Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
aufgesprungen wäre.
»Es soll nicht so erscheinen, dass ich meinen Leuten nicht traue. Doch Aster kann aufgrund ihrer Vergangenheit nicht allzu wählerisch sein, was ihren Umgang betrifft. Und Linara hat mehr Erfahrung im Umgang mit Tieren als mit Menschen … und mit Elfen.«
Jacharthis schwieg und Atharis fuhr fort: »Deshalb würde ich mir selbst gerne ein Bild von Euch machen, wenn Ihr erlaubt.«
Der Elf blickte zur Seite, zur Tür. »Das wird nicht nötig sein. Ich habe bereits angeboten, zu gehen.«
»Weshalb? Habt Ihr etwas zu verbergen?« Atharis richtete sich auf und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
»In meinem Kulturkreis ist es nicht üblich, Fremden seine Lebensgeschichte zu erzählen«, bemerkte der Elf kühl. Seine Augen suchten weiterhin die Tür.
Atharis nickte. »Ich versichere Euch, dass ich die Gebräuche der Elfen respektiere. Und es steht Euch selbstverständlich frei zu gehen. Niemand hat versucht, Euch aufzuhalten. Trotzdem seid Ihr noch hier.«
»Aster wollte …«, begann Jacharthis, doch Atharis fiel ihm ins Wort.
»Ich denke, dass Ihr im Grunde gar nicht gehen wollt. Was ich Euch kaum verübeln kann. Als Elf seid Ihr sicher nicht abgeneigt, die Nähe der Natur zu suchen. Aber ein hohler Baum irgendwo im Wald …? Verzeiht, doch Eure gewählte Ausdrucksweise verrät mir, dass Ihr kein Einsiedler seid – oder es zumindest nicht immer wart.«
Der Elf öffnete den Mund, wohl um etwas zu erwidern, doch Atharis brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
»Ich bin geneigt, Euch Euren Wunsch zu erfüllen und Euch als Gast aufzunehmen, zumindest, bis Ihr vollständig genesen seid. Aber dazu muss ich mir sicher sein, dass niemand hier um seine Habe oder gar um sein Leben fürchten muss.«
»Worte werden kaum ausreichen, meine Aufrichtigkeit zu beweisen«, bemerkte Jacharthis und sah sein Gegenüber zum ersten Mal direkt an. »Dennoch kann ich kaum mehr tun, als ich bereits tat. Ich habe Linara im Kampf gegen Sirvathek beigestanden, oder es zumindest versucht. Genauso wie ich es gegen den Dämon getan habe. Wäre ich daran interessiert, einem Eurer Gefährten das Leben zu nehmen, hätten sich mir bereits einige Gelegenheiten geboten. Ebenso bin ich jetzt im Besitz meiner Waffen, Ihr jedoch nicht. Ich würde Eure Gastfreundschaft nicht ausschlagen. Doch ich versichere Euch, dass ich das größere Risiko trage. Immerhin kann ich von zumindest einem Eurer Gefährten mit Gewissheit behaupten, dass er mir nicht wohlgesonnen ist.«
Atharis konnte nicht anders, als zustimmend zu nicken. Immerhin wusste er sehr genau, von wem der Elf sprach. »Er wird es nicht wagen, Euch etwas anzutun. Zum einen steht er unter meinem Kommando, zum anderen steht Ihr unter Asters Schutz. Würde er Euch töten, würde er weder auf der Seite des Gesetzes noch bei den Diebesgilden länger sicher sein.«
Jacharthis fiel es nicht schwer, seine Schlüsse daraus zu ziehen. Immerhin hatte sich Aster als recht gesprächig erwiesen, weshalb er zumindest andeutungsweise um ihre dunklen Wurzeln wusste. »Ihr sprecht also für das Gesetz von Silbersee, während Aster Einfluss in der Unterwelt der Stadt zu haben scheint. Welche Rolle spielt Linara? Sie vertritt nicht das Volk der Elfen.«
Atharis musterte sein Gegenüber eingehend. »Sie ist meine Schwester.«
»Ihr seid ein Halbblut?«, fragten Jacharthis’ Lippen, bevor sein Verstand sie daran hindern konnte. Er verschwendete keinen Gedanken daran, dass es andersherum sein könnte. Linara war eine Vollblutelfe, daran bestand für ihn kein Zweifel. Und schließlich war Atharis auch ein Name, der seinen Ursprung im alten Elfischen hatte.
»Adoptivschwester«, gab Atharis Auskunft.
»Ihr tragt einen geschichtsträchtigen Namen, Menschensohn«, bemerkte Jacharthis.
»Ein Feldherr des Krieges der Elfen, ich weiß. Er starb im letzten Gefecht, in dem die Siath in die Schatten getrieben wurden. Dennoch fließt in meinen Adern das Blut der Menschen – unvermischt, soweit ich es zurückverfolgen kann.«
»Ich bin beeindruckt«, sagte Jacharthis und meinte das Wissen des Menschenmannes um die Geschichte der Elfen. »Und wie kamt Ihr dann zu einer elfischen Schwester?«
»Mein Vater hat sie adoptiert.« Atharis kniff misstrauisch die Augen zusammen. Das Interesse des Elfen an Linara behagte ihm überhaupt nicht. »Aber für meine Liebe zu ihr spielt es keine Rolle, welchem Volk sie angehört. Seid versichert, dass ich aufpassen werde, dass niemand meiner kleinen
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