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Barcelona 01 - Der Schatten des Windes

Barcelona 01 - Der Schatten des Windes

Titel: Barcelona 01 - Der Schatten des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafon
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Helden des Roten Kreuzes und regimetreue Beamte tragende Rollen spielten. Unter dem Titel Kommando Mut publizierten wir auch Bildergeschichten von amerikanischen Soldaten, die unter der Jugend Furore machten, welche nach Helden gierte, die aussahen, als äßen sie an sieben Tagen der Woche Fleisch. In Sanmartís Sekretärin hatte ich eine gute Freundin gewonnen, eine Kriegswitwe namens Mercedes Pietro, zu der ich bald eine vollkommene Affinität empfand, so daß ich mich mit ihr durch einen Blick oder ein Lächeln verständigen konnte. Mercedes und ich hatten vieles gemeinsam: Wir waren zwei Frauen auf Abdrift, umgeben von toten Männern oder solchen, die sich vor der Welt versteckt hielten. Sie hatte einen siebenjährigen, an Muskeldystrophie erkrankten Sohn, den sie durchbrachte, wie es immer ging. Noch war sie keine zweiunddreißig, und doch war ihr das Leben an einzelnen Runzeln abzulesen. In all diesen Jahren war sie der einzige Mensch, dem ich alles zu erzählen, mein ganzes Leben offenzulegen versucht war.
    Sie sagte mir, Sanmartí sei ein Busenfreund des täglich mit neuen Orden ausgezeichneten Chefinspektors Francisco Javier Fumero. Beide gehörten einer sich wie ein Spinnenetz über die ganze Stadt ausbreitenden Clique von Emporkömmlingen an. Die neue Gesellschaft. Eines schönen Tages erschien Fumero im Verlag, um seinen Freund abzuholen, mit dem er zum Mittagessen verabredet war. Unter irgendeinem Vorwand versteckte ich mich im Archivraum, bis die beiden verschwunden waren. Als ich an meinen Arbeitsplatz zurückkehrte, warf mir Mercedes einen vielsagenden Blick zu. Von da an warnte sie mich jedesmal, wenn Fumero im Büro erschien, so daß ich mich verstecken konnte.
    Es verging kein Tag, ohne daß mich Sanmartí zum Abendessen, ins Theater oder Kino einlud. Ich antwortete immer, zu Hause erwarte mich mein Mann und auch seine Frau mache sich bestimmt schon Sorgen, es sei spät geworden. Señora Sanmartí, kaum mehr als ein austauschbares Möbelstück, das in der Zuneigungsskala ihres Gatten sehr viel weiter unten rangierte als sein Bugatti, schien ihre Rolle in dieser Operettenehe ausgespielt zu haben, sowie das Vermögen des Schwiegervaters in Sanmartís Hände gelangt war. Mercedes hatte mir schon gesagt, woher der Wind wehte. Sanmartí, dessen Konzentrationsfähigkeit im Raum und in der Zeit begrenzt war, begehrte frisches, noch unbeschautes Fleisch und richtete seine donjuanesken Kaprizen auf die jeweils Neue, in diesem Fall auf mich. Er zog sämtliche Register, um mit mir ins Gespräch zu kommen.
    »Wie ich höre, ist dein Mann, dieser Moliner, Schriftsteller … Vielleicht interessiert es ihn, ein Buch über meinen Freund Fumero zu schreiben, für das ich auch schon einen Titel habe: Fumero, Geißel des Verbrechens oder Das Gesetz der Straße. Was meinst du, Nurieta?«
    »Ich danke Ihnen herzlich, Señor Sanmartí, aber Miquel steckt tief in einem Roman, und ich glaube, in diesem Moment kann er nicht …«
    Sanmartí brach in schallendes Gelächter aus.
    »Ein Roman? Mein Gott, Nurieta … Der Roman ist doch tot und begraben. Das hat mir neulich ein Freund erzählt, der eben aus New York zurück war. Die Amerikaner sind dabei, etwas zu erfinden, was Fernsehen heißt und wie Kino ist, aber zu Hause. Da wird es keine Bücher und keine Messe mehr brauchen, rein gar nichts. Sag deinem Mann, er soll die Romane lassen. Wenn er wenigstens einen Namen hätte, Fußballspieler oder Torero wäre … Na, was hältst du davon, wenn wir im Bugatti nach Castelldefels fahren, um eine Paella zu essen und über all das zu diskutieren? Du mußt natürlich schon auch etwas dazu beitragen … Du weißt ja, daß ich dir gern helfen möchte. Und auch deiner Seele von Mann. Wie du weißt, ist in diesem Land ohne Beschützer nichts zu wollen.«
    Ich begann mich wie eine Fronleichnamswitwe zu kleiden oder wie eine dieser Frauen, die das Sonnenlicht mit Todsünde zu verwechseln scheinen. Ich kam mit einem Haarknoten und ungeschminkt zur Arbeit. Aber trotz meiner Kniffe überschüttete mich Sanmartí weiterhin mit seinen Anspielungen, immer begleitet von einem schmierigen Lächeln. Ich führte zwei, drei Einstellungsgespräche für einen andern Job, aber bald sah ich mich jeweils einer neuen Spielart Sanmartís gegenüber. Einer von ihnen machte sich die Mühe, Sanmartí anzurufen und ihm zu sagen, ich suche hinter seinem Rücken eine Stelle. Von meiner Undankbarkeit verletzt, zitierte er mich in sein Büro, griff mir an die

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