Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
großen Schritt zurück und nickte nur verhalten.
»Dann ist Sirvathek tot?«, fragte Sindra hoffnungsvoll. Der Zusammenstoß mit dem Ork hatte ihre Abenteuerlust für den Rest dieser Woche – und vermutlich auch der darauf folgenden – gestillt, und es störte sie nicht im Mindesten, sollte sie diesen Ort verlassen, ohne den berüchtigten Ogerschamanen jemals zu Gesicht bekommen zu haben.
»Sofern er kein Nekromant ist, steht er nicht mehr auf«, bestätigte Linara.
Asters Blick wanderte von Linara zu Jacharthis und blieb dort hängen. »Ihr habt den großen Ogermagier gemeinsam erledigt?«
Der Elf schüttelte den Kopf. »Ich war verhindert«, gestand er. »Linara hat Sirvathek alleine platt gemacht.«
Linara musste ob seiner Wortwahl grinsen. Der Oger war in der Tat bedenklich zerdrückt. Ihr Lächeln wurde noch breiter, als ihr Ciranos Blick auffiel, in dem sich sowohl Unglaube als auch Anerkennung widerspiegelten.
Sindra klatschte begeistert in die Hände. »Lasst uns nach oben gehen! Sicher gibt es dort Schätze! Juwelen!«
»Nein!«, rief Linara rasch, da sie fürchtete, Sindra würde tatsächlich versuchen, den Stein auf der Stirn des Ogers zu bergen. »Nein, es gibt dort oben nur allerhand schleimige, eklige Dinge, die ich dir lieber erspare. Ich habe den Raum durchsucht. Das Einzige, was ich fand, war er.« Sie zeigte auf den Elfen. »Und die hier.« Ein anerkennendes Raunen ging durch die Gruppe, als Linara die Zwillingsschwerter hochhielt. »Und die behalte ich als meinen Anteil«, fügte sie schnell hinzu und steckte die Waffen zurück an den Gürtel.
»Und was ist mit meinem Anteil?«, maulte Sindra. »Immerhin war ich es, die euch hier hergeführt hat.«
»Ihr seid wegen Schätzen gekommen?«, fragte Jacharthis.
Cirano brummte. »Deinetwegen sind wir jedenfalls nicht gekommen, Elf.«
Jacharthis nahm die Bemerkung mit einem gleichmütigen Nicken hin. Ihm war klar, dass seine Rettung ein glücklicher Zufall war.
Nur Aster warf dem Krieger bitterböse Blicke zu.
»Dann waren Eure Mühen vergebens«, bemerkte der Elf.
Sindra schnappte hörbar nach Luft. »Was soll das heißen?«
»Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, Sirvathek würde Gold und Juwelen horten. Er war gewiss ein Gauner und ein Mörder. Aber er war nicht reich.«
»Woher willst du das wissen?«, fauchte Cirano, der sich um seinen Lohn betrogen fühlte und in dem Elfen einen willkommenen Sündenbock sah.
»Nun, immerhin habe ich mir drei Jahre lang das Wohnzimmer mit ihm geteilt. Wenn es versteckte Schätze gäbe, wüsste ich es.«
»Und selbstverständlich würdest du dieses Wissen für dich behalten. Und sobald du uns abgewimmelt hast, holst du dir die Reichtümer für dich allein«, schlussfolgerte Cirano.
»Nein, ich führe Euch sogar zu dem einzigen Lagerraum, den es meines Wissens nach hier gibt. Und sollten wir dort tatsächlich etwas von Wert finden, könnt ihr alles für Euch behalten. Mein größter Schatz ist meine Freiheit, mehr begehre ich nicht.«
Cirano war damit nicht zufrieden. »Woher sollen wir wissen, dass du die Wahrheit sagst?«
»Hat das Wort eines Elfen keinen Wert mehr in dieser Welt?« Jacharthis sah zu Linara, die betroffen den Blick senkte. Sie hätte sagen können, dass Cirano eine besondere Abneigung gegen das Volk der Elfen und alle magischen und halbmagischen Geschöpfe hatte. Doch letztendlich war sie dem Elfen mit demselben Misstrauen begegnet, wie es nun der Krieger tat, und sie fühlte sich auf gewisse Weise schuldig.
»Für mich hat es noch nie mehr Wert gehabt«, knurrte Cirano.
Jacharthis seufzte. »Ihr könnt gerne hierbleiben und nach verborgenen Kammern suchen, auch wenn es Zeitverschwendung ist. Ich werde Euch nicht daran hindern.«
Aster schob sich vor Cirano, bevor dieser noch etwas erwidern konnte. »Führt uns zu dem Lagerraum.«
Der Elf nickte und ging, vorbei an dem jetzt zerrissenen Vorhang, in den angrenzenden Raum.
Imares blieb mit Cirano zurück, während Sindra, Aster und Linara wie aufgescheuchte Bienen um den Elfen schwirrten.
»Sie verhalten sich wie kleine Schulmädchen. Das ist lächerlich!«, knurrte Cirano.
»Nun ...« Imares sah Jacharthis in einer Mischung aus Bewunderung und Neid hinterher. »Du kannst nicht leugnen, dass er wirklich nicht schlecht aussieht.«
Der Krieger schnaubte verächtlich. »Er ist mager und zerbrechlich wie alle Elfen. Männlichkeit ist etwas anderes.«
»Na, ja!« Imares legte den Zeigefinger an sein Kinn und musterte
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