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Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels

Titel: Barcelona 03 - Der Gefangene des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Ruiz Zafón
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mit eingezogenem Schwanz wieder zurück.«
    Der Geistliche schwieg lange. Sie tranken den Kaffee-Ersatz aus, und um den armen Pater aufzumuntern, der mit jeder Minute ein wenig mehr in sich zusammensank, schenkte sich Fermín eine zweite Tasse ein.
    »Schmeckt er Ihnen wirklich?«
    Fermín nickte.
    »Soll ich Ihnen die Beichte abnehmen?«, fragte der Geistliche auf einmal. »Jetzt ohne Spaß.«
    »Seien Sie nicht beleidigt, Pater, aber ich glaube nicht an diese Dinge …«
    »Aber vielleicht glaubt Gott an Sie.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Man braucht nicht an Gott zu glauben, um zu beichten. Das ist eine Sache zwischen Ihnen und Ihrem Gewissen. Was haben Sie denn zu verlieren?«

    Zwei Stunden lang erzählte Fermín Pater Valera alles, was er seit seiner Flucht aus dem Kastell vor über einem Jahr für sich behalten hatte. Der Geistliche hörte ihm aufmerksam zu und nickte gelegentlich. Schließlich, als er sich ausgeschüttet hatte und eine zentnerschwere Platte losgeworden war, die ihn seit Monaten, ohne dass er sich dessen bewusst gewesen war, zu ersticken drohte, zog Pater Valera einen Flachmann aus einer Schublade und schenkte ihm seine letzten Reserven ein, ohne erst zu fragen.
    »Erteilen Sie mir die Absolution nicht, Pater? Gibt’s bloß einen Schluck Cognac?«
    »Das kommt aufs selbe heraus. Und außerdem bin ich nicht mehr der Richtige, um zu vergeben oder zu richten, Fermín. Aber ich glaube, es hat Ihnen gutgetan, all das loszuwerden. Was haben Sie denn jetzt vor?«
    Fermín zuckte die Schultern.
    »Wenn ich zurückgekommen bin und also Kopf und Kragen riskiere, dann wegen des Versprechens, das ich Martín gegeben habe. Ich muss diesen Anwalt suchen und danach Señora Isabella und diesen Jungen, Daniel, und sie beschützen.«
    »Wie denn?«
    »Ich weiß es nicht. Es wird mir schon was einfallen. Anregungen werden entgegengenommen.«
    »Aber Sie kennen sie ja überhaupt nicht. Es sind bloß Fremde, von denen Ihnen ein Mann erzählt hat, den Sie im Gefängnis kennengelernt haben …«
    »Ich weiß. Wenn man es so sagt, klingt’s verrückt, nicht wahr?«
    Der Geistliche schaute ihn an, als könnte er durch seine Worte hindurchsehen.
    »Ist es nicht vielleicht so, dass Sie so viel Elend und Niedertracht bei den Menschen gesehen haben, dass Sie jetzt etwas Gutes tun möchten, und sei es noch so verrückt?«
    »Und warum nicht?«
    Valera lächelte.
    »Ich wusste ja, dass Gott an Sie glaubt.«

7
    Am nächsten Morgen verließ Fermín die Wohnung auf Zehenspitzen, um Pater Valera nicht zu wecken, der mit einem Band Machado-Gedichte in der Hand auf dem Sofa eingeschlafen war und schnarchte wie ein Kampfstier. Bevor er ging, drückte er ihm einen Kuss auf die Stirn und legte das Geld auf den Esstisch, das der Geistliche in eine Serviette gewickelt und in seinen Koffer geschmuggelt hatte. Dann verlor er sich in sauberen Kleidern und mit reinem Gewissen treppab – und mit der Entscheidung, wenigstens noch ein paar Tage weiterzuleben.
    Als an diesem Tag die Sonne aufging, fegte eine vom Meer kommende Brise den Himmel stählern blau, und lang fielen die Schatten der Passanten auf den Boden. Fermín brachte den ganzen Vormittag damit zu, durch die Straßen zu gehen, an die er sich erinnerte, vor Schaufenstern stehen zu bleiben und sich auf Bänke zu setzen, um hübschen Mädchen zuzusehen, und hübsch waren für ihn alle. Am Mittag besuchte er eine Kneipe an der Mündung der Calle Escudellers, unweit des Restaurants Los Caracoles angenehmen Gedenkens. Die Kneipe hatte bei den mutigsten, unzimperlichsten Gaumen den unglücklichen Ruf, die billigsten Sandwiches von ganz Barcelona feilzubieten. Der Trick bestehe darin, sagten die Experten, nicht nach den Ingredienzen zu fragen.
    Elegant gewandet wie ein richtiger Herr und mit einer dicken Rüstung aus zusammengefalteten Vanguardia- Exemplaren unter den Kleidern, um sich Würde, einen Anflug von Muskulatur und Billigwärme zu verschaffen, setzte sich Fermín an die Theke, und nachdem er die Liste der für die bescheidensten Börsen und Mägen erschwinglichen Köstlichkeiten studiert hatte, leitete er eine Verhandlungsrunde mit dem Kellner ein.
    »Ich habe eine Frage, junger Mann. Bei der Tagesspezialität, Mortadella- und Cornellà-Wurst-Sandwich mit Bauernbrot, ist es Brot mit frischer Tomate?«
    »Soeben geerntet in unserem Gemüsegarten in El Prat, hinter der Schwefelsäurefabrik.«
    »Ein Spitzenbouquet. Und sagen Sie mir, guter Mann, haben Sie Vertrauen zu

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