwereren Wege nicht geebnet habe. Er verzichtet in dem, was er nun ausarbeitet, auch auf den leichteren Stil, den seine Briefe verraten, und den geistreichen Witz, den er in persönlichem Umgang oft entfaltet haben soll. Kant geht es um die Präzision des Gedankens und nicht darum, den Leser um jeden Preis zu gewinnen.
Schließlich erscheint 1781 sein bahnbrechendes Buch Kritik der reinen Vernunft . Mit diesem Werk schafft Kant eine kopernikanische Wende, beginnt einen vollkommen neuen Abschnitt der Philosophie. Im Kern sagt Kant, der Mensch könne nur eine
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