Barins Dreieck
zusammengeschnürt, als würde darin etwas wachsen, anschwellen, sich ausbreiten und langsam die Atemwege verschließen ... oder war es ein äußerer Druck, etwas, das meinen Hals umklammerte, ein paar unsichtbare, unmerkliche Hände, die langsam meinen Kehlkopf hinten gegen die Nackenwirbel drückten?
Oder beides? Warum eigentlich nicht?
Ich reckte mich über den Tisch vor, und es gelang mir, das Fenster zu öffnen. Kühle, feuchte Luft strömte mir plötzlich übers Gesicht, und die Symptome ließen nach. Wieder schaute ich auf die letzten Zeilen.
Friijs, Marr und Kasparsen.
Ich schaute auf die Uhr. Zehn Minuten nach fünf. Um mich herum, außerhalb meines engen Lichtkreises, war die Nacht immer noch schwarz. Plötzlich durchschnitt eine Frage mein frisch erwachtes Bewusstsein.
Was zum Teufel tat ich eigentlich hier?
Warum saß ich zu dieser Tageszeit in einem Hotelzimmer in einer fremden Stadt? Unter dem Baum stehen die Pferde?
Innerhalb weniger Sekunden stand mir alles klar vor Augen.
Friijs, Marr ...
Ich hatte gut drei Stunden Zeit. Es gab keine Zeit zu verlieren.
Als ich mich draußen auf dem Markt ins Auto setzte, hatten die Glocken am Kampanile gerade halb sechs geläutet, aber immer noch war es weit bis zur Morgendämmerung.
16
Eine Reise in der Finsternis
Das wurde eine Höllenreise, ich kann sie nicht anders beschreiben. Diese dunklen, kurvigen Heidewege, diese Müdigkeit, die zu einer schwarzen, bedrohlichen Wolke in mir anschwoll. . . hinter den Augen schmerzte das Schlafbedürfnis, und in regelmäßigem Abstand tauchten alle möglichen Bilder und Phantomgestalten am Rand der Scheinwerferkegel des Autos auf – Tiere, die mitten auf der Straße auf mich zusprangen, Schatten, die sich auftürmten und wieder verschwanden, plötzliche Hindernisse, die aus dem Nichts entstanden und sich auflösten, als ich mitten durch sie hindurch fuhr.
Mehrere Male war ich gezwungen, anzuhalten und aus dem Auto zu steigen, um mich wach zu halten. Ich lief ein paar Meter, machte zehn Liegestütz, wusch mein Gesicht mit schmutzigem Schnee oder Tau vom Gras und von den niedrigen Büschen, die am Straßenrand wuchsen.
Einmal wäre ich auch fast vom Weg abgekommen, ich glaube, das war kurz, bevor ich Weid erreichte. In einer scharfen Kurve verlor ich die Herrschaft über das Auto, die Räder kamen ins Schlingern und holperten auf den Rollsplitt am Straßenrand, Äste und Zweige kratzten über die rechte Seite, und eine Sekunde lang erwartete ich nur noch den letzten Knall.
Ich glaube, ich schloss sogar die Augen und hielt den Atem an.
Trotzdem kam ich nach Hause. Bei der Einfahrt nach K- fand ich einen die Nacht über geöffneten Fernfahrertreff, so eine Einrichtung, die sicher schon seit mehreren Jahrzehnten in meiner Stadt existiert hatte, ohne dass ich eine Ahnung davon hatte. Es war ja erst sieben, also hatte ich noch viel Zeit, sowohl, um ein ordentliches Frühstück zu mir zu nehmen, als auch, um mir in den Sanitäranlagen meine Müdigkeit abzuwaschen.
Ein nervöses Jucken lag unter meiner Haut auf der Lauer, als ich durch das Portal des Elementar ging, eine Art flimmernder Juckreiz, so ein Gefühl war das, und ich dankte der Vorsehung, das ich nur eine Doppelstunde vor mir hatte.
Normalerweise habe ich donnerstags vier Stunden, aber gerade in dieser Woche war die naturwissenschaftliche Oberprima auf Studienreise zum Brennerinstitut nach Chadów.
Die Schule war immer noch fast leer; noch war es eine halbe Stunde bis zur ersten Lektion. Einem Uneingeweihten mag es merkwürdig erscheinen, dass mehr als neunzig Prozent aller Menschen, die an unserem Gymnasium arbeiten und studieren, es vorziehen, mit einem Spielraum von höchstens fünf Minuten zu erscheinen, aber so ist es nun einmal. Ich weiß nicht, wie das an anderen Arbeitsplätzen ist, aber es sollte mich nicht wundern, wenn es dort ähnlich aussieht. Die Leute wollen nicht arbeiten, so einfach ist das ... noch schneller pflegt sich die Schule wieder zu leeren, die letzte Unterrichtsstunde endet um 15.45 Uhr, und um 16 Uhr findet sich meistens keine Menschenseele mehr in den Gebäuden.
Warum ich das erzähle?, fragen Sie sicher. Das frage ich mich auch. Vielleicht ist es in erster Linie eine Frage der Nerven, wie ich annehme.
Auf jeden Fall stieß ich auf niemanden außer dem Hausmeister und Frau Humperdinck, Chemie und Mathematik, die wie üblich dasaß und die Druckfehler im heutigen »Neuwe Blatt« unterstrich.
Im Filmdepot fand
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