Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
Jacharthis von oben bis unten. Sein Blick glitt über die schlanke Taille des Elfen zu den durchtrainierten Schultern und die Muskelstränge seiner Arme und Beine entlang. »Ich würde ihn nicht zum Armdrücken herausfordern.«
»Du?« Cirano sah verächtlich auf den mageren Jüngling hinab. »Du bist auch kein Maßstab!«
Imares nahm die Bemerkung gelassen und lief hinter den anderen her.
Cirano blieb zurück. Nachdenklich blickte er auf die Gruppe und besonders auf den Elfen.
»Ich traue ihm nicht«, flüsterte er und nur die Spinne, welche in ihrem Netz über der Tür hockte, konnte ihn hören. »Er kommt mir irgendwie bekannt vor, als wäre ich ihm schon einmal begegnet. Und das bedeutet bei mir in der Regel nichts Gutes.«
Missmutig die Luft ausstoßend, stapfte er hinter seinen Gefährten her. Solange dieser Elf in der Nähe war, würde er jede seiner Bewegungen scharf beobachten.
Unter einer Falltür kam eine Treppe zum Vorschein, die hinab in eine ins Erdreich gegrabene Kammer führte. Einer nach dem anderen kletterten die Gefährten in die Tiefe. Der unterirdische Raum war bis zur Decke gerammelt voll mit allerhand makaberen Eisengerätschaften. An einer Wand lehnte eine zerbrochene Schlachtbank. Daneben standen mehrere teils lecke Bierfässer.
Sindra ließ enttäuscht die Schultern hängen. »Schätze?«, murrte sie unwillig.
»Für einen leidenschaftlichen Sammler von Folterinstrumenten vielleicht«, überlegte Cirano und trat ein paar Schritte in den Raum. Mehrere Ratten fühlten sich gestört und suchten quiekend das Weite. Nur eine von ihnen blieb zurück. Sie sah sich wohl verpflichtet, eine Lache halb getrockneten Bieres zu verteidigen, und baute sich wütend fauchend vor dem Krieger auf. Cirano beförderte sie mit einem Fußtritt an die Wand.
»Ich werde dieses Loch nicht für dich durchsuchen!«, grollte er zu dem Halbling-Mädchen gewandt.
Sindra konnte es ihm nicht verübeln. Sie selbst war nicht bereit, auch nur einen Schritt weiter in dieses stinkende Erdloch zu gehen. Nicht für alle Juwelen, auf die zu finden sie die Hoffnung bereits aufgegeben hatte.
»Ich werde es tun.«
Die Gefährten drehten sich zu dem Elfen um, der an die Seite der Treppe gelehnt dastand und den Aufgang bewachte.
Aster schüttelte entschieden den Kopf. »Ihr könntet Euch an einer dieser bösen Gerätschaften verletzen. Das ist die Sache nicht Wert!«
»Ich werde sie nicht einmal berühren«, versicherte Jacharthis ihr. Er schloss die Hand um das goldene Amulett auf seiner Brust.
Sindra und Aster schrien entsetzt auf, als der Körper des Elfen plötzlich Feuer fing. Die Katze stürzte vor, ohne wirklich zu wissen, was sie dagegen tun wollte, und stolperte beinahe über den Vogel, der plötzlich dort saß, wo eine Sekunde zuvor noch der Elf gestanden hatte.
»Ach, das hatte ich vergessen, euch zu erzählen!« Linara lehnte sich gelassen gegen die Wand. »Er kann sich in einen Phönix verwandeln.«
Jacharthis stieß zur Bestätigung einen lang gezogenen Schrei aus, flog auf und gelangte mit wenigen Flügelschlägen über die Köpfe der verdutzten Gefährten. Cirano verlor vor Schrecken beinahe das Gleichgewicht, als der Phönix dicht über ihn hinwegsegelte.
Jacharthis kreiste einige Male durch die Kammer, landete schließlich auf dem Stapel Bierfässer und neigte den langen Hals, um den Raum zu überblicken. Mit einem erneuten Aufschrei glitt er von seinem Hochsitz und verschwand irgendwo hinter einem Wald eigenwillig gezackter Speere. Geklapper wurde laut. Eine der Waffen geriet ins Wanken, fiel und brachte die anbei lehnende aus dem Gleichgewicht. Der Phönix tauchte heftig mit den Flügeln schlagend wieder auf, während die Speere um ihn her kippten und zu Boden fielen.
Mit einem erschrockenen Aufschrei riss Sindra die Hände in die Luft. »Nein! Kommt sofort zurück! Hört auf damit! Das ist es nicht wert!«
Bereitwillig ihrer Aufforderung folgend, wendete Jacharthis und segelte direkt auf Sindra zu. Diese stieß erneut einen Schrei aus, als sie den rotgoldenen Vogel auf sich zurasen sah, taumelte zurück und stieß unsanft gegen die Wand.
Etwas knackte.
Sindra erstarrte zur Salzsäule. Sie konnte spüren, wie sich die Wand bewegte. Leises Schaben war zu hören, gefolgt von misstönendem Quietschen. Es erinnerte Sindra an das Gartentor auf der Drachenfarm – Atharis hatte ihr schon vor Wochen aufgetragen, die Angeln zu ölen. Sobald sie zu Hause war, würde sie das gleich als Erstes
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