Bardenlieder von Silbersee - Die Drachenreiter 1: Schicksalsschlaege (German Edition)
es blieben wohl nicht viele am Leben, die das bezeugen konnten – genauso, wie diese Schwerter nur ein Gerücht blieben. Ich frage mich, wie sie in das Schwarzbachtal gekommen sind.« Er gab ihr die Waffe zurück. »Sei vorsichtig damit! Diese Klingen sind ebenso nützlich, wie sie für ihren Träger gefährlich sein können. Die Legende besagt, eine Magie würde in ihnen wohnen, die eine Gabe des letzten Goldenen Drachens war. Wenn man die Klingen der Schwerter übereinander kreuzt, sollen sie sich mit elektrischer Energie laden, die entweder als Elektroschock bei einer Berührung abgegeben werden kann, oder man lädt sie so lange auf, bis es möglich ist, einen Blitzstrahl abzuschießen. Doch sei gewarnt, abgesehen von ihrem ursprünglichen Besitzer ist niemand bekannt, der die Kraft gehabt hätte, die Schwerter zu kontrollieren.«
Die Elfe sah fragend von den Schwertern zu ihrem Ziehvater und wieder zurück. Makantheo, der das übermütige Leuchten in ihren Augen bemerkte, meinte lächelnd: »Du wirst ohnehin keine Ruhe finden, bevor du es nicht versucht hast. Ich habe es dir nicht verboten, sondern dich nur ermahnt, vorsichtig zu sein. Ich kann nicht abschätzen, wie stark die Kräfte in diesen Waffen sind. Fehlgeleitete Magie könnte dich töten.«
Linara schob das Eichhörnchen von ihrem Schoß und stand auf. Die Sonne versank hinter den Wipfeln der Bäume und ihr rotgoldenes Licht spiegelte sich auf den scharfen Schneiden der Drachenschwerter, als die Elfe sie hob und vor sich kreuzte.
Zuerst geschah überhaupt nichts. Linara blickte fragend zu ihrem Lehrmeister zurück und ein Anflug von Enttäuschung zeigte sich auf ihrem Gesicht. Der alte Mann zuckte ratlos die Achseln.
Doch dann begannen kleine, blaue Blitze vom Kreuzungspunkt der Schwerter ausgehend den Stahl auf und ab zu laufen. Die Waldelfe starrte fasziniert auf das Schauspiel. Nach und nach wurden die Klingen zur Gänze in einen blau leuchtenden Nebel eingehüllt. Linara lächelte triumphierend und zog die Schwerter auseinander. Da begannen die Blitze die Waffen hinauf über die Parierstangen zu kriechen, bis sie schließlich das Heft erreichten und nach den Händen der Elfe tasteten. Linara sah entsetzt zu, als das blaue Licht nach ihren Fingern leckte. Mit einem Schmerzensschrei schleuderte sie die Waffen von sich.
Makantheo seufzte enttäuscht und begann seine Pfeife zu stopfen, während die Waldelfe vor ihm auf dem Boden kauerte und stöhnend ihre Hände in das kühle, feuchte Gras presste. Es verging eine Weile, bevor sie wieder aufstand und die Schwerter einsammelte.
»Die Zauberwörter heißen Willenskraft und Konzentration«, erklärte er beiläufig, ohne von seinem Tabak aufzusehen. »Von Erstem solltest du mehr als genug besitzen, an Zweitem hat es dir schon immer gemangelt. Du musst ihnen zeigen, wer ihr Herr ist und stärker als ihre Magie sein.«
Mit scheinbar geringem Interesse verfolgte er, wie seine Tochter einen neuen Versuch startete – und erneut fielen die Zwillingsschwerter zu Boden. Makantheo lehnte sich zurück. Das konnte eine ganze Weile so weitergehen, soviel war sich der alte Lehrmeister sicher. Linara würde sich niemals freiwillig von ihren eigenen Waffen geschlagen geben. Doch da er nicht ernsthaft fürchtete, dass es ihr das Leben kosten könnte, sah er keinen Grund zur Beunruhigung. Er hatte stets davon abgesehen, Schmerzen, die sich ein Schüler in einem Übungskampf zuzog, mit Mitleid zu vergelten. Und seiner Meinung nach war dies nicht mehr als eine weitere Lektion für die junge Elfe.
Vorsichtig bewegte Linara ihre Finger. Die Verbrennungen, die sie sich im Kampf mit Sirvathek zugezogen hatte, waren kaum verheilt. Und nun waren durch die fehlgeleiteten magischen Entladungen der Drachenschwerter neue hinzugekommen.
Linara biss die Zähne zusammen und schloss ihre Hände um die Hefte ihrer Waffen. Nachdem sie mehrere Male tief durchgeatmet hatte, legte sie die Klingen erneut übereinander.
Sie musste sich voll und ganz auf die Waffen konzentrieren und nicht die ganze Zeit daran denken, dass sie sich eigentlich konzentrieren sollte. Auf diese Weise funktionierte es nicht, wie sie nun mehrmals feststellen hatte können.
Abermals begannen kleine, blaue Blitze die Klingen entlang zu laufen und schon hatten sie die Parierstangen erreicht.
»Nein, diesmal nicht«, knurrte Linara. Sie sah dermaßen grimmig auf die magische Elektrizität nieder, als könnte sie ihr Angst einjagen.
Tatsächlich wichen
Weitere Kostenlose Bücher